Was ist ein gutes Leben? – Antworten der jüdischen Philosophie


Frau Dr. Grażyna Jurewicz, Quelle: privat
Frau Dr. Grażyna Jurewicz, Quelle: privat | Foto: privat

Braunschweig. Am Montag, den 13. Februar um 19.30 Uhr, lädt Frau Dr. Grażyna Jurewicz zum philosophischen Tischgespräch zum Thema „Was ist ein gutes Leben? – Antworten der jüdischen Philosophie“ im Raabe-Haus ein. Nach einem kurzen Vortrag eröffnet Frau Dr. Jurewicz eine Diskussion zu modernen Konzepten des guten Lebens, z.B. nach Freud.


Das Schicksal Hiobs macht deutlich, dass die antike philosophische Paraphrase der Frage nach dem guten Leben als die Frage nach dem Glück aus jüdischer Perspektive nicht ohne Weiteres möglich ist. Glück – verstanden als ein andauernder Zustand inneren Wohlbefindens – hatte mit Hiobs Erfahrungen wenig zu tun. Ein solcher Zustand war auch weit entfernt von der Lebensrealität der Propheten, bei denen – wie die Hebräische Bibel berichtet – der göttliche Auftrag oft starke Widerstände, Angst und Verzweiflung auslöste. Diese Beispiele eines Gott bedingungslos anvertrauenden Lebens haben weniger mit dem Glück als mit der Kategorie der Sinnerfüllung zu tun. Denn das gute Leben hat aus jüdischer Perspektive viele Gesichter: Die biblischen Quellen berichten u.a. von der Freude des irdischen, in der Gemeinschaft vollzogenen Genusses, der im Vertrauen auf Gott wurzele; der Talmud – von der Erfüllung der Gebote als Bedingung einer dies- sowie jenseitigen Erfüllung; die mittelalterliche jüdische Philosophie – vom Glück der intellektuellen Vervollkommnung, durch die der Mensch seine Gottebenbildlichkeit realisiere; die jüdische Mystik – von der Auflösung der eigenen Individualität im Akt einer mystischen Vereinigung mit Gott als Kulmination des gelingenden Lebens. Ausgehend von solchen klassischen jüdischen Vorstellungen beschäftigen sich der Vortrag und das anschließende Gespräch mit modernen Konzepten des guten Lebens, die u.a. bei Moses Mendelssohn, Sigmund Freud und Viktor Frankl zu finden sind.

Zur Person:
Dr. Grażyna Jurewicz promovierte an der Universität Potsdam im Fach Philosophie mit einer Studie zum Denken Moses Mendelssohns. Mit Christoph Schulte und Andreas Kennecke gab sie 2009 eine zweibändige Studienausgabe von Mendelssohns Werken heraus; von 2010 bis 2011 wirkte sie am Projekt der Martin-Buber-Werkausgabe an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit. Seit 2011 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt. Zuletzt Research Fellow am Department of Germanic Languages and Literatures an der University of Toronto.

Ausstellung „Von Wolfenbüttel nach New York. Eine Ausstellung über die Wissenschaft des Judentums“:

Die Ausstellung „Von Wolfenbüttel nach New York. Eine Ausstellung über die Wissenschaft des Judentums“ kann noch bis zum 5. März 2017 freitags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr im Braunschweigischen Landesmuseum, Zweigmuseum Hinter Aegidien, besucht werden. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt des Braunschweigischen Landesmuseums mit dem Leo Baeck Institute New York, der Technischen Universität Braunschweig und dem Israel Jacobson Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte e.V.“


Was ist ein gutes Leben? – Antworten der jüdischen Philosophie, Vortrag: Mo, 13. Februar 2017, 19.30 Uhr. Eintritt frei, um Anmeldung wird gebeten unter info@ij-n.de oder Tel. 0531 391 2526. Veranstaltungsort: Raabe-Haus, Leonhardstraße 29a, 38102 Braunschweig. Veranstalter: Braunschweigisches Landesmuseum, Israel Jacobson Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte e.V. und Raabe-Haus


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