Braunschweig. „Wir schaffen was! Weil aus Flüchtlingen Kollegen wurden, sind unsere Teams noch stärker als zuvor.“ steht in großen Buchstaben auf einem mobilen Plakatwagen, der heute im Auftrag des Arbeitgeberverbands Region Braunschweig rund um die Volkswagenhalle fährt. Dies berichtet der Arbeitgeberverband in einer Pressemitteilung.
Außerdem ist auf dem Plakat ein Gruppenbild zu sehen, auf dem aus sechs Betrieben der Region jeweils eine Führungskraft und ein Mitarbeiter in einer Werkshalle posieren. Die Mitarbeiter haben dabei alle eine Gemeinsamkeit: Sie sind in den letzten Jahren als Flüchtling nach Deutschland gekommen.
Bernschneider: "Flüchtlinge verdienen unsere Anerkennung"
Anlass für diese besondere Aktion ist der Bundesparteitag der AfD, der an diesem Wochenende in der Volkswagenhalle in Braunschweig stattfindet. Auf die Frage, warum der Verband sich in dieser Weise äußert, tippt der Hauptgeschäftsführer, Florian Bernschneider auf eine Passage aus dem Wahlprogramm der AfD. Da heißt es:
Die Grenzen müssen umgehend geschlossen werden, um ungeregelte Massenmigration in unser Land und seine Sozialsysteme durch überwiegend beruflich unqualifizierte Asylbewerber sofort zu beenden. Eine erfolgreiche Anpassung all dieser Menschen, darunter ein beträchtlicher Anteil von Analphabeten, ist unmöglich. Wir brauchen über mehrere Jahre diesbezüglich eine Minuszuwanderung.
„Wir stören uns nicht daran, dass die AfD einen Raum für ihren Parteitag braucht. Aber wir stören uns an Positionen wie diesen. Wir erleben in vielen unserer Mitgliedsbetriebe, dass Flüchtlinge dort zu geschätzten Kollegen geworden sind. Deswegen verdienen sie auch unsere Anerkennung statt Sätzen wie denen im Programm der AfD.“
Mit der BMA, Lanico, Stöbich Brandschutz, Maiko Engineering, EWE und Hohrenk beteiligen sich Unternehmen unterschiedlicher Größe aus unserer Region an dem Statement. „Es hat keine zwei Stunden gedauert, da hatten wir die Zusagen der Unternehmen zusammen.“, berichtet Bernschneider und freut sich, dass diese sechs Unternehmen damit stellvertretend für ganz viele Unternehmen der Region stehen.
Der Slogan zur Aktion stammt aus dem Hause Gincgo, der in Braunschweig beheimateten größten Werbeagentur in Niedersachsen, die sich ehrenamtlich an dem Projekt beteiligte. „Wir haben in unserem Team ebenfalls zwei Flüchtlinge bestens integrieren können, auf die wir als Kollegen nicht mehr verzichten wollen. Deswegen waren wir gern dabei, in dieser positiven Weise ein Zeichen für die Chancen von Vielfalt und Integration zu setzen.“, erklärt Agenturchef Martin Bretschneider.
Slogan versinnbildlicht gemeinsame Werte
„Wir schaffen was“ darf laut Bretschneider dabei wörtlich genommen und schaffen in seinem klassischen Sinne verstanden werden. Gemeinsam zu schaffen heiße gemeinsam Werte zu erzeugen. Aber natürlich wisse man, dass bei dem Slogan wohl mancher an den sehr ähnlichen Ausspruch von Angela Merkel denken müsse. „Wir schaffen das.“, formulierte die Kanzlerin 2015 im Zuge einer deutlich erhöhten Zuwanderung von Flüchtlingen ihre Zuversicht.
„Man kann die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung durchaus kritisch bewerten. Viele unserer Betriebe hätten sich beispielsweise dringend mehr an Unterstützung und weniger an Bürokratie bei der Integration von Flüchtlingen gewünscht. Aber gerade als Wirtschaft haben wir eine Menge geschafft. Das trauen wir uns auch zu sagen. Gerade der Zugang zu Arbeit ist in vielen Fällen ein ganz wichtiger Schlüssel, damit Integration wirklich gelingen konnte.“, hält Florian Bernschneider dazu fest.
Jan-Peter Ewe, der mit seinem Unternehmen selbst an der Aktion beteiligt ist und außerdem die Kooperationsinitiative Maschinenbau (KIM e.V.) als Vorsitzender vertritt, freut sich darüber, dass gerade die mittelständischen Metall- und Maschinenbauunternehmen der Region viele Erfolge in der Integration von Flüchtlingen nachweisen können. Die KiM hat dazu eigens einen Projektkoordinator etabliert, der Flüchtlinge in die Betriebe vermittelt und den gemeinsamen Weg danach betreut.
"Mittelständische Unternehmen sorgen für gelingende Integration"
„Ich denke, wir konnten hier einen wichtigen Beitrag zum Gelingen von Integration in unserer Gesellschaft leisten, als Betriebe haben wir gleichermaßen dringend benötigte Kollegen gewonnen.“ Deswegen winkt Ewe auch ab, wenn im politischen Raum der Eindruck erweckt werde, dass Flüchtlinge mit deutschen Arbeitnehmern um Jobs und Ausbildungsplätze konkurrieren. „Wir schaffen es seit Jahren nicht mehr, alle freien Vakanzen und Ausbildungsplätze in der Fertigung zu besetzen, weil der demografische Wandel und veränderte Berufspräferenzen sich negativ auswirken. Wir waren deswegen schon immer offen für alle, die Lust haben, etwas zu erreichen und sich für gewerbliche Berufe begeistern können.“, so Ewe.
Natürlich seien unterschiedliche Sprachen und Kulturen auch eine Herausforderung. „Neue Mitarbeiter oder Auszubildende ins Team zu integrieren, machen wir aber nicht zum ersten Mal. Wer fleißig ist, anpackt und etwas lernen will, kann sich aber der Unterstützung des Teams sicher sein – ganz egal woher man kommt.“
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