Trainingsprogramm an Schulen zur Stärkung psychischer Gesundheit

Immer mehr Schüler leiden an depressiven Verstimmungen. Einer Studie nach hat sich rund ein Drittel der Schüler überwiegend traurig gefühlt.

v.l. Prof. Dr. Patrick Pössel (Programminitiator), Tobias Rahm (wissenschaftlicher Projektkoordinator) , Sozialdezernentin Dr. Christina Rentzsch, Esther Grüning (Projektinitiatorin aus der Jugendhilfeplanung).
v.l. Prof. Dr. Patrick Pössel (Programminitiator), Tobias Rahm (wissenschaftlicher Projektkoordinator) , Sozialdezernentin Dr. Christina Rentzsch, Esther Grüning (Projektinitiatorin aus der Jugendhilfeplanung). | Foto: Stadt Braunschweig

Braunschweig. Die Stadt startet im Januar wie angekündigt mit internationalem und wissenschaftlichem Know-how die erste Schulung von 18 Fachkräften zur Stärkung von psychischer Gesundheit und Wohlbefinden an Schulen. Schulsozialarbeiter an den weiterführenden Schulen sowie weitere Fachkräfte aus Jugendförderung, Kinder- und Jugendpsychiatrischem Dienst und DROBS werden innerhalb von zwei Wochen für die Durchführung des Präventionsprogramms "LARS&LISA" qualifiziert. Dies teilte die Stadt mit.



Das von Psychologen entwickelte Training wird in der "Grünen Liste Prävention" als sehr wirksam zur Prävention psychischer Erkrankungen empfohlen. Ziel ist eine Stärkung von Resilienzen, das Training von Fähigkeiten und die Vermeidung emotionaler Beeinträchtigungen bei Jugendlichen. Ab Februar kann das Programm dann in den beteiligten Schulen starten.

"Die bisherige Resonanz auf die Ankündigung des Programms ist sehr positiv und auch das Interesse der Schulen bekräftigt unser Engagement," sagt Sozialdezernentin Dr. Christina Rentzsch. Insbesondere das Zusammenwirken der Jugendhilfeplanung mit dem Regionalen Landesamt für Schule und Bildung und der DROBS sowie die finanzielle Förderung der Techniker Krankenkasse ermöglichten es, diesen präventiven Ansatz für Schulen in der Stadt Braunschweig weiterzuentwickeln.

Besuch aus den USA


Für das Seminar im Januar kommt einer der Initiatoren des Programms, Prof. Dr. Patrick Pössel, Universität von Louisville, Kentucky (USA), nach Braunschweig. Gemeinsam mit Tobias Rahm als wissenschaftlichem Projektkoordinator vor Ort ist es sein Ziel, den Fachkräften das notwendige Know-how zu vermitteln. Im Fokus stehen dabei Kompetenzen und Methoden um Schüler im sozialen Alltag zu unterstützen. Ein Ansatz der im Curriculum für Lehrkräfte und auch Sozialarbeitende bisher nicht fest verankert ist.

Patrick Pössel wird nach den zweiwöchigen Schulungen in Braunschweig wieder seiner Forschungsarbeit in den USA nachgehen. Damit den Fachkräften in Braunschweig auch nach der Schulung eine fachliche Begleitung zur Verfügung steht, übernimmt Tobias Rahm die fortlaufende wissenschaftliche Begleitung vor Ort. Hierfür wurde eigens eine Projektstelle eingerichtet, die seit Dezember beim Kreisverband Braunschweig der AWO angegliedert ist.

"Es ist nachgewiesen, dass der Erfolg und die Wirkung von Präventionsprogrammen maßgeblich davon abhängen, ob die Fachkräfte bei der Durchführung begleitet werden. Eine einmalige Schulung ohne spätere Begleitstruktur mindert den späteren Effekt deutlich," erläutert Projektinitiatorin Esther Grüning aus der Jugendhilfeplanung. Dieser entscheidende Faktor wurde daher von Beginn an bei der Programmplanung berücksichtigt.

Über das Projekt


Mit dem Projekt "Psychische Gesundheit und Wohlbefinden an Schulen" reagiert die Stadt Braunschweig auf die Ergebnisse der im Rahmen von "Communities that Care" (CTC) durchgeführten Jugendbefragung 2022. Zum dritten Mal in Folge hat diese hohe und steigende Werte von depressiven Symptomen bei Schülern in Braunschweig gezeigt. So haben 30,5 Prozent dem Satz "Im letzten Jahr habe ich mich überwiegend traurig gefühlt" zugestimmt (27,4 Prozent waren es 2020). Den Satz "Ich tauge nichts" haben 37,6 Prozent befürwortet gegenüber (37,8 Prozent in 2020). Das Interesse von Schulen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken ist sehr hoch, allerdings haben Lehrkräfte wenig Möglichkeiten, neben der Lehrtätigkeit solche zusätzlichen Präventionsprojekte zur Stärkung von Resilienz und Selbstbewusstsein durchzuführen. Dabei soll nun das CTC-Projekt helfen.

Das Angebot von "LARS&LISA" an den weiterführenden Schulen ist ein erster Schritt. Ab der zweiten Jahreshälfte 2024 sollen zusätzliche Akteure und Zielgruppen angesprochen sowie die Inhalte erweitert werden.

Zur Koordinierung der Aktivitäten wurde beim AWO-Kreisverband eine wissenschaftliche Teilzeitstelle eingerichtet. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt. In diesem Zeitraum erhält die Kommune eine Förderung in Höhe von insgesamt 153.000 Euro von der Techniker Krankenkasse. Für die Umsetzung des Projekts an den Schulen kooperiert die Stadt Braunschweig unter anderem mit dem Regionalen Landesamt für Schule und Bildung (RLSB) sowie mit der Drogenberatungsstelle Braunschweig (DROBS).


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