Polizei widmete Symposium der häuslichen Gewalt

von Polizei Braunschweig




Braunschweig. Über 150 Gäste begrüßte Polizeipräsident Michael Pientka am Mittwoch beim Symposium der Polizeidirektion Braunschweig zum Thema "Häusliche Gewalt". Neue Impulse für den weiteren Umgang mit diesem gesellschaftlichen Phänomen und eine damit verbundene Chance zur Vernetzung der einzelnen Handlungsträger waren zentraler Inhalt dieser Veranstaltung. Dazu waren der Einladung der Polizei Braunschweig Vertreter unterschiedlicher Institutionen, Professionen und Hilfseinrichtungen gefolgt, um hier fachliche Erfahrungen auszutauschen.

In seiner Begrüßung ging Polizeipräsident Pientka auf die in der Gesellschaft gestiegene Sensibilität für das Deliktsfeld "Gewalt im häuslichen Bereich" ein. Dieses Verhalten sei an den stetig steigenden Anzeigen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt ablesbar. Im letzten Jahr wurden der Polizeidirektion Braunschweig 1460 Fälle bekannt. Diese absolute Zahl bedeute allerdings nicht, dass die Anzahl der Fälle häuslicher Gewalt tatsächlich gestiegen ist. Ein geändertes Anzeigeverhalten in unserer Gesellschaft sei hier als ein Grund zu benennen. Dunkelfeldstudien zeigten allerdings, dass viele dieser Delikte nicht bekannt werden. Häusliche Gewalt sei nach wie vor sozial tabuisiert und werde daher selbst bei anonymen Dunkelfeldbefragungen weder von Opfern noch von Tätern benannt. Polizeibeamte können dabei im ersten Angriff den Täter der Wohnung verweisen, weitere Maßnahmen können sich anschließen. Das Problem selbst oder die Ursachen für den Konflikt sind damit jedoch nicht gelöst.

Die Polizei ist im Umgang mit häuslicher Gewalt aber nicht allein und kann inzwischen auf ein gut funktionierendes Netzwerk zurückgreifen. Ein Modell aus der polizeilichen Praxis für Hochrisikofälle stellte Polizeipräsident Jürgen Schmitt vom PP Rheinpfalz vor. Mit seinem Projektteam skizzierte er das Projekt "Risikomanagement bei Fällen häuslicher Gewalt in engen sozialen Beziehungen", das derzeit in Ludwigshafen erprobt wird. Frau Professor Dr. Alexandra Stupperich von der Polizeiakademie aus Nienburg referierte über den Zusammenhang von häuslicher Gewalt, Kindesmisshandlung und Tierquälerei. Wissenschaftliche Ansätze der informellen Vernetzung bei behördlichen Interventionen wurden an Beispielen aus der Praxis vorgestellt.

Der Direktor des Instituts für Rechtsmedizin aus Hannover, Professor Dr. Michael Klintschar, stellte als einer der Initiatoren des Netzwerks "ProBeweis" anschaulich dar, wie Opfer häuslicher Gewalt bei erlittenen Verletzungen diese Spuren nach einem solchen Gewaltdelikt als Beweismittel für eine spätere Anzeigenerstattung sichern können. Die Opfer haben dabei die Möglichkeit, sich zeitnah durch geschulte Ärzte vertraulich und kostenlos untersuchen zu lassen. Oft sind Leidtragende dieser Gewaltphänomene schwer traumatisiert und fühlen sich erst später stark genug, um das Delikt bei der Polizei anzuzeigen. So kann auch später auf die festgestellten Untersuchungsergebnisse zurückgegriffen werden.

Zum Ende des Vormittagsprogramms referierte Frau Andrea Buskotte aus der Koordinierungsstelle Häusliche Gewalt des Landespräventionsrates zum Thema "Vernetzung" im Lichte des Zugangs von Opfern zu den Hilfssystemen. Am Nachmittag standen den Veranstaltungsteilnehmerinnen und -teilnehmern drei Aktionsräume zur Verfügung: Das Kooperationsprojekt der Jugendhilfe Wolfenbüttel e. V. mit der Labora GmbH stellte im Aktionsraum eins das Konzept für eine Täterberatungsstelle "Häusliche Gewalt" vor. Interessierte konnten sich hier in Gesprächen mit Verantwortlichen des Kooperationsprojektes über Inhalte informieren.

Im Aktionsraum Zwei stellte sich Herr Simon Müller von der Staatsanwaltschaft Braunschweig und Frau Corinna Koopten-Bohlemann von der Opferhilfe Braunschweig den Fragen der Symposiumbesucher hinsichtlich der Möglichkeiten von Täter-Opfer-Ausgleich bei häuslicher Gewalt. Ein "Markt der Möglichkeiten" für regionale und überregionale Präventionsangebote war im dritten Aktionsraum vorbereitet. Hier gab es die Gelegenheit zum persönlichen Erfahrungsaustausch mit den Vertreten von: WAAGE-Hannover - Täter-Opfer-Ausgleich; Opferanwältin Gabriele Krüger; dem Jugendamt Braunschweig, dem Frauenhaus/BISS Braunschweig, der Frauenberatungsstelle Braunschweig und den Grundschulen gegen häusliche Gewalt (GugG) Gifhorn. Das gesamte Symposium wurde eingerahmt durch die Begleitausstellung "Gegen Gewalt in Paarbeziehungen".


mehr News aus Braunschweig


Themen zu diesem Artikel


Schule Schule Braunschweig Polizei