Braunschweig. Dass in Schulen einzelne Schüler Gefahr laufen, ausgegrenzt zu werden, ist bestimmt kein neues Phänomen. Doch durch das Internet und die sozialen Medien gibt es ganz neue Möglichkeiten. Cybermobbing wird zu einem immer größer werdenden Problem.
Nach Zahlender Online-Beratungsplattform juuuport, bei der speziell ausgebildete Jugendliche anderen Jugendlichen bei Problemen helfen, sind zwischen 10 und 40 Prozent der jungen Menschen in Deutschland (bis 16 Jahre) von Cybermobbing betroffen. Matthias Jago vom Weißen Ring Braunschweig geht zudem von einer Dunkelziffer von mindestens 50 Prozent aus. "Die Opfer schämen sich, dass ihr Problem vor der Öffentlich ausgebreitet wird", so Jago im Gespräch mit regionalHeute.de. Und für die Täter ist es laut dem pensionierten Kriminalbeamteneine "herrlich anonyme Angelegenheit."
Im Internet lassen sich Gerüchte, falsche Behauptungen und kompromittierende Fotos in Windeseile verbreiten. "Bilder im Netz sind tödlich", urteilt auch Jago. "Bis da mal ein Provider reagiert, haben sich die Bilder längst über andere Kanäle weiter verbreitet." Und da sich mit moderner Software Bilder leicht manipulieren lassen, ist dem Missbrauch von Fotomaterial Tür und Tor geöffnet.
Auch ein Schulwechsel hilft oft nicht
Auch Ines Fricke vom Präventionsteam der Polizei Braunschweig bereitet die steigende Zahl von Fällen Sorge, in denen falsche Behauptungen, gefälschte Nacktfotos und Ähnliches ins Netz gestellt werden. Opfer sind dabei nicht nur Schüler, sondern auch Lehrer. "Die Täter wissen offenbar nicht, was sie anderen antun, dass sie Menschen regelrecht fertig machen", so Fricke. Das Tückische ist, dass auch ein Schulwechsel oft nichts hilft. Das Internet ist überall präsent und vergisst nie.
Cybermobbing im Berufsleben
Doch Cybermobbing ist nicht nur ein Problem an Schulen und von Jugendlichen. Laut einer Studie des Bündnisses gegen Cybermobbing sind in Deutschland rund eine Million Erwerbstätige davon betroffen, ein Drittel der Fälle findet im Arbeitsumfeld statt. "Arbeitskollegen machen sich in E-Mails über ihr Opfer lustig, verschicken Fotos in dessen Namen oder erstellen in sozialen Netzwerken Profile, um mit falscher Identität soziale Kontakte des Opfers vor den Kopf zu stoßen, zu bedrängen oder zu bedrohen", heißt es in einer Pressemitteilung des Weißen Rings. Durch das Internet mit seinen interaktiven Beteiligungsformen und vielen Möglichkeiten der Smartphone-Nutzung breiten sich Beleidigungen, Diffamierungen und Drohungen schnell aus. Opfer sind den Attacken der Cybermobber kontinuierlich ausgesetzt, nicht mehr nur am Arbeitsplatz.
Lesen Sie morgen, wie es mit der strafrechtlichen Bewertung von Mobbing aussieht.
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