Braunschweig. Gestern hat der Vorstand der Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e.V. die Räume des ehemaligen Friedrich-Gerstäcker-Museums in der Wolfenbütteler Str. 56 an die Stadt zurückgegeben. Der ehemalige Leiter des Museums Thomas Ostwald nimmt hierzu folgendermaßen Stellung.
"Ich habe über Jahre nach einer Lösung für eine gesicherte Nachfolge gesucht. Alle Vorschläge für eine vernünftige Bestandssicherung wurden abgelehnt, obwohl das Museum nicht nur eine einmalige Sammlung von ethnologischen Gegenständen, teilweise aus dem Nachlass Friedrich Gerstäckers, besaß. Auch eine umfangreiche Waffensammlung der Pionierzeit sowie eine bislang in Braunschweig einmalige Ausstellung zum Thema „Auswanderung aus dem Herzogtum Braunschweig seit dem 18. Jahrhundert (!)“ wurden nicht als erhaltenswert von den Verantwortlichen eingestuft.
Den Vorschlag, nur die Originalstücke aus Gerstäckers Nachlass dem Bestand des Städtischen Museums zu überlassen, fand letztlich auf der Mitgliederversammlung wenig Gegenliebe, so dass man diesen Vorschlag schließlich ablehnte.
Gerstäcker, der seine Jugendjahre am Hagenmarkt in Braunschweig verlebte und schließlich auch seine letzten Lebensjahre in seinem Haus an der Oker verbrachte, der auf dem Magni-Friedhof beigesetzt wurde und dessen Name ausgerechnet für einen Jugendbuchpreis der Stadt verwendet wurde (obwohl er nur wenige Jugendbücher, dafür zahlreiche Romane und Reiseberichte geschrieben hat), versinkt damit erneut im Nebel der Erinnerung, aus den ihn die Gerstäcker-Gesellschaft mit der Gründung des Museums vor 34 Jahren retten wollte.
Persönliche Schreiben von einem Dutzend Wissenschaftler sowie eine Online-Petition mit fast 700 Unterschriften fanden keine Beachtung in unserer „Stadt der Wissenschaft“.
Obwohl sich Braunschweiger auch finanziell an der Fortführung des Museums beteiligen wollten – darunter ein bekannter Unternehmer unserer Stadt – waren die Verantwortlichen nicht bereit, eine neue Lösung für die Weiterführung zu finden. Ich als Gründer und Leiter, der sich aus Altersgründen zurückziehen will, verstehe eine derartige Haltung nicht. Was hier geschehen ist, ist die Vernichtung einer beliebten Erinnerungsstätte, die mit viel Liebe zum Detail und noch mehr Herzblut betrieben wurde.
Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack und die Frage an die Verantwortlichen: Warum? Wieso wird einem Stadtteilfest ein Betrag von mehr als 10.000 Euro für eine Veranstaltung zugesagt, und ein nicht kommerziell betriebenes Museum einer literarischen Gesellschaft wird einfach geschlossen?"
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