Statt Berufsausbildung: Höherqualifizierung weiter im Trend


| Foto: André Ehlers



Braunschweig. Immer mehr Braunschweiger Schulabgänger nehmen nach Verlassen der allgemein bildenden Schule nicht direkt eine Berufsausbildung auf, sondern streben in weiterführende Bildungsgänge. Der seit einigen Jahren beobachtete Trend zur Höherqualifizierung hat sich fortgesetzt, wie der Abschlussbericht zur Schulabgängerbefragung 2013 der Stadt Braunschweig feststellt.

Nach vielen Jahren einer angespannten Situation am Ausbildungsstellenmarkt haben sich viele Jugendliche umorientiert und drängen verstärkt in höherqualifizierende Schulformen, um sich weitergehende Anschlussoptionen zu erschließen und/oder ihre Aussichten auf attraktive Ausbildungsstellen/einen Ausbildungsplatz in einem attraktiven Beruf zu erhöhen. Diese „Strategie der Chancen-Optimierung“ lässt sich auch bundesweit beobachten.

So haben 2013 zwei Drittel der Braunschweiger Realschülerinnen und Realschüler einen Bildungsweg an einer berufsbildenden Schule gewählt, der eine Höherqualifizierung ermöglicht. Mehr als die Hälfte dieser Gruppe wechselte in eine Fachoberschule, in ein Berufliches Gymnasium oder in ein allgemein bildendes Gymnasium mit dem Ziel des „Erwerbs der Hochschulzugangsberechtigung“; der erfolgreiche Besuch ermöglicht anschließend auch die Aufnahme eines Studiums.

Diejenigen, deren Schulabschluss diese Möglichkeiten nicht eröffnet, wechseln in der Mehrzahl in eine Schulform des „Übergangsbereichs“; dieses dann in der Regel aufgrund bestehender Schulpflicht und/oder aufgrund erfolgloser Ausbildungsplatzsuche.

Der direkte Übergang in eine Ausbildung gelang mit 226 bzw. 18 Prozent der Schulabgängerinnen und Schulabgänger aus den allgemein bildenden Schulen nur einem geringen Teil. Dabei war das Ausbildungsinteresse im Vergleich zum Vorjahr nochmals rückläufig und lag bei nur gut einem Viertel der 1.261 Schulabgängerinnen und Schulabgänger aus den allgemein bildenden Schulen. Am häufigsten strebten männliche Hauptschüler mit 43 Prozent den direkten Übergang in eine Ausbildung an. Allerdings gelang dieses nur jedem zweiten, im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um zehn Prozentpunkte. Am erfolgreichsten waren die weiblichen Realschülerinnen und Schülerinnen der Integrierten Gesamtschulen. Deutlich weniger als ein Drittel dieser Jugendlichen hatte einen Ausbildungswunsch geäußert. Von diesen wenigen Ausbildungsinteressierten konnte dann mit 95 Prozent nahezu jede den Übergang in Ausbildung realisieren.

Diejenigen, die eine Ausbildung begannen, hatten zu 80 Prozent mindestens den Realschulabschluss erreicht. Wie in den Vorjahren wiesen die Schulabgängerinnen auch 2013 insgesamt ein deutlich höheres Qualifikationsniveau auf. So verließen 42 Prozent der Schulabgängerinnen die Schule mit dem erweiterten Sekundarabschluss I im Vergleich zu 32 Prozent der Jungen.

Beim Übergang in Ausbildung streben Mädchen und Jungen weiterhin in sehr unterschiedliche Berufsfelder. Die Berufswahl ist sehr geschlechtsspezifisch geprägt in „klassische“ Frauen- und Männerberufe. Für die Mädchen haben schulische Ausbildungsberufe wie Sozialassistentin oder Pflegeassistentin (mit einem Anteil von 40 Prozent) sowie die Berufe im Gesundheitsbereich eine große Bedeutung. Demgegenüber streben die meisten männlichen Jugendlichen in betriebliche/duale Ausbildungen in Berufen der Metall-, Elektro- oder Kraftfahrzeugtechnik. Die Berufe im Berufsfeld „Wirtschaft und Verwaltung“ sind bei beiden Geschlechtern beliebt.

Die Entwicklung deutet darauf hin, dass immer mehr Jugendliche den „Ausbildungswunsch“ zumindest zeitlich auf später verschieben. Nach einer Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sind zudem mehr als ein Drittel der Jugendlichen davon überzeugt, dass der Erwerb der Studienberechtigung eine Voraussetzung für eine anspruchsvolle Berufsausbildung ist.

Auf der anderen Seite gelingt gerade den am häufigsten an einem direkten Übergang in Ausbildung interessierten Hauptschülern, besonders den männlichen, dieser Übergang weiterhin nicht ohne Hilfe. Dieses gilt in besonderem Maß für die Gruppe der männlichen Migranten. Für diese Gruppen besteht weiterhin Handlungs- und Unterstützungsbedarf.


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