Braunschweig. Am Dienstag berichtete regionalBraunschweig.de über die geplante temporäre Unterbringung von Flüchtlingen in der Turnhalle in Watenbüttel. Der Verein sieht sich in seiner Existenz bedroht und wirft der Stadt vor, dass man sich nicht nach anderen Möglichkeiten umgesehen hätte. In einer umfangreichen Stellungnahme wird nun Stellung zu dem Sachverhalt genommen.
Stadtrat Christian Geiger habe in der Bürgerversammlung am 30. November bereits zu dem Thema Stellung genommen und den Vereinen Unterstützung zugesagt. Diese Zusage wurde eingehalten, und zwar bereits vor dem zweiten „offenen Brief“ des Vereinsvorsitzenden. Mittlerweile hätten sowohl mit dem TSV Watenbüttel als auch mit Eintracht Völkenrode Gespräche stattgefunden. Dabei sind vom Sportdezernat Ausweichlösungen aufgezeigt worden. Grundsätzlich sei zur Einordnung der Situation der Vereine zunächst festzuhalten, dass der TSV Watenbüttel und die Eintracht Völkenrode bisher durchaus komfortabel mit Hallenzeiten ausgestattet waren, heißt es von Seiten der Stadt. So hätten sie jeweils bereits nachmittags (ab 14 beziehungsweise 15 Uhr) Hallenzeiten buchen können, da die Hallen in Watenbüttel und Völkenrode zu Grundschulen gehören. Auch hätten sie trotz Schulsport zum Teil sogar Vormittagszeiten gebucht. Dies sei zahlreichen anderen Vereinen im Stadtgebiet von vornherein nicht möglich, da Schulsporthallen erst ab 17 Uhr für den Vereinssport frei wären, Hallen von Gymnasien sogar erst ab 18 Uhr. Die folgenden Ausführungen der Stadt werden ungekürzt veröffentlicht.
Die angebotenen Lösungsvorschlägen im Einzelnen:
Die Herren-Basketballmannschaft von Eintracht Völkenrode nutzt für Training und Punktbetrieb die Halle in Watenbüttel, weil die in Völkenrode für Wettkämpfe nicht ausreichend ausgestattet ist. Da die Watenbütteler Halle jetzt für Flüchtlinge vorgesehen ist, ist geplant, dass sowohl Trainings- als auch Spielbetrieb in der Halle des TSV Lamme stattfinden sollen. Über die Einzelheiten wird mit dem Lammer Verein derzeit gesprochen. Dies wäre eine ortsnahe Lösung. Trainieren können die Basketballer zudem auch in Völkenrode. Der Damen-Tischtennis-Mannschaft des TSV Watenbüttel sind die beiden Sporthallen der Neuen Oberschule angeboten worden. Diese sind frei geworden, da die Stadt den Nutzungsvertrag über die NO-Sporthallen mit der TU kürzlich aufgrund der insgesamt stark belasteten Hallensituation in Braunschweig gekündigt hatte. Die Hallen sind verkehrsgünstig gelegen. Der Anfahrtsweg verlängert sich natürlich deutlich, doch muss im gesamtstädtischer Betrachtung auch klar festgestellt werden, dass solche Anfahrtswege für einen großen Teil der Sportvereine völlig normal sind. Für weitere Aktivitäten des TSV Watenbüttel wie Kinderturnen, Fitness und ähnliches hätte die Stadt sogar andere Lösungen zu bieten, doch die beiden Vereine haben sich, übrigens bereits am vergangenen Wochenende, selbständig darauf geeinigt, dass die Watenbütteler dafür Zeiten in der Halle Völkenrode bekommen, die bisher der Völkenroder Verein angemeldet hatte. Im Übrigen weist die Stadt darauf hin, dass für solche Aktivitäten keine 650-qm-Halle nötig ist. Die Vereine können Geräte einlagern, die sie derzeit aufgrund der Umlegung nicht benötigen. Die Stadt ist gern bereit, bei der Einlagerung zu helfen oder diese zu übernehmen.
Nachteile sind unbestritten
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass mit den angebotenen Ausweichmöglichkeiten eine verträgliche Lösung für die Ausfälle in Watenbüttel und Völkenrode geschaffen werden kann. Dass die Vereine Nachteile gegenüber dem derzeitigen Status Quo in Kauf nehmen müssen, ist unbestritten. Die Stadt betont jedoch noch einmal die gesamtstädtische Aufgabe der Flüchtlingsunterbringung, wo es darum geht, in wenigen Wochen eine Obdachlosigkeit von mehreren hundert Menschen zu verhindern. Deshalb reagiert die Verwaltung und beginnt mit den Vorbereitungen für die Herrichtung der Hallen, da sie unter starkem Zeitdruck steht. Zur grundsätzlichen Kritik an der Verwendung von Sporthallen ist noch einmal zu betonen, dass Sporthallen für den Zweck einer schnellen Nutzung ohne umfangreiche Herrichtung am besten geeignet sind. Deshalb verfahren andere Städte übrigens genauso. Die Stadt hat umfangreich auch andere Immobilien geprüft und tut das auch weiterhin. Sollten sich geeignete Gebäude für eine schnelle Nutzung finden, würden diese bevorzugt ausgewählt. Wegen des Zeitdrucks werden aber sicherlich auch Sporthallen benötigt. Die Sportverwaltung hat in den vergangen Monaten mit zahlreichen Vereinen, die aus unterschiedlichen Gründen von einem Wegfall von Hallenkapazitäten betroffen waren, jeweils zeitnah das Gespräch gesucht und gute, verträgliche Lösungen erarbeitet. Sie hat dies wie in allen vorigen und in allen künftigen Fällen getan, beide Vereine wurden somit exakt gleichbehandelt mit anderen, zuvor schon betroffenen Vereinen, die übrigens die Kommunikation des Sportdezernats, welches im Auftrag des Oberbürgermeisters das Themenfeld Sport bearbeitet, vielfach als vorbildlich bezeichnet haben. Dies sei zur Frage nach der Kommunikation mit betroffenen Vereinen angemerkt. Die Stadtverwaltung ist zuversichtlich, dass auch mit diesen beiden Vereinen im Geiste eines sportlich fairen und solidarischen Umgangs mit einer städtischen Notlage gute Regelungen getroffen werden können.
Dem ungeachtet wird zum Protest aufgerufen. In einem Schreiben das regionalBraunschweig.de vorliegt heißt es: "Wir rufen unsere Mitglieder in den Vereinen sowie die Bürgerinnen und Bürger in unseren Ortsteilen auf, an der Sondersitzung der Stadtbezirksräte 321, 322, 323 am 10.12.2015 ab 19.00 Uhr im Rathaus (Großer Sitzungssaal) teilzunehmen und unsere Position aktiv zu vertreten. Es ist ein wichtiges Signal, bei der öffentlichen Sondersitzung dieser drei Stadtbezirksräte am 10. Dezember 2015, Position zu beziehen und dem ersten Teil der Vorlage (Sporthallen als Erstaufnahmeunterkunft) deutlich zu widersprechen.
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