Braunschweig. Sechs Männer kämpfen im Mai um den Sessel des Oberbürgermeisters. Beinahe hätte es noch eine Nummer 7 gegeben - eine Frau und parteilos. Doch Sabine Kotschy ließ ihre Kandidatur auf halbem Wege im Sand verlaufen. Frauenfeindliches Verhalten in der CDU soll der Grund sein.
Wenn Sabine Kotschy darüber spricht, was sie alles hätte machen können und wollen als Braunschweiger Oberbürgermeisterin, dann ist es schwer vorstellbar, dass sie aus freien Stücken mitten im Bewerbungsverfahren aufgegeben hat. Die 46-Jährige hatte im vergangenen Jahr schriftlich bei der Stadt Interesse an einer Kandidatur bekundet. Doch wie der Wahlausschuss am Dienstag mitteilte, war es bei dieser Bekundung geblieben. Weitere Unterlagen reichte sie nicht ein.
"Es ist eine schwierige Geschichte", sagt Sabine Kotschy auf die Frage nach dem Warum. Sie sei lange CDU-Mitglied gewesen, erzählt sie, und habe schon früh parteiintern mitgeteilt, dass sie als Oberbürgermeisterkandidatin zur Verfügung stehe. "Da hat man mir aber abgesagt", sagt sie. Sie glaubt, es mangele der CDU an Flexibilität und an dem Willen, auch eine Frau zu unterstützen. Diese Abfuhr habe schließlich auch dazu geführt, dass sie aus der Partei ausgetreten sei. Trotzdem wollte sie weitermachen und kandidieren, warb um Unterstützung bei den ehemaligen Parteifreunden und erntete erneut Absagen. "Dabei ist heutzutage eigentlich die Zeit, in der man auch Parteilose aufstellen kann", sagt Kotschy. "Mir ist das Thema wichtig, die Sache und die Stadt. So ein Parteigerangele will ich nicht haben."
Schließlich wollte sie es im Alleingang versuchen, meldete sich bei der Stadt. Warum genau sie den Weg dann nicht weiter gegangen ist, dazu will sie sich nicht konkret äußern. "Ich will nicht in der Öffentlichkeit schmutzige Wäsche waschen", sagt sie. "Aber ich lehne Verhetzung gegen Frauen ab, mehr sage ich nicht."
Von Verhetzung gegen Frauen will Henrik Grotjahn, Geschäftsführer der CDU Braunschweig, indes nichts wissen - im Gegenteil: "Sie brauchen sich unseren Kreisvorstand nur mal anzuschauen: ein Drittel Frauen!" Seit sechs Jahren sei er Geschäftsführer und habe in dieser Zeit noch nie frauenfeindliches Verhalten erlebt. "Heidemarie Mundlos war zwölf Jahre lang Kreisvorsitzende, und denken Sie an Bürgermeisterin Friederike Harlfinger", zählt Grotjahn auf. Er glaube nicht, dass seine Parteifreunde frauenfeindliches Verhalten an den Tag legen würden.
Kotschy will sich von der vergeigten Kandidatur nicht ausbremsen lassen. Sie könne sich vorstellen, beim nächsten Mal zu kandidieren, oder auch innerhalb Niedersachsens eine andere Stadt für ihre politischen Ambitionen zu finden. "Und wenn die Region kommt, so mutig bin ich, sage ich: Die Regionspräsidentin stände mir auch ganz gut."
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