Braunschweig. Am heutigen Tag entscheiden die USA in einer "Schicksalswahl", wie sie häufig bezeichnet wurde, über ihren zukünftigen Präsidenten. Dabei findet der Wahlkampf nicht nur in den Staaten statt, sondern auch direkt vor unserer Haustür. Dr. Kenton Emery Barnes ist gebürtiger Amerikaner und Lektor an der Technischen Universtität Braunschweig. In Braunschweig habe er den Eindruck gewonnen, dass "fast alle" Menschen, die seinen Stand in Braunschweig besuchten, sich den Demokraten Joe Biden als neuen US-Präsidenten wünschen.
Mit 1.855 Amerikanern hat die statistische Region Hannover den größten Anteil an US-Amerikanern in Niedersachsen. An zweiter Stelle kommt schon Braunschweig mit 1.345 Personen mit US-amerikanischen Wurzeln. Auch bei uns geben Amerikaner also ihre Stimme ab. Damit sie das auch tun, setzt sich Dr. Barnes seit 2017 aktiv bei den "Democrats Abroad", der Auslandsorganisation der US-Demokraten, zu der auch Trumps Amtsvorgänger Barack Obama gehörte, ein. "Fast alle Leute, die zu dem 'Vote from Abroad'- Stand kamen, scheinen mir eher für Biden zu sein", schlussfolgert Barnes aus seinen Erfahrungen in den vergangenen Wochen. Seit den Vorwahlen Ende 2019 habe er viel Zeit in den Wahlkampf investiert. An vier Wochenenden betreute er den "Vote from Abroad"-Stand in der Braunschweiger Innenstadt. Einmal half er auch in Hannover aus. "Außerdem habe ich den Amerikanern geholfen, sich für die Wahl anzumelden und ihre Stimmzettel zurückzusenden. Ich habe auch Amerikaner angerufen, um sie an die Wahlen zu erinnern", fügt Barnes hinzu.
"Es ist ein Kopf-um-Kopf-Rennen"
Wie erfolgreich seine und die Arbeit seiner amerikanischen Kolleginnen und Kollegen rund um den Globus gewesen ist, wird sich jetzt herausstellen. Barnes hoffe zwar, dass Biden die Wahl gewinnt, sieht aber auch ein: "Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Laut den Prognosen liegt Biden vorn, aber wir haben ja gesehen, was vor vier Jahren passiert ist. Alles ist möglich." Bei der Präsidentschaftswahl vor vier Jahren lag die demokratische Kandidatin Hillary Clinton ebenfalls in den Umfragen knapp vor Herausforderer Donald Trump von den Republikanern. Rechnerisch vereinte sie sogar mehr einzelne Wählerstimmen auf sich. Durch das US-Wahlsystem mit dem "Electoral College", bei denen Stimmen aus unterschiedlichen Staaten unterschiedlich gewichtet werden, um die signifikanten Unterschiede in der Bevölkerungsdichte "auszugleichen", gewann Donald Trump jedoch damals die Wahl - trotz anders lautender Prognose.
"Joe Biden hat einen Plan für die USA"
Kenton Emery Barnes setzt große Hoffnungen in seinen Kandidaten: "Joe Biden hat einen Plan für die USA, der mehr Arbeitsplätze schaffen würde; ein Plan für eine humane Einwanderungsreform; ein Plan, der die Umwelt schützt und mehr in erneuerbare Energien investiert und einen Plan, der ein besseres Gesundheitssystem schaffen würde." Auch in den menschlichen Qualitäten sieht der Sprachwissenschaftler seinen Kandidaten vorne: "Biden zeigt auch Empathie und er ist ehrenwert. Er versteht die Menschen, denen es schwerfällt, Essen auf den Tisch zu bringen und Arbeit zu finden."
Dr. Barnes schloss sein Bachelorstudium im Jahr 1978 an der University of Cincinnati im Bundesstaat Ohio ab. Promoviert hat er 2012 an der TU Braunschweig. Ganz konkret sehe er in einem US-Präsidenten namens Joe Biden auch Vorteile für Deutschland: "Biden ist der Ansicht, dass Amerika seine traditionellen Partner unterstützen und mit ihnen zusammenarbeiten sollte, um gemeinsame Probleme anzugehen." Barnes ist sich sicher: "Er wird versuchen, den Schaden zu reparieren, den Trump unseren internationalen Beziehungen wie der NATO und der WHO zugefügt hat."
Wegen der Zeitverschiebung schließen die letzten Wahllokale in den USA nach mitteleuropäischer Zeit am morgigen Mittwoch um etwa 7 Uhr. Im Laufe des morgigen Tages wird dann also das Ergebnis feststehen - und auch, ob sich der Einsatz von Dr. Kenton Emery Barnes in Braunschweig und Hannover für seinen Kandidaten Joe Biden gelohnt hat.
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