Stadt will Ankauf neuer Gewerbeflächen intensivieren

Oberbürgermeister Dr. Kornblum will die Flächenbevorratung intensivieren.

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Symbolbild | Foto: Alexander Panknin

Braunschweig. Wie bereits beim Thema Wohnbauland will die Stadt Braunschweig künftig eine aktivere Rolle bei der Entwicklung von Gewerbeflächen einnehmen. Das teilte die Stadt am heutigen Freitag mit. Das "Braunschweiger Baulandmodell Gewerbe", das die Verwaltung dem Rat zum Beschluss in der Sitzung am 20. Dezember vorgelegt hat, sieht unter anderem vor, den Flächenankauf zu intensivieren und im Sinne einer vorausschauenden Bodenvorratspolitik auch ohne konkrete Projekt- und Vermarktungsvorhaben mehr Flächen zu erwerben. Es wurde auf den "Baulandpolitischen Grundsatzbeschluss" des Rates hin ausgearbeitet.



Ein Schwerpunkt soll auf der Innenentwicklung liegen, um möglichst flächenschonend vorzugehen, hieß es. Zudem soll durch den verstärkten Ankauf von Flächen wie beim Wohnbauland das Ziel einer stärkeren Bodenbevorratung für Gewerbezwecke erreicht werden, und sei es, dass diese als potentielles Tauschland für andere Flächen sowie als Ausgleichsflächen gesichert werden. So erhalte die Stadt mehr Flexibilität und Spielräume für die Entwicklung von Gewerbegebieten, hieß es weiter.

Strukturförderung soll Bestandsentwicklung fördern


Die "Strukturförderung Braunschweig" (SFB), neben der "Grundstücksgesellschaft Braunschweig" (GGB) für die Entwicklung von Bestandsflächen zuständig, soll dafür finanziell und personell gestärkt werden. Sie werde künftig den neuen Ansatz des Modells umsetzen, bereits bestehende Gewerbeflächen stärker in den Blick zu nehmen und eine Entwicklung im Bestand zu forcieren, hieß es. Auch im Baudezernat werde für die künftige stärkere Strukturierung und Prozesssteuerung sowie für ein intensives Monitoring Personal geschaffen. Insgesamt wird für die ersten drei Projektjahre mit einem Mittelbedarf von bis zu 40 Millionen Euro, größtenteils für den Flächenankauf, gerechnet.

Wesentliche Aufgaben der Gewerbeflächenentwicklung durch die genannten Partner seien die Weiterentwicklung von Bestandsgebieten, die Transformation von Bestandsgebieten (z.B. Bahnstadt) und die Entwicklung neuer Gewerbegebiete, hieß es. Dazu gehörten auch Hochbau durch die SFB (z.B. der Ausbau von Raumangeboten für Technologie- und Gründungsunternehmen) und das Bestandsmanagement von Gebäuden und Flächen.

Kornblum will Flächenbevorratung intensivieren


"Ansiedlungsmöglichkeiten für Gewerbe sind ein entscheidender Standortfaktor", sagte Oberbürgermeister Thorsten Kornblum. "Wenn wir keine guten Flächenangebote machen, werden wir gegenüber anderen zurückfallen." In der Vergangenheit habe man bereits häufig Absagen erteilen müssen, weil keine geeigneten Flächen vorhanden war. "Wir müssen daher die Flächenbevorratung intensivieren, um uns mehr Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten", sagte der Oberbürgermeister. "Zentrales Ziel ist, für die unterschiedlichen Arten von Gewerbe- und Handwerksbetrieben, Industrie und Forschungseinrichtungen geeignetes Bauland bereitzustellen." Als Grundlage für diese neue, aktivere Rolle auch bei Gewerbeflächen werde das bestehende Gewerbeflächenentwicklungskonzept aktualisiert und mit einem Handlungskonzept ergänzt. "Mit dem neuen Schwerpunkt auf der Entwicklung von Gewerbeflächen im Bestand wollen wir versuchen, dort Potentiale zu heben. Damit tragen wir dem Erfordernis, mit dem Flächenverbrauch schonend umzugehen, und somit dem Klimaschutz Rechnung", so Kornblum.

Das "Baulandmodell Gewerbe" sieht im Grundsatz folgende Verfahrensschritte vor: Die strategische Grundlage der Stadt, das Gewerbeflächenentwicklungskonzept, soll aktualisiert und um ein Handlungsprogramm ergänzt werden, das konkrete Projekte und Maßnahmen enthalten und Grundlage für das Verwaltungshandeln der nächsten Jahre sein soll. Die Stadt soll mögliche Flächen für die Entwicklung von gewerblichem Bauland im Flächennutzungsplan ausweisen. Zudem soll die Stadt proaktiv Flächen auch ohne derzeitigen Projektbezug erwerben, um Bodenvorrat - auch als potentielles Tauschland - vorzuhalten. Erst wenn die Stadt bzw. deren Töchter über die überwiegenden Flächen in einem Gebiet verfügen bzw. die Flächen zu einem gerechtfertigten Erwerbspreis erworben haben, soll das Bauleitplanverfahren eingeleitet werden. Erschließung und Entwicklung der Gewerbegebiete sollen über die städtischen Gesellschaften GGB und SFB erfolgen. Die Grundstücksvermarktung soll kriterienbasiert entweder über Verkauf oder Erbpacht erfolgen. Die zeitnahe Bebauung soll vertraglich durch eine Bauverpflichtung sichergestellt werden.

Wohnungsbau verfolgt bereits ähnliches Konzept


Ziel der gewerblichen Entwicklung ist, möglichst viele Flächenbedarfe im Zuge der Innenentwicklung zu realisieren - so wie im Bereich "Wohnungsbau" schon sehr weitgehend gelungen, hieß es. Es werde in den nächsten Jahren dennoch weiterhin notwendig sein, an geeigneten Standorten Gewerbegebiete im Außenbereich der Stadt zu entwickeln, weil sich nicht alle Gewerbearten für intergierte Lagen eignen und die Flächen aus der Innenentwicklung absehbar nicht den Bedarf decken werden.

Mit dem Baulandpolitischen Grundsatzbeschluss habe der Rat auf Vorschlag der Verwaltung vor rund eineinhalb Jahren die Weichen für die strategische Neuausrichtung der Flächenvorsorge und Baulandentwicklung gestellt, hieß es. Damit verbunden war der Auftrag, Regelungen für eine stärkere Steuerung der Stadtentwicklung - orientiert an den Zielen des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) - auszuarbeiten. Nach dem Baulandmodell Wohnen (Juli 2022) legt die Verwaltung jetzt mit dem "Braunschweiger Baulandmodell Gewerbe" den dritten und absehbar letzten Baustein vor, der entsprechende Strategien für die Entwicklung von Flächen festlegt. Das Baulandmodell wurde von einer dezernatsübergreifenden Projektgruppe der Verwaltung mit Unterstützung von Theo Kötter ausgearbeitet. Kötter ist Professor für Städtebau und Bodenordnung an der Universität Bonn und unter anderem Mitglied der Baulandkommission im Bundesinnenministerium.


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