Prämie für den Tod junger Wildschweine diskutabel?


Aufgrund erhöhter Schwarzwildbestände steht nun eine Jagd mit Lebendfallen und abschließender Tötung der Jungtiere zur Diskussion. Die Linke und die Grünen äußern sich empört über diesen Vorschlag. Foto: Pixabay
Aufgrund erhöhter Schwarzwildbestände steht nun eine Jagd mit Lebendfallen und abschließender Tötung der Jungtiere zur Diskussion. Die Linke und die Grünen äußern sich empört über diesen Vorschlag. Foto: Pixabay

Braunschweig. Bei der Sitzung des Finanz- und Personalausschusses am heutigen Donnerstag beschäftigen sich die Mandatsträger mit der Frage, ob in Braunschweig eine mobile Kastenfalle angeschafft und eine Prämie für den Tod von Wildschwein Frischlingen gezahlt werden soll. Die Linksfraktion und die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen im Rat der Stadt Braunschweig veröffentlichten hierzu in einer Pressemitteilung jeweils ein Statement.


Bilanzen, überplanmäßige Ausgaben oder Stellenpläne, mit solchen oder ähnlichen Themen beschäftigt sich der Finanz- und Personalausschuss normalerweise. Das Thema, das bei der nächsten Sitzung am 13. Juni behandelt werden soll, gehört normalerweise nicht dazu. Die Frage, ob eine mobile Kastenfalle angeschafft und eine Prämie für den Tod von kleinen Wildschwein-Frischlingen gezahlt wird, soll diskutiert werden. In der zu diskutierenden Vorlage ist von einer Aufwandsentschädigung von 50 Euro für einen erlegten Frischling mit einem Gewicht bis zu 15 Kilogramm die Rede.

Lebendfallen werden kategorisch abgelehnt


„Welchen Wert das Tierwohl bei der Entscheidung hat, können wir ja deutlich an dem gewählten Ausschuss erkennen“, kritisiert Udo Sommerfeld, Fraktionsvorsitzender der Linken, das Vorgehen. Statt die Frage zu diskutieren, ob die Schwarzwildtierbestände in und um Braunschweig solche Maßnahmen erforderten und wie eine Lebendfalle für Wildtiere zu bewerten sei, solle lediglich die finanzielle Seite betrachtet werden.

„Wir halten nichts davon, dass hier Panik verbreitet wird, um dann nach Lebendfallen zum Töten von Frischlingen als angebliche große Problemlösung gerufen wird“, so Sommerfeld weiter. Niemand bestreite die Notwendigkeit einer angemessenen Bejagung von Wildtieren, die keine natürlichen Feinde haben und sich entsprechend stark ausbreiten. „Die Gefährdung der nicht vorhandenen Massentierhaltung von Schweinen in Braunschweig durch die afrikanische Schweinepest, die noch gar nicht in Deutschland angekommen ist, sehen wir als nicht gegeben“, schließt der Fraktionsvorsitzende. „Die Jagd mit Lebendfallen lehnen wir kategorisch ab!“

Auch Grüne äußern bedenken


Die Grüne Ratsfrau und tierschutzpolitische Sprecherin Beate Gries erklärt dazu: „Tierschutzrecht ist auch in der Jagd einzuhalten. Eine Bedrohung durch die Afrikanische Schweinepest darf keine Ausrede sein, Gebote des Tierschutzes und der Waidgerechtheit bei der Wildschweinjagd zu missachten. Die bundesweiten Bemühungen zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest haben ausschließlich wirtschaftliche Gründe: Sie dienen dem Schutz der Massentierhaltung, die wir Grünen grundsätzlich ablehnen." Ein sogenannter Saufang, hier in Form einer mobilen Kastenfalle, sei keine herkömmliche Jagdmethode, sondern eine Tötungsmethode analog einer Schädlingsbekämpfung. Diese Methode solle nach Empfehlungen von Fachtierärzten für Tierschutz auf den eingetretenen Seuchenfall begrenzt werden, wenn ein Totalabschuss aller Wildschweine in einem bestimmten Gebiet erforderlich sei.

Fraktion bezweifelt Zahl der Wildschäden


Gründe für eine allgemein erforderliche Reduzierung der Bestände in Braunschweig würden in der Vorlage der Verwaltung nicht allein in der Seuchenprävention zur Afrikanischen Schweinepest gesehen, sondern auch in zunehmenden Wildschäden. Somit bestehe ein in dieser Vorlage angeführtes Bestreben, den Schwarzwildfang als effiziente Jagdmethode einzuführen. Die Grünen berufen sich dabei vor allem auf eine Auskunft der Stadtverwaltung, die vergangenen Februar bekannt gab, dass es in den letzten Jahren keinen nennenswerten Schäden durch Wildschweine gegeben hätte. In der aktuellen Vorlage würden für den gleichen Zeitraum Schäden angeführt, die die Anschaffung einer stadteigenen Kastenfalle rechtfertigen sollen.

"Die Verwaltung möchte in Braunschweig mit Steuergeldern eine „Jagdmethode“ etablieren, die aus Sicht des Tierschutzes abzulehnen ist. Auch ohne Fallenjagd und ohne Prämienzahlungen wurden 2017 und 2018 mehr Wildschweine in Niedersachsen geschossen als je zuvor", fährt Gries fort. Wie sich die Abschusszahlen in den Braunschweiger Revieren entwickelt haben, sei deshalb essenziell für die Bewertung einer Notwendigkeit für die Anschaffung einer städtischen Kastenfalle aus Steuergeldern.

Zudem solle die Falle im öffentlichen Raum aufgestellt werden - der Zugang wäre dann für alle möglich und würde potenzielle Gefahren für Spaziergänger, Haustiere und spielende Kinder bergen.

Die Grüne Ratsfraktion habe deshalb am Morgen 40 Fragen an die Verwaltung übersandt, die zunächst beantwortet werden sollen, bevor die Gremien über die genannte Vorlage entscheiden können.


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