Braunschweig. Am Sonntag kommt es im Eintracht-Stadion zum Spitzenspiel der Löwen gegen den FC St. Pauli. Eigentlich sollten an diesem Wochenende alle 36 Erst- und Zweitligisten statt des üblichen "Hermes"-Schriftzugs das Logo der "Bild"-Flüchtlingsaktion "Wir helfen" auf dem Trikotärmel tragen. So solle ein gemeinsames Zeichen für Flüchtlinge gesetzt werden. Doch das Team aus Hamburg macht da nicht mit. Am Donnerstagabend folgten auch Union Berlin, der SC Freiburg und der VFL Bochum. Und die Eintracht? Sie wird dem Aufruf nun auch nicht folgen.
Miriam Herzberg, Leiterin Medien und Kommunikation, Eintracht Braunschweig, sagte auf Anfrage von regionalBraunschweig.de am Donnerstag: "Wir engagieren uns in Braunschweig und Umgebung seit vielen Monaten für Flüchtlinge. Darüber hinaus startet Anfang Oktober in Kooperation mit der Bundesliga-Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung das Braunschweiger Willkommensbündnis "Willkommen im Fußball", bei dem wir Fußballtrainingseinheiten für Flüchtlinge anbieten. In diesem Zusammenhang sind wir der DFL-Bitte zur Unterstützung am kommenden Sonntag nachgekommen. Am Freitagabend sagte dann aber Sebastian Ebel gegenüber der Braunschweiger Zeitung:"Im Vordergrund stehen die Motive und was Vereine für Flüchtlinge tun. Das sollte bewertet werden" und schloss die Teilnahme aus.
St. Pauli macht nicht mit
Den Stein ins Rollen gebracht hatte der FC St. Pauli. In einer Stellungnahme erklärt der kaufmännische Geschäftsleiter Andreas Rettig die Gründe: "Der FC St. Pauli ist seit vielen Wochen auf verschiedenen Ebenen zu einem Thema, das seit Monaten alle emotional bewegt, aktiv, um den Menschen, die nach Deutschland geflohen sind, zu helfen. Unser Testspiel gegen Borussia Dortmund, das private Engagement unserer Spieler sowie verschiedenste Aktionen unserer Fans und Abteilungen für die Flüchtlinge in Hamburg sind Beleg dafür. Daher sehen wir für uns nicht die Notwendigkeit, an der geplanten, für alle Clubs freiwilligen Aktion der DFL teilzunehmen. Hierüber haben wir vorab alle Beteiligten informiert. Der FC St. Pauli steht für eine Willkommenskultur und wir handeln damit auf eine Art und Weise, die unseren Club schon seit Jahrzehnten ausmacht. Wir leisten ganz praktische und direkte Hilfe dort, wo sie gebraucht wird." Weiter heißt es: "Mit Verwunderung haben die Verantwortlichen des FC St. Pauli zur Kenntnis genommen, dass das vertrauliche Schreiben an die Bild-Zeitung von dieser genutzt wurde, die Absage des FC St. Pauli negativ in der Öffentlichkeit darzustellen." Bild-Chefredakteur Kai Diekmann twitterte: "Darüber wird sich die AfD freuen: Beim FC St. Pauli sind #refugeesnotwelcome." Er legte nach, dass der Klub wohl kein Herz für Flüchtlinge habe.
Union Berlin startet eigene Aktion
Am Donnerstagabend solidarisierten sich weitere Vereine mit dem Kiez-Klub. Union Berlin teilte mit: "An der für den kommenden Bundesligaspieltag geplanten Aktion einer Boulevardzeitung wird der 1. FC Union Berlin nicht teilnehmen". Doch die Eisernen haben sich etwas anderes überlegt: "Der Klub entschied, seine Pläne für die Anfang des Jahres erworbene Immobilie für ein Fanhaus in unmittelbarer Stadionnähe erst einmal auf Eis zu legen. Die Fläche soll Berlin als Unterbringungsmöglichkeit für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt werden. Es folgten der SC Freiburg und der VFL Bochum. Aus Bochum war zu lesen, das man grundsätzlich für die Aktion sei: "Allerdings hat uns die scharfe Reaktion seitens der Bild-Chefredaktion ob der Absage eines anderen Klubs an die Aktion dazu gebracht, sich mit diesem Verein solidarisch zu zeigen. Es darf unserer Ansicht nach nicht sein, dass jemand einem Verein die Solidarität mit Flüchtlingen abspricht, nur weil dieser nicht bereit ist, eine u.a. von der Bild initiierte Aktion zu unterstützen." Der 1.FC Nürnberg teilte zudem mit, dass man am Samstag auf die besondere Promotion für den Medienpartner verzichten werde. Wie das genau aussehen soll, werde man am Samstag sehen. Dazu sind auch Eintracht Braunschweig, der MSV Duisburg und der 1.FC Kaiserslautern aus der Aktion ausgestiegen.
Fans sind dagegen
Auch die Fans laufen Sturm gegen die Aktion. Der Fanrat des TSV 1860 München erklärte bei Facebook: "Einer Zeitung, die das ganze Jahr gegen Fans, Flüchtlinge oder sonstige unliebsame Personengruppen hetzt, bei der eigenen Imagekampagne behilflich zu sein, kann weder im Interesse der Liga noch im Interesse unseres Vereins sein." Beim Spiel von Borussia Dortmund im Uefa Cup, prangte ein großes Banner mit der Aufschrift #bildnotwelcome am Zaun. Doch es gibt auch andere Stimmen. Die Verantwortlichen von Fortuna Düsseldorf teilten mit: "Wir als Vorstand stehen bei aller berechtigter Kritik am Vorgehen einer Boulevard-Zeitung für die Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen - Flüchtlingshilfe zählt mehr als ein Boykott."
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