Wie steht es um Braunschweiger Ausbildungsplätze?

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Braunschweig. Insgesamt 500 von 2000 offenen Ausbildungsstellen sind in diesem Jahr unbesetzt. Die aktuelle Arbeitslosenquote der beim Jobcenter gemeldeten unter 25-Jährigen lag in diesem Juni bei 1,9 Prozent. Insgesamt gebe es acht Prozent weniger Bewerbungen auf freie Stellen und ein Viertel der jungen Menschen würden ihre begonnenen Ausbildungen frühzeitig abbrechen, dies teilte das Jobcenter Braunschweig am Donnerstag mit. Ein seit sechs Jahren eingeführtes Jugendteam soll die Jugendlichen unterstützen, die es ohne Hilfe nur schwer auf dem Arbeitsmarkt schaffen würden. 

Der eine hat ein schlechtes Zeugnis, der andere keine Lust auf gar nichts: das Jobcenter Braunschweig hat sich das Ziel gesetzt, junge Arbeitslosengeld II-Bezieher intensiv bei der Integration in den Arbeitsmarkt zu unterstützen und frühzeitig Perspektiven aufzuzeigen. Auch wenn dieses System nicht bei allen Jugendlichen greift, bei Pascal Lingstädt, Peter Müller, Leonard Schrenk, Florian Rupp und dem in Polen studierten Adam Grenz hat es zum Erfolg geführt – alle fünf befinden sich erfolgreich in einer Ausbildung. Sie werden Köche, Mechatroniker oder IT-Experten. Mithilfe des Jobcenters sollen die jungen Menschen schon möglichst früh ihre Potenziale erkennen und nutzen.

Zu viele Studierende?


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Erfolgreich in der Ausbildung: Pascal Lingstädt, Peter Müller, Leonard Schrenk, Adam Grenz und Florian Rupp. Foto: Sina Rühland



Die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit ist seit Jahren ein großes gesellschaftspolitisches Thema in Deutschland. Hintergrund sei der demographische Wandel und die zunehmende Tendenz eines sich deutlich abzeichnenden Fachkräftemangels in Deutschland, sagt das Jobcenter. "Mehr als die Hälfte eines Bildungsjahrgangs macht mittlerweile Abitur. Die wollen dann nicht in die Ausbildung gehen, sondern studieren", erzählt Katrin Miehe-Scholz, Bereichsleiterin Markt und Integration des Jobcenters. Aus diesem Grund würden oft Ausbildungsplätze im handwerklichen Bereich unbesetzt bleiben.

Auf der Suche nach einem Azubi


Nachdem Katrin und André Desener bereits ihre Suche nach einem geeigneten Auszubildenden aufgegeben hatten, stand plötzlich der damals 16-jährige Pascal Lingstädt vor der Tür. Er suchte einen Praktikumsplatz. "Ich war völlig überrascht, dass er mir fest die Hand gab, mir beim Sprechen in die Augen sah und klar sagte, was er wollte", erzählt André Desener. Da er und seine Frau derart angetan von Pascal waren, durfte er kurze Zeit später seine Ausbildung in dem Betrieb beginnen. Diese Klarheit und Motivation gebe es nicht oft, sagt Katrin Desener. "Oft kommen die Eltern, drücken uns einen Zettel in die Hand und bewerben sich für ihre Kinder. Oder sie kommen erst gar nicht zur Arbeit." Pascal würde da ein echter Glücksgriff sein, sagt sie.

Um eben diesen Weg zum potentiell passenden Beruf zu finden, sich vorab zu qualifizieren und die Ausbildungszeit auch durchzustehen, dafür ist das 16-köpfige Jugendteam des Jobcenters da. Entscheidend für das Team ist, dass eine frühzeitige Weichenstellung erfolgt. Dass es nicht nur auf die Schulnoten ankäme, sagt auch Heizungsbau-Meister Volker Voges. "Uns ist das Zeugnis egal. Wir machen auch keine Einstellungstests. Aber: die jungen Menschen sollten erst mal ein Praktkum machen und schauen, ob ihnen der Job gefällt. Man muss aber auch sehen, dass alle gut zusammenarbeiten", so Volker Voges.


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