Braunschweig. Polizeipräsident Michael Pientka eröffnete im Beisein des neuen Leiters des Dezernates für Kriminalitätsbekämpfung, Kriminaloberrat Oliver Grotha, eine Expertentagung zum Thema "Häusliche Gewalt", mit der sich die Polizeidirektion Braunschweig am 19. Februar an der Opferschutzwoche beteiligt
80 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte aus dem Einsatz- und Streifendienst, die in solchen Fällen als Erste am Geschehensort eintreffen, informierten sich über die Gewalterfahrungen der Schauspielerin Eva Wiedemann, die ihre persönlichen Erlebnisse als Opfer schilderte.
Frau Wiedemann war jahrelang massiver Gewalt durch ihren ehemaligen Lebenspartner ausgesetzt - auch noch, nachdem Beratungsstellen, Polizei, Gericht und andere Behörden eingeschaltet waren. Sie zeigte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern deutlich auf, dass das derzeitige Rechtssystem sie nicht schützen konnte. Nach ihrer eigenen Erfahrung musste sie sich als Opfer selbst um ihren Schutz kümmern - und war ihrem Peiniger, der Auflagen schlicht ignorierte, ausgeliefert. Mit ihrem beeindruckenden Vortrag wollte Frau Wiedemann die anwesenden Polizistinnen und Polizisten für die Probleme der Opfer sensibilisieren.
Mehr Fälle von häuslicher Gewalt
Seit dem Jahr 2005 werden in der Region Braunschweig von Jahr zu Jahr mehr Fälle häuslicher Gewalt angezeigt. Polizeipräsident Michael Pientka:" Diese Steigerung führen wir auf ein verändertes gesellschaftliches Verhalten zurück. Dazu haben in den letzten Jahren die umfangreichen Aufklärungsangebote von Polizei, Justiz und Netzwerkpartnern beigetragen. Immer mehr Betroffene finden den Mut, Hilfe in Anspruch zu nehmen und Straftaten auch anzuzeigen. Das Thema "Häusliche Gewalt" wird nicht länger tabuisiert. Mit unserer bereits fünften Fachtagung seit 2013 haben wir als Polizei nachhaltig diese Entwicklung gefördert."
In der Polizeidirektion Braunschweig wird dazu seit Jahren kontinuierlich die Zusammenarbeit im Netzwerk mit den kommunalen Fachbereichen zum Thema "Häusliche Gewalt" verbessert, um auch die internen Strukturen und Arbeitsabläufe nachhaltig zu optimieren. So steht die Einrichtung einer interdisziplinären Koordinierungsstelle "Häusliche Gewalt", die die Zusammenarbeit der einzelnen Netzwerkpartner fördert, kurz vor dem Abschluss. Frau Wiedemann hat durch ihre eigene Geschichte über Möglichkeiten und Grenzen für Menschen, die von Partnerschaftsgewalt betroffen sind, zusätzliche Impulse setzen können.
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