Unfassbar! 550 Kilometer gefahren und verloren wegen Stutzen

von Frank Vollmer


Eine eigentlich unfassbare Geschichte. Foto: Frank Vollmer/Archiv
Eine eigentlich unfassbare Geschichte. Foto: Frank Vollmer/Archiv

Braunschweig/Hamburg. Schon im Nachwuchsbereich trägt der Konkurrenzkampf zwischen den Klubs zuweilen Stilblüten, wie man sie nicht für möglich hält. So geschehen vor zwei Wochen beim Gastspiel der B-Jugend von Freie Turner Braunschweig in der Regionalliga Nord beim Niendorfer TSV in Hamburg.


0:3 in der Kabine – wegen fehlender Stutzen


Der Schreck fuhr den Gästen aus der Okerstadt nach drei Stunden Fahrt bei der Ankunft in die Glieder: Das Nachwuchsteam von Trainer Samy Carlo Schmidt hatte nur einen Satz weiße Stutzen aus Braunschweig mitgenommen – ein Fehler, der normal nicht passieren darf. Die Farben der Spielkleidung sind in der Ausschreibung des Verbandes klar ersichtlich.

So hatten beide Teams plötzlich weiße Stutzen. Das Problem, welches Schiri Jonas Werdermann sofort auffiel, wäre jedoch leicht zu lösen gewesen. Auf freundliche Nachfrage teilte der Jugendleiter des TSV Niendorf mit, den Braunschweigern für die 80 Spielminuten keinen Satz Stutzen zu leihen und auch nicht selbst in den Ausweichfarben anzutreten. „Der Mannschaftsrat der Niendorfer hatte sich dagegen ausgesprochen“, teilt Dennis Hummelmeier auf regionalSport.de-Nachfrage mit.

Vater kauft Stutzen, Schiri sagt „Nein“


Der Koordinator der Freien Turner berichtet, wie es dann weiter ging: „Der Vater unseres Spielers Aaron Dahlmann trainiert selbst eine Jugendmannschaft. Zufällig hatte er acht Paar rote Stutzen im Auto dabei.“ Dahlmann fuhr also schnell los, besorgte die drei fehlenden Paar Stutzen in einem Sportgeschäft. „Als er 25 Minuten nach dem eigentlichen Anpfiff um 16.30 Uhr wieder zurück war, hatte das Schiedsrichtergespann zwischenzeitlich schon entschieden, das Spiel nicht mehr anzupfeifen.“ Es wurde 3:0 für Niendorf gewertet.

„Also sind wir drei Stunden nach Hamburg gefahren, um in der Kabine zu verlieren und dann wieder drei Stunden zurückzufahren. Und das wegen Stutzen“, bringt es Samy Carlo Schmidt auf den Punkt, der über die Ereignisse in der Hansestadt derart verärgert war, dass er als Konsequenz seinen Hut als Trainer nahm. „Für die Jungs tut es mir sehr leid“, fügt Schmidt an, der im Sommer noch mit der Mannschaft aufgestiegen war. Für ihn übernahm Co-Trainer Marcos Barros.

„Das ist ein neues Level und mir völlig unverständlich“, wertet Dennis Hummelmeier und kritisiert sowohl die Entscheidung des Schiedsrichters als auch der Niendorfer: „Wir reden hier über Nachwuchsfußball und Sport im Ehrenamt. Das ist eine fatale Botschaft für die Jungs, wo soll das am Ende hinführen?“ In wenigen Tagen entscheidet der Verband, ob es bei der Spielwertung bleibt oder die Partie noch einmal angesetzt wird.

Wie es übrigens anders geht, zeigten Freie Turner am vergangenen Samstag selbst. Da hatte der Gegner der Turner-B-Jugend, Tuspo Zurheide, auf der Hinfahrt eine Buspanne. „Für uns war es selbstverständlich, dass das Spiel später angefpiffen wurde“, betont Hummelmeier. Freie Turner siegten nicht in der Kabine, sondern auf dem Platz mit 5:1.


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