Serie – Braunschweig, deine Straßen: Leonhardstraße

von Robert Braumann


| Foto: Sina Rühland



Braunschweig. In dieser Woche führt uns unsere Serie an die Leonardstraße. Der Name stammt von einem heiligen Franzosen und auch schmackhafte Rinderbrühe spielt in der Geschichte eine wichtige Rolle. 


Wer auf der Leonhardstraße entlang schlendert, der kommt vorbei am Wilhelm-Gymnasium. Es wurde am 26. Oktober 1885 als Herzogliches Neues Gymnasium gegründet. Bis heute gehen ungefähr 1000 Schüler auf die Schule, die sogar einen Bootsanleger zur Oker hat. Auch die Leonhardschule hatte vor Ort ihren Platz. Das Schulgeld für diese ehemalige untere Bürgerschule, dass einst angerichtet werden musste, Betrug um 1930 vier Deutsche Mark. Dafür waren die Unterrichtsmittel frei. Besonders ärmer Menschen nutzten das Angebot gern. Das Wilhelm-Gymnasium war erheblich teurer. Geht man die Straße weiter, führt einen der Weg vorbei an der Stadthalle. Sie steht am Leonhard Platz.



Ein Platz für die Kranken


Am Leonhardplatz wurde einst das Hospital Sankt Leonard betrieben, dass im Mittelalter den Aussätzigen zur Wohnung diente. Auch die kleine Kapelle St. Leonhard ist am Leonhardplatz erbaut. Als Baumaterial verwendete man Steine, die am Nussberg entnommen wurden. Dieser Kapelle verdankt die Straße, die sich vom Steintor bis zur Helmstedter Straße hinzieht, auch ihren Namen.





Der heilige Leonard aus Frankreich ist ein Schutzpatron der unschuldigen Gefangenen, der sie von ihren Ketten befreite. Deshalb wird er gern mit einer Kette in der Hand dargestellt. Die kleine Kirche wurde gebaut, als das Hospital in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gestiftet wurde. Die noch erhaltenen Bauwerke befinden sich unter Denkmalschutz. Dazu befand sich am Leonhardplatz einst das Braunschweiger Landesgestüt. Die Stallungen sind noch vorhanden, verfallen aber immer weiter und es gibt keine Nachnutzung. Für viele Braunschweiger ein Schandfleck im Stadtbild, den sie liebend gerne entfernen würden. Im ehemaligen Verwalterhaus ist die Gustav-Karg-Grundschule untergebracht. Die Gemeinde St. Johannis hat ebenfalls ihre Heimat an der Leonhardstraße. 1894 wählten die 143 eingetragenen Gemeindemitglieder den ersten Kirchenvorstand. 1901 erfolgte die Grundsteinlegung für den Bau der Johaniskirche sowie dem Gemeindehaus.





Heute verbinden viele Leonhardplatz- und straße mit der Stadthalle Braunschweig, die 2015 ihr 50-jähriges Jubiläum feiert.



Berühmte Brühe


Erwähnenswert ist noch ein um die Jahrhundertwende bedeutender Großbetrieb in Braunschweig – die Firma Rindu-Companie, Fritzsche & Co. (Leonhardstraße 25). In diesem Betrieb wurde ein Rindfleischextrakt hergestellt und in die ganze Welt versandt.  Selbst zu Hofe schätzte man die Brühe. Fritzsche erhielt daraufhin die Genehmigung, sich Herzoglicher Hoflieferant zu nennen.


Dazu steht das Raabe-Haus in der Leonhardstraße. Hier dreht sich alles um Literatur: Förderung und Vermittlung zeitgenössischer Literatur, Vermittlung von Literatur im allgemeinen und die Pflege des literarischen Erbes des Braunschweiger Schriftstellers Wilhelm Raabe. Er lebte hier von 1901 bis zu seinem Tod 1910. Aktuell finden im Haus viele Lesungen und Veranstaltungen statt, die den Schriftsteller ehren und sein Erbe erhalten. Zu guter letzt soll noch ein Blick auf die Historie der Braunschweiger Eintracht geworfen werden, denn auch die begann am Leonhardplatz. Der Verein betätigt sich zunächst auf dem heutigen Stadthallengelände am Leonhardplatz und auf dem kleinen Exerzierplatz (heute "Haus der Wissenschaft" und "Naturhistorisches Museum"). Das war aber höchst unbefriedigend , denn den Leonhardplatz musste man sich zeitweise mit Spaziergängern teilen. Deshalb baute der Verein sein erstes kleines Stadion an der Helmstedter Straße (gegenüber dem Krematorium). 1905 gebaut bot es Platz für 250 bis 300 Zuschauer. Die Kapazitäten wurden schon wenige Jahre später bei weitem überschritten. So zog es die Löwen weiter an die Hamburger Straße.*



Lesen Sie auch:


Teil 1 – der Bohlweg*
Teil 2 – die Hamburger Straße
Teil 3 – der Madamenweg
Teil 4- Abt-Jerusalem-Straße

Teil 5 – Jasperallee
Teil 6- Schillstraße
Teil 7 – Kastanienallee
Teil 8 – Gliesmaroder Straße
Teil 9 – Holwedestraße
Teil 10 – Husarenstraße
Teil 11 – Rebenring
Teil 12 – Amalienstraße


mehr News aus Braunschweig