Unabhängig vom Pferd: Wissenschaftlern gelingt Durchbruch bei Diphtherie-Behandlung

Seit über 100 Jahren ist man bei der Behandlung der Diphtherie von Pferden abhängig gewesen. Wissenschaftlern ist es jetzt gelungen, die veraltete Methode überflüssig zu machen.

Die Behandlung von Diphtherie - entwickelt vor über einem Jahrundert - basiert noch immer darauf, Pferden ein Toxin zu injizieren und die vom Pferd produzierten Antikörper für die Behandlung beim Menschen zu nutzen.
Die Behandlung von Diphtherie - entwickelt vor über einem Jahrundert - basiert noch immer darauf, Pferden ein Toxin zu injizieren und die vom Pferd produzierten Antikörper für die Behandlung beim Menschen zu nutzen. | Foto: Pixabay

Braunschweig. Erste Schritte zu einer neuen Behandlung von Diphtherie: In einem vom PETA International Science Consortium Ltd. finanzierten Projekt haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Biochemie, Biotechnologie und Bioinformatik der Technischen Universität Braunschweig zusammen mit dem Britischen National Institute for Biological Standards and Control (NIBSC) humane Antikörper entwickelt, die das Diphtherie-Toxin neutralisieren. Diese Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht und in einem Artikel in der Fachzeitschrift „Science“ kommentiert. Die TU Braunschweig berichtet in einer Pressemitteilung.


Bisherige Therapie ist über 100 Jahre alt



Diphtherie ist eine potenziell tödliche Infektionskrankheit und besonders in Regionen gefährlich, in denen die Impfquote gering ist. Im Falle einer Infektion erfolgt die Behandlung bisher mit einem Antiserum, dem Diphtherie-Antitoxin (DAT), das in Pferden erzeugt wird. Dabei werden die Tiere mit dem Diphtherie-Impfstoff und -Toxin immunisiert. Die vom Tier produzierten polyklonalen Antikörper, die das Diphtherie-Toxin neutralisieren, werden aus dem Blut gewonnen und aufgereinigt. Diese Therapie wird seit über 100 Jahren unverändert genutzt.

Ethische Bedenken bei Pferderesen



Pferdeseren haben wie andere therapeutische Tierseren den Nachteil, dass sie zu ernsthaften Nebenwirken wie der Serumkrankheit führen können. Gesundheitsbörden weltweit berichten außerdem, dass Pferdeseren in größeren Mengen nur schwer verfügbar seien und somit keine adäquate Reaktion in Falle einer Diphtherie-Epidemie möglich wäre. Zusätzlich gibt es starke ethische Bedenken bei der Nutzung von Tieren für die Produktion von Therapeutika für Menschen. Inspektionen von Firmen, die Pferde für die Produktion von DAT nutzen, zeigten, dass Tierschutzrichtlinien nicht eingehalten werden. Die Verwendung von humanen rekombinanten Antikörpern, die von Zelllinien im Labor produziert werden, würde diese Nachteile vermeiden.

Aussichtsreiche Forschungen


Mithilfe des Antikörper-Phagen-Displays, einer Methode zur Selektion von Antikörpern im Reagenzglas, wurden in dem Projekt ohne die Immunisierung von Tieren humane rekombinante Antikörper generiert, die das Diphtherie-Toxin neutralisieren können. Eine Kombination der Antikörper, die das Toxin am besten neutralisieren, ist ein aussichtsreicher Kandidat für weitere klinische Entwicklungen, um das DAT aus Pferdeserum zukünftig zu ersetzen.


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