Braunschweig. In Braunschweig soll eine zusätzliche Schule gebaut werden. Zum Schulausschuss am 7. Dezember bittet die Verwaltung die Ratsgremien, sie mit der Suche nach einem Standort für diese Schule zu beauftragen und mit den Planungen zu beginnen. Darüber informiert die Stadt in einer Pressemitteilung.
Standortvorschlag und Raumprogramm für eine im Primarbereich zwei- und im Sekundarbereich I fünfzügige Schule mit gymnasialer Oberstufe könnten dem Rat im Laufe des Jahres 2019 vorgelegt werden, schlägt die Verwaltung vor.
Nötig wird eine weitere Schule für den Sekundarbereich aufgrund der insgesamt steigenden Schülerzahlen und der bereits heute bestehenden hohen Auslastung aller Schulformen und insbesondere der Gymnasien. Bis zum Jahr 2030 wird eine Steigerung der Schülerzahlen von mindestens 10 Prozent erwartet, dies entspricht etwa neun Zügen. Etwa vier davon sollen durch den Ausbau der Gymnasien in den kommenden Jahren geschaffen werden. Die weiteren fehlenden fünf Züge könnten durch die jetzt vorgeschlagene weiterführende Schule abgedeckt werden. "Wir brauchen mehr Schulraum, um unser Bildungsangebot für eine weiter steigende Zahl Braunschweiger Schülerinnen und Schüler auszubauen und zu sichern", sagte Oberbürgermeister Ulrich Markurth.
Elternwille spricht für IGS
Die Verwaltung schlägt als neue weiterführende Schule eine Integrierte Gesamtschule vor, da dies dem Elternwillen entspricht, der sich seit Jahren in einer hohen Anmeldezahl für diese Schulform niederschlägt, ohne dass diese Wünsche ausreichend bedient werden können. Trotz der Einrichtung einer vierten IGS in Volkmarode und einer fünften im Heidberg in den vergangenen Schuljahren, gab es dennoch zwischen 198 und 240 Schülerinnen und Schüler der fünften Klassen, die entgegen ihrer Anmeldung keine IGS besuchen konnten. Diese Zahl ist im laufenden Schuljahr mit 254 sogar noch gestiegen.
"Eine neue Schule im Sekundarbereich I ist auf alle Fälle mittelfristig nötig", argumentierte Schuldezernentin Dr. Christine Arbogast. "Angesichts des Elternwillens spricht aus unserer Sicht alles für eine IGS."
Geprüft hat die Verwaltung auch, ob bestehende Integrierte Gesamtschulen ausgebaut oder andere Schulstandorte des gegliederten Schulsystems in eine IGS umgewandelt werden können – wobei Gymnasien aufgrund des hohen Zulaufs von vornherein für eine solche Lösung ausgeschlossen waren.
Die Verwaltung hat dazu Gespräche mit den Schulleitungen der Integrierten Gesamtschulen geführt. Aufgrund der jeweiligen pädagogischen Konzepte halten die meisten eine so substanzielle Vergrößerung ihrer Schulen jedoch nicht für sinnvoll. Grundsätzliche Bereitschaft signalisierte lediglich die IGS Heidberg, allerdings ist diese im Schulzentrum mit der Raabe-Schule untergebracht und baulich wäre eine Erweiterung dort schwierig. Grundsätzlich hätte die Option der Erweiterung bestehender Integrierter Gesamtschulen zudem den Nachteil, dass nach geltendem Schulrecht acht Züge nicht überschritten werden dürfen und somit auf alle Fälle zwei bestehende Schulstandorte erweitert werden müssten.
Auch bei der Variante einer Umwandlung von Haupt- und/oder Realschulen würde die Fokussierung auf einen Schulstandort nicht ausreichen, da dafür bei einigen Schulleitungen zwar grundsätzliche Bereitschaft bestünde, die Gebäude allerdings nicht groß genug für fünf Züge sind und die meisten auch nicht für den Ganztagsbetrieb ausgerüstet sind. Grundsätzlich denkbar wäre lediglich eine Erweiterung und Umwandlung der Nibelungen-Realschule, die bereits Ganztagsschule ist, jedoch liegt diese in der Nähe zur IGS Querum und der IGS Volkmarode, weshalb die Verwaltung diese Möglichkeit nicht vorschlägt. Außerdem hätte die Umwandlung einer Haupt- und/oder Realschule immer den Nachteil, dass wiederum Ersatzkapazitäten geschaffen werden müssten.
Lernen von Klasse 1 bis 13
Ein Neubau hätte den großen Vorteil, nicht nur von Vornherein angemessene und für das pädagogische Konzept nötige Raumkapazitäten zu schaffen, sondern würde zudem erlauben, eine zweizügige Grundschule zu integrieren. "Auch in diesem Bereich steigt der Bedarf – wir haben gerade den Bau einer weiteren Grundschule im Westlichen Ringgebiet vorgeschlagen. Die Verbindung von Grundschule und IGS ermöglicht ein besonderes Konzept gemeinsamen Lernens von Klasse 1 bis 13 – das wäre so in Braunschweig bisher einmalig," so Dr. Arbogast.
Natürlich ziehe der Bau einer weiteren neuen Schule hohe Kosten nach sich, sagte Arbogast. Sie verspreche sich jedoch mit einer weiteren IGS eine Entlastung aller Schulformen des gegliederten Schulsystems, auch der Gymnasien.
Es sei zudem davon auszugehen, dass angesichts weiter steigender Schülerzahlen an den anderen Schulen künftig – ebenfalls kostspielige – Erweiterungen anstünden, die mit einer weiteren IGS zumindest nur noch in geringerem Umfang nötig würden. Würden die IGS-Kapazitäten nicht erweitert, sei davon auszugehen, dass die fehlenden fünf Züge in den kommenden Jahren durch Erweiterung von Real- und/oder Hauptschulen geschaffen werden müssten.
"In Abwägung aller dieser Aspekte ist aus unserer Sicht die Einrichtung einer weiteren IGS verbunden mit einem Neubau die sinnvollste Lösung, um die Weichen für den dringend nötigen Ausbau der Braunschweiger Schullandschaft richtig zu stellen. Dafür werben wir jetzt beim Rat für eine Zustimmung", so Dr. Arbogast.
Wenn die Gremien dem folgen – der Rat entscheidet am 18. Dezember - und dem Prüfauftrag zustimmen, würde parallel zur Suche nach einem geeigneten Grundstück ein Raumprogramm entwickelt. Im Laufe des Jahres 2019 könnten die Ergebnisse mit einem Vorschlag über das weitere Vorgehen inklusive der Finanzierung vorgelegt werden. Stimmt der Rat dem dann zu – erst das wäre die abschließende Entscheidung, dass eine neue IGS eingerichtet und ein Neubau entstehen soll -, könnte das Jahr 2020 für die weitere Planung genutzt werden, ein Baubeginn wäre abhängig vom Standort frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2021 möglich.
Integrierte Gesamtschulen gibt es bereits fünf: Wilhelm-Bracke-Gesamtschule, Franzsches Feld, Querum, Volkmarode und Heidberg.
mehr News aus Braunschweig