Braunschweig. Sechs Schulen starten in Braunschweig ein Pilotprojekt, das einen Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit in der Bildung leistet. „buddY – Aufeinander achten. Füreinander da sein. Miteinander lernen“ fördert emotionale und soziale Kompetenzen gleichrangig zu kognitiven Fähigkeiten und erweitert die Rolle der Lehrkräfte.
Sie werden zu Lernbegleiterinnen und –begleitern, deren Handeln und Haltung noch stärker an den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler ausgerichtet ist. Teil nehmen die Grundschule Bültenweg, die Grundschule Wenden, das Gymnasium Martino-Katharineum, die Hans-Würtz-Schule, die Hauptschule Sophienstraße, und die Realschule Sidonienstraße. Die Leiterinnen und Leiter der Schulen haben am Mittwoch die entsprechende Vereinbarung mit der Stadt Braunschweig unterzeichnet.
Armutsfolgen abfedern
Stadträtin Dr. Andrea Hanke, Dezernentin für Soziales, Schule, Gesundheit und Jugend: „Die Stadt Braunschweig hat es sich zur Aufgabe gemacht, Armutsfolgen bei Heranwachsenden systematisch abzufedern und ihnen durch fördernde Strukturen und Angebote präventiv zu begegnen. Bildung ist ein wichtiger Eckpfeiler für den sozialen Aufstieg und für die Verwirklichung von individuellen Lebenschancen. Daher gehört es zu den Leitlinien des Kommunalen Handlungskonzeptes Kinderarmut „Braunschweig für alle Kinder“, dass wir jedem Kind einen erfolgreichen Bildungsweg sichern und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen wollen. Hierbei kommt der Schule eine wichtige Rolle zu. Gemeinsam mit EDUCATION Y ist eigens für Braunschweig ein buddY-Programm-Konzept mit einem systemischen Ansatz entwickelt worden, das mit allen Schulformen arbeitet. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf einer Schulentwicklung, die die Stärkung der Kinder und Jugendlichen in ihren emotionalen und sozialen Kompetenzen in den Focus stellt.“
Das Projekt wird in Höhe von 315.000 Euro auf Beschluss des Beirates Kinderarmut aus dem Braunschweiger Fonds für Kinder und Jugendliche finanziert, und zwar aus der Großspende des Braunschweiger Unternehmers Friedrich Knapp über eine Million Euro. Diese wird, wie mehrfach berichtet, für Resilienz-Projekte eingesetzt, um nachhaltige positive Wirkungen für arme Kinder zu erzielen.
Potenziale der Schüler erkennen
Die Potenziale der Schüler zu erkennen und zu entfalten, aber auch ihre Resilienz zu fördern, ist der rote Faden von „buddY“. Das Programm unterstützt und begleitet Schulen in ihren Entwicklungsprozessen, damit Schülerinnen und Schüler die zukunftsrelevanten Handlungskompetenzen erwerben können, die sie für ein auskömmliches Leben und für die gesellschaftliche Teilhabe brauchen. Es möchte dazu beitragen, dass sich Bildungserfolg und Teilhabechancen besonders für jene Kinder verbessern, die aus Familien mit niedrigem Sozialstatus kommen, und bietet Schulen dafür eine ganzheitliche Begleitung und methodische Beratung. In Braunschweig fokussiert das buddY-Programm intensiv auf die Schulleitungen. Mit einem auf die Leitungsebene ausgerichteten Coaching und zusätzlichen Modulen zum Beziehungserlernen erweitert sich der methodische Ansatz von buddY, um systemische Veränderungen nachhaltig zu gestalten.
Sechs Braunschweiger Schulen machen sie jetzt auf den Weg. Sie nehmen am buddY-Training teil, welches in den nächsten zwei Jahren einiges an Veränderungen mit sich bringt. Das Training integriert vorhandene Schulprojekte, die Schülerinnen und Schüler stärken, und unterstützt die gesamte Schule mit dem Ziel, neue Ansätze zu entwickeln, die insbesondere die Resilienzfaktoren der Schülerschaft fördern. Indem Schülerinnen und Schülern sich selbstwirksam erleben können, indem sie erleben mit dem eigenen Können und Engagement etwas zu bewirken, stärkt das Programm den positiven Selbstwert und die Problemlösefähigkeiten der Heranwachsenden.
Schüler gestalten mit
In Braunschweig stützt sich das Programm dabei auf die Prinzipien des bundesweit bewährten buddY-Grundlagentrainings, das auf einem ganzheitlichen Bildungsverständnis basiert und neben Partizipation, Peergroup-Education und Selbstwirksamkeit auch lebensweltorientierte Ansätze in Schule fördert. Wichtig ist dabei: Die Veränderungsprozesse an ihren Schulen übernehmen die Lehrkräfte oder Schulleitungen nicht allein, sondern die Schülerinnen und Schüler selbst gestalten mit.
Anke Kliewe, Mitglied im Vorstand von EDUCATION Y: „Das buddY-Programm von EDUCATION Y ist ein Programm für Schulen, welches die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen in den Fokus aller Aktivitäten rückt. Ziel ist es, chancengerechte Zugänge und Bildungswege zu ermöglichen und besonders jenen Kindern eine stigmatisierungsfreie und haltgebende Schulstruktur zu bieten, die es dringend benötigen. Wir möchten mit den Schulen gemeinsam ein lernförderliches und partizipatives Miteinander fördern und Heranwachsenden in ihren Fähigkeiten, eigeninitiativ und selbstständig zu lernen und zu leben, stärken. Daran arbeiten wir mit den Schulleitungen, den pädagogischen wie erzieherischen Fachkräften, den Schülerinnen und Schülern und den Eltern.“
Schule als Gesamtsystem
Anja Throm, Leitung buddY-Programm von EDUCATION Y: „Weil es maßgeblich ist, wie Fachkräfte in der Schule mit Kindern in Beziehung treten, wie sie deren Ideen, Wünsche und Vorstellungen vom Lernen aufgreifen, wie sie die Kinder motivieren – ist das Beziehungslernen der Kern des buddY-Programms. In Braunschweig fokussieren wir dabei auf die Schule als Gesamtsystem und stellen sie in den Mittelpunkt unserer Fortbildung. Zwei Jahre werden wir nun schulformübergreifend mit den sechs Braunschweiger Schulen zusammenarbeiten, um eine zielgerichtete und selbstständige Entwicklung zu ermöglichen, in deren Zentrum die Potentiale der Kinder und Jugendlichen stehen. Damit verbinden wir auch das Ziel, dass das Programm eine Strahlkraft in die Kommune hinein entwickelt.“
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