Rückruf von Lastenrädern: Jetzt geht es um bereits bezahlte Fördergelder

Mehrere Modelle eines Herstellers wurden zurückgerufen. Das Problem: Es wurden bereits Fördergelder dafür ausgeschüttet.

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Symbolfoto.
Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Braunschweig. Lastenräder haben in den vergangenen Jahren an Popularität gewonnen. Sie sollen eine umweltschonende, lärmreduzierte und platzsparende Mobilität in Städten ermöglichen. Deswegen gab es zuletzt auch ein Förderprogramm der Stadt Braunschweig. So erhielten Kaufwillige finanzielle Unterstützung bei der Anschaffung eines solchen Fahrrads. Ein Hersteller muss nun allerdings Modelle wegen gravierender Mängel zurückrufen - das wirkt sich auch auf die Förderung aus.



Wie einer Mitteilung der Stadtverwaltung zu entnehmen ist, habe die Stadt Braunschweig unter anderem auch Lastenräder des niederländischen Herstellers Babboe gefördert. In den vergangenen Wochen sind bei einigen Modellen dieses Herstellers Sicherheitsmängel bekannt geworden, die die zuständige niederländische Behörde für Lebensmittel- und Verbrauchsgütersicherheit dazu veranlasst haben, den weiteren Verkauf dieser Modelle zu verbieten.

Babboe hat den Verkauf sämtlicher Lastenräder daraufhin vorübergehend eingestellt und den Rückruf der betroffenen Modelle in Deutschland angekündigt. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat diese Modelle in ihre Datenbank ‘Gefährliche Produkte in Deutschland‘ aufgenommen.

Die Bundesanstalt schreibt als Begründung: "Der Rahmen kann während des Radfahrens brechen, wodurch der Fahrer die Kontrolle über das Fahrrad verliert und stürzt. Dies erhöht die Verletzungsgefahr für den Fahrer und die Mitfahrer."

Das sagt der Hersteller


Betroffen von der Rückruf-Aktion sind die vier Modelle: CITY, CITY-E, MINI und MINI-E. Besitzer wurden aufgerufen, Babboe Lastenräder bis auf weiteres nicht weiter zu benutzen.

Gerard Feenema, Geschäftsführer von Babboe, sagt in einer Presseerklärung: „Babboe nimmt die Sicherheit seiner Kundinnen und Kunden sehr ernst. Deshalb starten wir jetzt die Rückrufaktion für die Modelle CITY, CITY-E, MINI und MINI-E. Wir haben größtes Verständnis für die Besorgnis unserer Kundinnen und Kunden und möchten uns bei ihnen für die Unannehmlichkeiten entschuldigen. Wir werden sicherstellen, dass die Rückrufaktion so reibungslos wie möglich abläuft. Wir stehen weiterhin in engem Kontakt mit den Behörden und hoffen, schnellstmöglich über den genauen Zeitplan der Rückrufaktion in Deutschland und die nächsten Schritte für unsere anderen Lastenradmodelle informieren zu können.“

Ab sofort können Besitzer eines der betroffenen Modelle ihre Rahmennummer auf www.kontrollieredeinenrahmen.de eingeben, um zu sehen, ob ihr Lastenfahrrad von der Rückrufaktion betroffen ist. Sie sollen dann so schnell wie möglich über die nächsten Schritte informiert werden.

Babboe berate sich zudem mit den Behörden über mögliche Maßnahmen für das weitere Produktsortiment an Lastenrädern, um in Kürze auch hier mehr Deutlichkeit zu schaffen. So sollen auch etliche weiteren Modelle des Herstellers kontrolliert werden - hier rät der Hersteller ebenfalls, sie nicht zu benutzen.

Wie geht es nun weiter?


Zur Sicherstellung der ordnungsgemäßen Verwendung der bewilligten Mittel habe die Stadtverwaltung auf die Ereignisse reagiert und zu den Käufern der geförderten Babboe-Modelle schriftlich Kontakt aufgenommen. Im Hinblick auf die in der Förderrichtlinie vorgeschriebene Zweckbindungsfrist für Lastenräder wurden alle betroffenen Fördermittelnehmenden um eine Auskunft zum weiteren Umgang mit dem erworbenen Babboe-Lastenrad gebeten.

Die Stadtverwaltung hat dahingehend angeboten, den erhaltenen Zuschuss auf ein förderfähiges Modell eines anderen Herstellers nach Prüfung und unter Berücksichtigung der Erstattung einer möglichen Differenz zum ursprünglich gewährten Zuschuss zu übertragen - sofern vom Kauf des Babboe-Lastenrads zurückgetreten werden kann.

Sofern kein neues Lastenrad erworben wird, sei der bewilligte Zuschuss allerdings zurückzuzahlen. Sofern die Käufer ihr Lastenrad der Firma Babboe behalten möchten, wurden sie aufgefordert, dies der Verwaltung schriftlich mitzuteilen.

Verleih auch betroffen?


In Braunschweig werden auch kostenlose Lastenräder zum Verleih angeboten. regionalHeute.de fragte beim kostenlosen Anbieter "Heinrich der Lastenlöwe" (organisiert vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Braunschweig e.V.) nach, ob hier ebenfalls Babboe-Räder zum Einsatz kommen.

Es gab allerdings Entwarnung, offensichtlich sei man bei diesem Hersteller vorsichtig. So teilte man der Redaktion mit: "Nein, das Verleihsystem 'Heinrich der Lastenlöwe' hat keine Räder des Herstellers Babboe im Portfolio. Wir haben schon früh erkannt, dass sich die Marke und Modelle nicht als Verleihräder eignen. Andere, freie Lastenradprojekte, die Babboe-Modelle getestet haben, erlebten bereits unliebsame Überraschungen und mussten teures Lehrgeld zahlen. Im Gegensatz dazu stehen unsere Lastenlöwen, die durch ihre Robustheit und Zuverlässigkeit überzeugen. Sie basieren alle auf dem bewährten Backfiets-Konzept."


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