Braunschweig. Die Stadt Braunschweig pflegt seit Jahrzehnten intensiven Kontakt zu ihren Partnerstädten - insgesamt neun in Deutschland, Indonesien, China, Frankreich, Israel, Amerika, Großbritannien, Russische Föderation und Tunesien. regionalHeute.de stellt die Partnerstädte in zwei Teilen vor. Heute: Magdeburg, Kiryat Tivon, Kasan, Zhuhai und Bath.
Viele der Verbindungen bestehen schon viele Jahrzehnte und werden auch heute noch intensiv gepflegt. Regelmäßig finden gegenseitige Besuche der Partnerstädte statt. Auch Schüleraustausche und Praktika werden ermöglicht.Junge Menschen haben so die Gelegenheit, andere Länder und Gebräuche kennenzulernen. Als ehemaliges Mitglied des europäischen Handelsbundes der Hanse möchte die Löwenstadt so die Tradition einer aufgeschlossenen Stadt aufrechthalten. Für die Stadt sind eben diese Partnerschaften, die sich über den gesamten Erdball verteilen, einwichtiges Instrument zur Völkerverständigung. Mit regelmäßigen Bürgerkontakten, intensivem Kulturaustausch und einem ausgeprägten Augenmerk auf den Austausch von Schüler- und Jugendgruppen sind sie Grundlage für gute internationale Beziehungen und ein vereintes Europa.
Magdeburg - Die Nachbarstadt an der Elbe
Magdeburgs Bürgermeister Dr. Lutz Trümper (2. v. re.) mit Ulrich Markurth, der damaligen niedersächsischen Kultusministerin Frauke Heiligenstadt und Nîmes´ Bürgermeister Jean-Paul Fournier beim Pflanzen eines Friedensbaums. Foto: Robert Braumann
Der Dreißigjährige Krieg führte zum Niedergang der Stadt, sie zählte nur noch wenige Einwohner. Doch Ende des 18. Jahrhunderts blühte Magdeburg wieder auf und entwickelte sich bis heute zu einem Industriezentrum und einer Großstadt mit rund 230.000 Einwohnern. Die ehemalige Bezirkshauptstadt der DDR ist heute die Hauptstadt des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Sehenswert sind neben dem Dom und den benachbarten Gründerzeithäusern, dem Kulturhistorischen Museum und den Elbuferpromenaden auch die gut erhaltenen und restaurierten Barockfassaden am Breiten Weg. Durch die gelungene Ausrichtung der Bundesgartenschau 1999 hat Magdeburg als lebendige Stadt auf sich aufmerksam gemacht und viele Freunde gewonnen.
Braunschweig gehörte zu den ersten Städten der alten Bundesrepublik, die sich intensiv um eine Partnerschaft zu einer Stadt in der damaligen DDR bemühte und auch Erfolg hatte: Am 8. Dezember 1987 wurde in einem Festakt der Partnerschaftsvertrag mit Magdeburg geschlossen. Vorangegangen waren schwierige Verhandlungen und ein komplizierter Schriftverkehr über Bundes- und Landesministerien mit der DDR-Regierung. 1988 und 1989 besuchten zunächst "Arbeiterdelegationen" und "Frauendelegationen" Braunschweig. Daneben gab es einen Austausch von Kultur-, Jugend- und Sportgruppen. Den wechselseitigen Besuchen lagen offiziell ausgehandelte Jahresprogramme der beiden Städte zugrunde, die nach der Öffnung der deutsch-deutschen Grenze überflüssig wurden. In den folgenden Jahren halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Braunschweig beim Aufbau einer kommunalen Selbstverwaltung in Magdeburg.
Am 8. Dezember 1992 wurde eine neue Vereinbarung zur städtepartnerschaftlichen Zusammenarbeit in Magdeburg, jetzt unter demokratischen Vorzeichen, unterzeichnet. Der kommunalpolitische Erfahrungsaustausch – darunter auch gegenseitige Besuche von Ratsgremien – wurde fortgesetzt.
Ein weiterer Ausdruck und Zeichen eines gewachsenen Zusammengehörigkeitsgefühls ist der landesübergreifende Städtepartnerschaftsradweg zwischen Braunschweig und Magdeburg. Hierzu wurde am 8. Dezember 2014 vom Magdeburger Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper und dem Braunschweiger Oberbürgermeister Ulrich Markurth gemeinsam mit den Vertretern der 16 beteiligten Gebietskörperschaften eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Der Radweg wurde am 3. Oktober 2016 offiziell eröffnet.
Kiryat Tivon/Israel - Der Park in den Hügeln
Kiryat Tivons Bürgermeister David Ariely und Oberbürgermeister Ulrich Markurth an einem Gedenkstein im Braunschweig-Hain in Kiryat Tivon im Jahr 2016. Foto: Miriam Rauch/Kiryat Tivon
Kiryat Tivon, der „Park in den Hügeln”, wurde erst 1958 aus mehreren Siedlungen zu einer Stadt mit jetzt 16.000 Einwohnern vereint. Die Stadt liegt an den Hängen des Carmel Berges im galiläischen Bergland, 18 Kilometer östlich von Haifa. Serpentinenförmig geschwungene Straßen führen durch Parks und Gärten, die die Wohngebiete säumen. In Kiryat Tivon gibt es keinerlei Industrie, dafür aber viele kulturelle und sportliche Einrichtungen, darunter zwei Schwimmbäder, die den hohen Freizeitwert der Stadt bestimmen. Auch historisch hat die Stadt ihren Reiz, denn bereits vor 2.000 Jahren stand auf den Hügeln um Kiryat Tivon eine jüdische Stadt: Beit She`arim, Amtssitz des höchsten jüdischen Gerichtshofes zu jener Zeit. Die Katakomben dieser alten Stadt wurden ausgegraben, von herrlichen Parkanlagen umgeben und sind heute ein archäologisches Besichtigungs- und Ausflugsziel.
Die Beziehungen zu der israelischen Stadt, die bereits im Jahr 1968 angebahnt wurden, sind für die Stadt Braunschweig von besonderer Bedeutung. Es gibt seit Jahren einen regen Jugendaustausch. Aber auch andere Braunschweiger Gruppen besuchen regelmäßig die Partnerstadt Kiryat Tivon. Am 18. Juni 1981 schlossen beide Städte einen Freundschaftsvertrag. Am 11. September 1985 in Kiryat Tivon und am 2. Juni 1986 in Braunschweig wurde diese Städtefreundschaft in eine Städtepartnerschaft umgewandelt.
Kasan/Russische Föderation - Millionenstadt an der Wolga
Kasan ist die Hauptstadt der autonomen Republik Tatarstan in der Russischen Föderation und liegt an der Wolga, wo sie im 10. Jahrhundert von Wolgabulgaren gegründet wurde. Besonders sehenswert sind der Kasaner Kreml (UNESCO Weltkulturerbe) und die "Peter und Paul-Kathedrale". Die Stadt mit knapp 1,2 Millionen Einwohnern hat sich zu einem der größten Industrie-, Wissenschafts-und Kulturzentren der Russischen Föderation entwickelt. Kompressoren, Messgeräte, medizinische Ausrüstungen, optische Geräte und Flugzeuge werden hier produziert. Weltruf genießen die Pelzwaren aus Kasan. Kasan verfügt über eine berühmte, fast 200 Jahre alte Universität, über 15 Hochschulen mit etwa 100.000 Studenten, drei Theater, ein staatliches Musikkonservatorium sowieeinige Museen.
Der 1988 begründeten Freundschaft ging ein reger Schüler- und Jugendaustausch voraus; der erste überhaupt zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der damaligen Sowjetunion. Die Unterzeichnung der Vereinbarung über die Städtefreundschaft erfolgte am 7. August 1988 in Kasan und am 5. Oktober 1988 in Braunschweig. Seitdem finden jedes Jahr Austauschbegegnungen zwischen Schülerinnen und Schülern Braunschweiger und Kasaner Schulen statt.
Zhuhai/China - Die Perlenmeerstadt
2016 wurde in der Dornse der Vertrag zur Schulpartnerschaft zwischen den Braunschweiger Gymnasien Martino-Katharineum und Hoffmann-von-Fallersleben-Schule und der der High School No.1 aus Zhuhai unterzeichnet. Foto: Anke Donner
Die Küstenstadt Zhuhai mit dem Beinamen "Stadt der Romantik", geprägt von Buchten und Inseln, grenzt direkt an Macao. Auf den Landkarten erschien Zhuhai erst um 1980, zuvor war es nicht mehr als ein unbedeutendes Fischerdorf. Im Schatten Macaos hat es sich aber vor allem seit den 80er Jahren, als es zu einer der ersten vier Sonderwirtschaftszonen Chinas ernannt wurde, zu einer Wohnstadt mit gut 1,6 Millionen Einwohnern entwickelt, deren Lebensstandard im chinesischen Vergleich sehr hoch ist. Bei den Geschäftsleuten aus Hongkong oder Macao ist Zhuhai als Wochenenddomizil sehr beliebt.
Wirtschaftlich gut entwickelt, bietet Zhuhai Investoren solide Grundlagen für den Aufbau von Produktionsstätten. Dazu trägt entscheidend bei, dass die Stadt nicht nur eine Sonderwirtschaftszone ist, sondern auch eine Freihandelszone umfasst: Dies hat mittlerweile zur Ansiedlung namhafter Konzerne geführt, darunter MTU Aero Engines, Siemens, AG, Bosch, Nike, Toshiba und Canon. Eine Brücke von Hongkong nach Zhuhai, die nach ihrer Vollendung eine der längsten Brücken der Welt sein wird, soll weiteren Aufschwung mit sich bringen.
Im Jahr 2008 wurde der Geschäftsführer der Firma MTU Aero Engines von der Verwaltungsspitze der Stadt Zhuhai um Unterstützung bei der Anbahnung einer Städtepartnerschaft mit einer deutschen Stadt gebeten. MTU schlug Braunschweig als "Stadt der Wissenschaft" und Sitz von Einrichtungen, die eng mit der Luftfahrt verbunden sind, vor. Im September 2009 reiste eine Wirtschaftsdelegation unter der Leitung des damaligen Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann nach China, um die dortigen Verhältnisse kennenzulernen und erste Gespräche zu führen. Insbesondere auf Grund der besonderen wirtschaftlichen Entwicklung Zhuhais kam die Delegation übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass der Abschluss eines Partnerschaftsvertrages mit Nachdruck verfolgt werden sollte. Der Vertrag wurde am 1. Juni 2011 in Braunschweig unterzeichnet. Vereinbart wurde ein intensiver Austausch u.a. in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Technologie, Erziehung, Kultur, Sport und Gesundheitswesen.
Bath/Großbritannien - Die Blumenstadt im Südwesten der Insel
Die damalige Bürgermeisterin der Partnerstadt Bath Cherry Beathtrug sich 2014 im Beisein von Ulrich Markurth in das Goldene Buch der Stadt ein. Foto: Siegfried Nickel
Bath, die im Südwesten Großbritanniens gelegene “Blumenstadt”, hat rund 90.000 Einwohner und ist eine Stadt mit großer Tradition. Sie wurde von den Römern gegründet, die hier an den einzigen heißen Mineralquellen Großbritanniens ein römisches Bad zu Ehren der Göttin Minerva errichteten. Aus dieser Epoche sind noch verschiedene kulturhistorische Stätten vorhanden. Den Mittelpunkt der Stadt bilden die im 15. Jahrhundert entstandene Abtei und das gut erhaltene römische Bad. Bath hat neben vielen architektonischen Sehenswürdigkeiten wunderschöne Park- und Gartenanlagen zu bieten und wurde wegen seines herausragenden Stadtbildes mehrfach Landessieger bei Wettbewerben.
Der Kontakt zur Stadt Bath wurde durch eine Delegation deutscher Jugendpfleger im Jahre 1951 geknüpft. Bereits im selben Jahr fuhr die erste Gruppe Jugendlicher aus Braunschweig nach Bath und kurz darauf folgte der Gegenbesuch. Diese Austauschprogramme wurden in den folgenden Jahren ausgeweitet und intensiviert.
Offiziell wurde die Partnerschaft aber erst zwanzig Jahre später geschlossen. Bemerkenswert ist dabei, dass der Jugend- und Erwachsenenaustausch zu diesem Zeitpunkt bereits reibungslos verlief. Bald nach der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunden am 27. April 1971 wurde die Deutsch-Englische Gesellschaft in Braunschweig gegründet. Sie ist Veranstalterin vielfältiger Aktivitäten und war mehrmals Gastgeberin für Theater- und Musikgruppen aus England.
Lesen Sie auch:
https://regionalbraunschweig.de/von-bandung-bis-omaha-die-loewenstadt-und-ihre-partnerstaedte/
mehr News aus Braunschweig