Braunschweig. Momentan lebt Jan Warsawa in Braunschweig und studiert an der Hochschule Anhalt Architektur. In der vergangenen Woche hat er sich an die Umsetzung eines ganz besonderen Projekts gemacht. An sieben Tagen hat er im Forschungs- und Erlebniszentrum Paläon den Prototypen eines Hauses gebaut, der in Erdbebengebieten 1:1 umgesetzt werden kann.
Das Haus weist spezielle architektonische Merkmale auf und soll für die Bevölkerung leicht nachzubauen sein. Deshalb wird er den Bau Schritt für Schritt in Form von Videotutorials Open Source dokumentieren und im Internet kostenfrei zur Verfügung stellen. Gegenüber regionalBraunschweig.de sagte er: "Die Video-Tutorials werden erst in den kommenden Wochen aufbereitet und auch die Plattform bedarf einiger Vorbereitung. Ich bin zuversichtlich, dass eine offizielle Veröffentlichung Mitte Januar möglich ist." Der Selbstversuch fand unter realistischen Bedingungen statt. Beim Bau werden keine elektronischen Werkzeuge, kein Beton und kein warmes Wasser eingesetzt.
Eindrücke vor Ort
Jan Warsawa ist einer der 18 Studierenden, die im März dieses Jahres ein Schulzentrum in Nepal bauten. Kurz nach Fertigstellung des Projektes und Übergabe des Hauses an die Bevölkerung wurden große Teile des Landes durch ein starkes Erdbeben zerstört.
Angeregt durch die Geschehnisse und Erfahrungen vor Ort beschloss Jan Warsawa seine Semesterarbeit, die von Prof. Claus Dießenbacher und Susanne Herz betreut wird, so anzufertigen, dass sie einen nachhaltigen Nutzen hat. Er untersuchte die herkömmliche Bauweise der Häuser in Nepal und stellte erhebliche Schwachstellen fest. Er entwickelte ein eigenes Modellhaus, dass den Erschütterungen Stand halten soll. "Mir ist nicht nur der Entwurf des Hauses wichtig, sondern auch die Verbreitung der Gebrauchsanweisung. Die Menschen vor Ort sollen die Häuser ganz einfach selbst bauen können", so Warsawa zur Intention des Projektes.
Neue Wege in der Entwicklungszusammenarbeit
Auf die Frage, was das Projekt für seine berufliche Zukunft bedeutet, antwortet Warsawa: „Nachdem ich 2014 mit Kommilitonen eine Wasseraufbereitungsanlage und eine selbstkonstruierte Fahrrad-Wasser-Pumpe in Guatemala gebaut habe, ging es nach im Dezember nach Nepal um ein Schulzentrum zu errichten. Schon ab dem ersten Tag in Guatemala war mir klar, dass diese Art von Projekten eine ganz besondere ist. Die Interaktion mit den Menschen vor Ort macht jedes Projekt zu einem großen Miteinander. Die Umsetzung mit meinen eigenen Händen liegt mir zudem sehr und so konnte ich vorher entwickelte Entwürfe schon dreimal in der Realität verwirklichen.“
Jan Warsawa vor seinem Haus. Foto: paläon GmbH - Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere
Für Warsawa steht fest, dass Low Cost Housing und die Forschung an alternativen Konstruktionen und Materialien neue Wege in der Entwicklungszusammenarbeit eröffnet. Diese möchte er mit beschreiten, mit ausbauen.“ In Zukunft würde ich gerne diese Projekte im größeren Maßstab in Entwicklungsstaaten an alternativen architektonischen Lösungen forschen. Eine Selbstständigkeit mit Studienkollegen wäre dafür eine denkbare Option, die wir schon das ein oder andere Mal durchkalkuliert haben. Leider steht einem bei diesem Punkt immer die Finanzierung im Wege.“ Soziale Projekte fänden meist nur projektbezogene Spenden. Um sie jedoch in einem größeren und nachhaltigeren Stil voranzutreiben, müsse in eine feste Struktur investiert werden. Das Haus kann in Schöningen bis zum März 2016 von Besuchern und Schulklassen im Forschungs- und Erlebniszentrum Paläon besichtigt werden. Danach zieht es auf den Campus Bernburg der Hochschule Anhalt um. Warsawa und begründet den Standort unter anderem mit einer persönlichen Verbundenheit zu Schöningen, er wurde hier geboren.
Besuch im paläon
"Wir begleiten das Projekt von Jan Warsawa mit Workshops für Schulklassen ab Januar 2016“, erklärt Björn Hoppe. Der BNE-Lehrkraft am paläon ist der Versuch ganz wichtig, eine Brücke zwischen den Menschen und ihrem Alltag in den Erdbebengebieten zu schlagen". Die Schüler könnten nachvollziehen, wie man mit einfachen Mitteln in kurzer Zeit ein erdbebensicheres Gebäude errichtet. Diese Prinzipien würden anschließend im Modellbau ausprobiert. Aus einem eigens entwickelten Bastelbogen können Schüler ihr eigenes Modul konstruieren und zurück in die Schule nehmen, um dort auf die Situation der Erdbebenopfer aufmerksam zu machen. Dieser Kurs ist ein Beitrag des paläon zum Bildungskonzept „Globales Lernen".
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