Braunschweig. In den letzten Tagen haben Unbekannte in Braunschweig mehrere "Stolpersteine" im Östlichen Ringgebiet von Braunschweig mit Hakenkreuzen beschmiert. Die von dem Künstler Gunter Demnig gestalteten und in den Gehweg eingelassenen "Stolpersteine" aus Messing erinnern an die Namen und die Schicksale der von den Nazis verfolgten, deportierten und ermordeten jüdischen Bürgerinnen und Bürger der Stadt Braunschweig.
Das Bündnis gegen Rechts Braunschweig vermutet hinter diesen Schmierereien eine gezielte Provokation von Neonazis aus dem Spektrum der NPD-Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten" (JN). Das Bündnis zeigt sich angesichts der jüngsten Vorfälle besorgt über die Zunahme rechter Aktivitäten und Gewalttaten in Braunschweig und kritisiert, dass Politik, Stadt und Behörden dieses Problem nicht ernst genug nehmen. Die Polizei Braunschweig hatte erklärt, dass man keine explizite Erhöhung von Rechten Schmierereien feststellen könne. Zum aktuellen Fall konnten am Mittwochnachmittag keine Angaben mehr gemacht werden. Dennoch erreichen die Redaktion von regionalHeute.de in den letzen Wochen immer wieder Sorgen von Lesern, die sich genau um diesen Sachverhalt drehen.
Fehlt das Problembewusstsein?
David Janzen, Sprecher des Braunschweiger Bündnis gegen Rechts, fordert: "Wenn Menschen von Neonazis angegriffen werden, wenn Gedenksteine für die von den Nazis verfolgten, deportierten und ermordeten jüdischen Bürgerinnen und Bürgern mit Hakenkreuzen beschmiert werden, dann haben wir in dieser Stadt ein Problem. Darüber müssen wir reden. Dieses Problem muss endlich ernst genommen und es muss gehandelt werden." Auch wenn es in Braunschweig viele Menschen gäbe, die sich für eine tolerante und vielfältige Gesellschaft einsetzen würden und dafür, dass geflüchtete Menschen hier eine neue, sichere Heimat finden und gut aufgenommen werden, habe man ein Problem, so Jansen. "Dies sollte nicht zu der Illusion führen, dass es in Braunschweig kein Problem mit einem Erstarken von extrem rechte Positionen und rassistische Einstellungen auch in der Mitte der Gesellschaft gibt."
Viele Vorfälle
Die organisierte rechte Szene in der Stadt ist nach seiner Einschätzungen zwar noch relativ klein und marginal. "Wir bemerken aber seit einiger Zeit ein deutlich selbstbewußteres und gleichzeitig aggressiveres Auftreten der Neonazis", so David Janzen. Er verweist auf den Übergriff in einem Bus auf gebürtige Afrikaner und die Attacke auf einen Schüler der Neuen Oberschule und einen Mitarbeiter der Falken. "Das Vorgehen der Neonazis folgt dabei durchaus einer bekannten Strategie", so der Bündnis Sprecher. „Sie versuchen mit entsprechenden Schmierereien und Aufklebern bestimmte Stadtviertel zu ihrem Gebiet, zu ihrem ‚Nazi Kiez’ zu erklären. So wollen sie regelrechte Angstzonen schaffen." Man bräuchte zivilgesellschaftliche Initiativen, aber auch ein deutliches Handeln von Politik, Stadt und Behörden, um dem entgegen zu wirken. "Bisher haben wir aber den Eindruck, dass es da in Braunschweig noch an Problembewusstsein mangelt", sagte Janzen abschließen.
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