Wolfenbüttel/Braunschweig. Rund ein Drittel aller Notrufe, die über die Nummer 112 eingehen, sollen gar keine echten Notfälle sein, sondern Lappalien von Patienten, die den Rettungsdienst zum Beispiel aus Gemütlichkeit ausnutzen. Das ergebe, wie das ARD-Magazin „Plusminus“ berichtet, die Auswertung von Protokollen einer Rettungs-Assistentin des Deutschen Roten Kreuzes. In Braunschweig und Wolfenbüttel bestätigen sich diese Zahlen allerdings nicht.
Auf ganz Deutschland hochgerechnet wäre ein Notruf-Missbrauch in einem solchen Ausmaß ein gewaltiges Steuergelder-Loch. „Plusminus“ errechnet Kosten von rund 560 Millionen Euro pro Jahr für Fälle, bei denen der Einsatz eines Rettungswagens eigentlich gänzlich überflüssig war.
Notruf-Missbrauch in unserer Region
Die Region Braunschweig-Peine-Wolfenbüttel scheint von dem Trend des Notruf-Missbrauchs allerdings weitestgehend verschont zu bleiben. Rainer Keunecke, Pressesprecher der Stadt Braunschweig, stellt nämlich klar: „In der integrierten Rettungsleitstelle Braunschweig-Peine-Wolfenbüttel gibt es kein großes Problem mit missbräuchlichen Notrufen.“ Von den rund 14.000 Anrufen, die in der Region pro Monat bei der Notfall-Nummer 112 eingehen, benötigen zwar circa 20 Prozent gar keinen Einsatz von Feuerwehr oder Krankenwagen, das liegt aber nur in den seltensten Fällen an einem bewussten Missbrauch der Anrufer. Herr Keunecke erklärt: „Etwa 75 Prozent der Anrufe, die nicht zu einem Einsatz führen, sind versehentliche Anrufe (sogenannte „Taschenhandys“), bei denen es zu keinem Gespräch kommt.“ Solche Anrufe sind vor allem den Smartphones zu verdanken, bei denen das Notruf-Icon auch bei Tasten- und Display-Sperre funktioniert. Mit rund 50 „Taschenhandy“-Fällen pro Tag sind solche Fehlanrufe zwar relativ zahlreich, bedeuten aufgrund ihrer kurzen Dauer aber normalerweise keine große Belastung für die Leitstelle des Rettungsdienstes.
Beratung und Vermittlung statt Unfug-Meldung
Knapp 13 Prozent der Anrufe, die nicht zu einem Einsatz führen, sind Beratungsgespräche, in denen dringende Fragen von Patienten beantwortet werden, zum Beispiel, wo das nächstliegende Krankenhaus, oder die nächste geöffnete Apotheke zu finden ist. Weitere 12 Prozent der Anrufer haben sich lediglich in der Notruf-Nummer vertan und wollten eigentlich die Polizei oder den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst erreichen, wohin sie dann vermittelt werden. Bei lediglich 0,5 Prozent der Fälle handelt es sich tatsächlich um einen vorsätzlichen Missbrauch, worunter zum Beispiel auch Scherzanrufe fallen.
Wie das Beispiel des städtischen Klinikums Braunschweigs zeigt, gibt es aber auch in unserer Region den Trend dahin, dass immer mehr Patienten den Dienst einer Notaufnahme in Anspruch nehmen, auch wenn ein Besuch beim Hausarzt ohne weiteres ausgereicht hätte. Mehr zu diesem Thema gibt es hier.
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