Pinocchio mit den Augen hören

von Sina Rühland




Braunschweig. Die Geschichte von Pinocchio, dem hölzernen Jungen mit der wachsenden Nase, kennt fast jedes Kind. Im Staatstheater Braunschweig können jetzt auch hörgeschädigte Kinder die Abenteuer des Jungen aus Italien und seines Vaters Geppetto verfolgen: Gebärdendolmetscher sind dabei und lassen das Theaterstück für Kinder mit und ohne Handicaps zu einem ganz besonderen Erlebnis werden. 



Zur Unterstützung des Projektes entschloss sich die Kroschke Kinderstiftung – durch die Spende von 3000 Euro können dank der Gebärdendolmetscher Kinder mit und ohne Handicaps gemeinsam das Theaterstück besuchen. Die Übersetzerinnen stehen während des Stückes auf der Bühne, erzählen durch Mimik, Gestik und Gebärden die Geschichte nach. Vorab der Inszenierung erhalten die Schüler des Landesbildungszentrums für Hörgeschädigte eine Einführung. Die Diplom-Gebärdensprachdolmetscherin Jessica Kalev ermöglicht gemeinsam mit einer Kollegin den Kindern Pinocchio mit den Augen zu hören. Sie sprechen mit den Händen, formen mit dem Mund die Worte, der gesamte Körper dient als Instrument der Sprache. Neben dem Bühnen-Spiel entsteht eine eigene Dynamik – die Energie der Dolmetscher ist ein darstellendes Spiel für sich.



Sie kennen jeden Satz des Stückes auswendig, haben Bewegungsabläufe und Regieanweisungen auswendig gelernt. Um die Inszenierung in Gebärden übersetzen zu können, bedarf es einer circa 40-stündigen Vorbereitungszeit. Zu zweit stehen die Dolmetscherinnen auf der Bühne und stellen den Dialog der Protagonisten nach. Doch wie übersetzt man zum Beispiel "Pinocchio"? Jessica Klaves formt mit der Hand eine lange Nase – nun ist sie der kleine, hölzerne Junge, dem das Lügen so einige Schwierigkeiten einbringt.

Das Kinderstück nach Carlo Collodi ist ab sechs Jahren geeignet. Neben dem laufenden Spielplan werden am 7. Dezember um 11 Uhr erneut Gebärdendolmetscherinnen das Stück im Großen Haus des Staatstheaters übersetzen – eine Gelegenheit, um Theater mal über andere Sinne wahrzunehmen. Weitere Informationen finden Sie hier.


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