Braunschweig. Anfang August hat die Braunschweiger Polizei die Sonderkommission ZERM (Zentrale Ermittlungen) eingerichtet. Auftrag ist das Ermitteln der Straftaten, bei denen Bewohner der Landesaufnahmestelle in Kralenriede eine Rolle spielen. Die Ermittler haben am Dienstag eine erste Bilanz gezogen. So seien Diebstahldelikte in Braunschweig um 6,7 Prozent gestiegen, während die Gesamtzahl der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist.
Zu Beginn des Jahres 2015 hatte die Polizei im Stadtgebiet einen Anstieg von Straftaten festgestellt, wobei insbesondere der Stadtkern und der Ortsteil Kralenriede betroffen waren. Vor allem Ladendiebstahl, Taschendiebstahl und Einbruchdiebstahl fielen den Polizeibeamten dabei auf. Laut Kripo-Chef Küch habe es sich bei den ermittelten Tatverdächtigen in auffälliger Zahl um Personen gehandelt, die als Asylbewerber in der hiesigen Erstaufnahmeeinrichtung registriert waren. In diesem Zusammenhang stellte man fest, dass nur ein geringer Anteil der Asylsuchenden straffällig wurde, dieser aber wiederholt. Bei den straffällig gewordenen Asylsuchenden handele es sich oftmals um allein reisende Männer aus Nord- und Zentralafrika sowie aus dem Kaukasischen Raum, so Küch. "Es hat sich gezeigt, dass wir einen ganz bestimmten kleinen Block an Menschen dabei haben, die offensichtlich nichts anderes hier vorgehabt haben und noch haben, als hier Straftaten zu begehen". Jedoch gehörten etwa syrische oder irakische Flüchtlinge nicht dazu.
Insgesamt 900 Straftaten weniger
Vom 3. August bis zum 26. Oktober haben die aktuell dreizehn Mitarbeiter der Soko ZERM 520 Ermittlungsvorgänge in Bearbeitung. Dazu wurden etwa 250 Verfahren aus früheren Vorfällen übernommen. Bei 317 der 520 Verfahren handelt es sich um Diebstähle. Im Verlauf der Ermittlungen kam es zu etwa 55 Festnahmen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wurden gegen 17 Personen Haftbefehle mit Verurteilungen erlassen. Zehn Beschuldigte kamen in Untersuchungshaft. Die Leiterin der Polizeiinspektion Braunschweig Cordula Müller stellte fest, dass die Zahl der Straftaten in den ersten drei Quartalen des Jahres im Vergleich zum Vorjahr um rund 4,6 Prozent gesunken sind – 900 Straftaten weniger. Demgegenüber seien Diebstahldelikte um 6,7 Prozent gestiegen, was auf die Ladendiebstähle zurückzuführen sei. Auch Wohnungseinbrüche gingen zurück.
Ladendiebstähle haben sich verdreifacht in Kralenriede
Die Polizei weist daraufhin, dass die große Anzahl von Asylantragstellern friedlich und dankbar eingereist seien und es gelte, diese vor einem Generalverdacht zu bewahren. Dennoch sei eine zunehmende Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung und vor allem bei den Anwohnern in Kralenriede festgestellt worden. So haben sich unter anderem die Fallzahlen beim Ladendiebstahl verdreifacht, von 48 auf 135 Taten. Auch Einbrüche seien laut Soko-Leiter Thorsten Heuer gestiegen. Insgesamt nahmen die Straftaten im Ortsteil Kralenriede in den ersten drei Quartalen um über 46 Prozent zu.
Aufgrund des bisherigen Ergebnisses sehen sich der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes Ulf Küch und der Leiter der Soko Torsten Heuer auf dem richtigen Weg. "Die zielgerichtete und Täter orientierte Arbeit zeigt insbesondere aufgrund der guten Zusammenarbeit mit der Justiz Wirkung." Die Inspektionsleiterin Müller weist neben der Sachbearbeitung auf die besonders hohe und im Verlauf des Jahres zunehmende Einsatzbelastung im Zusammenhang mit der Erstaufnahmeeinrichtung hin. Bislang gab es dort 600 Polizeieinsätze, wobei in Einzelfällen bis zu 25 Streifenwagen eingesetzt werden mussten.
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