Rucksack-Projekt: Zu Hause in der Muttersprache sprechen

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Braunschweig. Das Rucksack-Projekt in der Weststadt geht ab November 2015 in die zweite Runde. "Rucksack" ist ein Sprachförderungs- und Elternbildungsprojekt des Evangelisch-Lutherischen Familienzentrums Braunschweig. Sozialpädagogin Natalya Draeger erklärt, warum es so wichtig ist, dass Kinder ihre Muttersprache beherrschen und möglichst zweisprachig aufwachsen.

Manche Kinder wachsen mehrsprachig auf: sie sprechen im Elternhaus eine andere Sprache, als mit Gleichaltrigen auf der Straße oder in der Kindertageststätte. Für eben diese Kinder sei es wichtig, die Muttersprache von der Aussprache bis zur Grammatik richtig zu lernen. Nur so erhalte das Kind eine gute Orientierung beim Erlernen der Zweitsprache, sagt Sozialpädagogin Natalya Draeger. Mit großem Erfolg wurde das „Rucksack-Kita-Weststadt“-Projekt des Familienzentrums Weststadt in den drei dazu gehörenden Kitas Arche Noah, Mittenmank und Ahrplatz im Jahr 2013/ 2014 durchgeführt. Im November 2014 startete deshalb ein neuer, zweiter Durchgang in bewährter, gemeinsamer Konstellation.

Zweisprachigkeit als Vorteil betrachten


"Wir haben zwei ausgebildete Elternbegleiter, die sich einmal wöchentlich mit einer Elterngruppe treffen und Themen besprechen, die den Alltag der Kinder angehen. Die Eltern nehmen Anregungen mit nach Hause, wie sie ihre Kinder im Alltag fördern können – wie sie ihnen spielerisch die Welt erklären. Dabei ist es immer wichtig, dass die Eltern mit ihren Kinder in der jeweiligen Muttersprache sprechen. Es gibt Studien zu diesem Thema, die besagen, dass je besser Kinder die Muttersprache beherrschen, desto einfacher lernen sie auch die Zweitsprache", erklärt die Sozialpädagogin. Zudem fördere es die Bindung zwischen Eltern und Kindern. "Zuhause sollten die Kinder ihre Muttersprache benutzen und im Kindergarten Deutsch sprechen. Auf diese Weise werden die Kinder von beiden Seiten aus gefördert und die Sprachkompetenz verbessert sich. Mehrsprachigkeit beeinflusst den Bildungsprozess", sagt Draeger. Ebenfalls förderlich sei das Rucksack-Projekt für die Eltern. Diese würden ihre Sprachkenntnisse in Deutsch im Laufe der Gruppentreffen durch die Gespräche und das entstehende Netzwerk aufbessern.

Kindern die Welt in der Muttersprache erklären


Zielgruppe des Rucksackprogramms sind Familien mit und ohne Zuwanderungsgeschichte, deren Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren sowie Erzieherinnen aus der jeweiligen Tageseinrichtung. Eine Rucksackgruppe besteht in der Regel aus zirka acht Eltern, deren Kinder die Kindertagesstätte besuchen. Sie treffen sich einmal die Woche, um Anregungen zum Spielen, Basteln, Malen, Singen, Erzählen zu bekommen. Informationen über kindliche Entwicklung, Gesundheit oder Medienerziehung zu erhalten. Zusätzlich werden auf den Treffen neue Wortschätze zu bestimmten Themen erlernt, die in den Familien in der Muttersprache und in der Kindertagesstätte in deutscher Sprache eingeübt werden.

"Wenn die Eltern mit Ideen zur Freizeitgestaltung zu ihren Kindern nach Hause kommen, dann freuen sich die Kinder. Zum Beispiel führen viele eine Vorlesezeit ein – ein tägliches Ritual in der Muttersprache, das die Lesekultur etabliert." Die Rückmeldung der Eltern sei bisher ausschliesslich positiv ausgefallen.


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