Wohnen und Arbeiten im Kaufhaus

Studenten der TU machten sich Gedanken über alternative Nutzungskonzepte für ehemalige Konsumtempel. Dafür gab es nun einen Architekturpreis.

Für das C&A-Kaufhaus in Braunschweig haben Antonia Stöcker und Paul Knauer ein alternatives Nutzungskonzept entwickelt.
Für das C&A-Kaufhaus in Braunschweig haben Antonia Stöcker und Paul Knauer ein alternatives Nutzungskonzept entwickelt. | Foto: Antonia Stöcker, Paul Knauer / TU Braunschweig

Braunschweig. Die Architekturstudenten der Technischen Universität Braunschweig sind weiter auf Erfolgskurs. Nach zahlreichen Auszeichnungen im vergangenen Jahr geht nun auch einer von fünf ersten Preisen beim Lavespreis 2023 nach Braunschweig. Ausgezeichnet wurden Antonia Stöcker und Paul Knauer für ihre Arbeit „CEONA – Ein Konsumtempel im Wandlungszwang“. Das berichtet die TU Braunschweig in einer Pressemeldung.



Der Lavespreis wird jedes Jahr von der Lavesstiftung an Studenten der Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung an niedersächsischen Universitäten und Hochschulen vergeben. Erstmalig verlieh die Stiftung am gestrigen Donnerstagabend fünf gleichwertige Preise, die mit jeweils 1.000 Euro dotiert sind.

Der Entwurf verknüpft Wohnen, Arbeiten und Einzelhandel im einstigen Kaufhaus.
Der Entwurf verknüpft Wohnen, Arbeiten und Einzelhandel im einstigen Kaufhaus. Foto: Antonia Stöcker, Paul Knauer / TU Braunschweig


Der Präsident der Architektenkammer Niedersachsen und Vorstandsvorsitzende der Lavesstiftung, Robert Marlow, überreichte die Auszeichnungen im Rahmen der Messe DOMOTEX in Hannover. Unter der Leitung von Professorin Anke Bertram von der Hochschule Hannover hatte die Jury aus einer Rekordzahl von 115 eingereichten Arbeiten die Gewinner und insgesamt acht Anerkennungen ausgewählt – darunter auch drei für die TU Braunschweig. Besonders erfreulich sei die gute Verteilung der Arbeiten unter den niedersächsischen Hochschulen sowie der vier unterschiedlichen Fachrichtungen.

Konsumtempel im Wandlungszwang


Antonia Stöcker und Paul Knauer überzeugten mit ihrem Master-Entwurf „CEONA – Ein Konsumtempel im Wandlungszwang“ zur Umplanung des C&A-Kaufhauses in Braunschweig zu einer Wohnen-und-Arbeiten-Nutzung. Ihre Arbeit wurde bereits mit dem 3. Preis beim Rudolf-Lodders-Preis 2023 gewürdigt.

„In der Braunschweiger Innenstadt werden zunehmend große Warenhäuser geschlossen … In Zukunft werden alternative Nutzungskonzepte unumgänglich sein, um die Attraktivität der Innenstadt wiederherzustellen“, betonen die beiden Architekturstudenten in ihrer Arbeit, die am Institut für Entwerfen und Baugestaltung bei Professor Dan Schürch entstand.

Antonia Stöcker und Paul Knauer hatten sich zunächst intensiv mit dem Bestand auseinandergesetzt und festgestellt, dass das Gebäude ein Gefüge aus verschiedenen Bauphasen und Zeiten ist: „Im Grundriss machen die verschiedenen, aufeinander zulaufenden Stützraster die Bauphasen deutlich ablesbar. Es ergibt sich das Bild eines baustrukturellen Flickenteppichs.“ Den einzelnen Bauabschnitten und „Flicken“ konnten die Studenten eigene Qualitäten zuordnen, woraus sich vielfältige Nutzungen ergeben. So sieht ihr Entwurf eine Mischung aus Wohnen (teilweise mit Ateliers), kleinteiligem Einzelhandel, Co-Working, kleinen Handwerksbetrieben, einer Werkstatt und einer Kantine im Gebäude vor.

Neue Identität für alte Gebäude


Weitere Braunschweiger Studenten erhielten eine Anerkennung für ihre ebenfalls am Institut für Entwerfen und Baugestaltung erstellten Arbeiten. So wurden Merle Riemer und Leon Kremer für ihren Entwurf zum Umbau des Galeria-Karstadt-Kaufhauses am Bohlweg in ein Konzerthaus ausgezeichnet. Die Arbeit „Haus der Musik Braunschweig“ hatte bereits den ersten Preis beim Rudolf-Lodders-Preis 2023 gewonnen.

Gesa Teichert wurde eine Anerkennung für ihren Entwurf „Giganten im Wandel der Zeit – Dokumentation einer Region“ zuteil. Sie entwarf ein Dokumentationszentrum zum Landschaftswandel durch den Braunkohletagebau in der Lausitz. Das Zentrum soll weitgehend aus wiederverwendeten Bauteilen der Region errichtet werden. Mit dem Zeilenplattenbau der 1960er/70er-Jahre setzte sich Jan Funk auseinander. Für die identitätslosen und anonymen Zeilenbauten an der Heinrich-Heine-Straße in Berlin schuf er pro Gebäude eine neue Identität und bekam dafür ebenfalls eine Anerkennung beim Lavespreis.

Professor Dan Schürch vom Institut für Entwerfen und Baugestaltung freut sich über den Erfolg seiner Studenten: „Architekturpreise zu gewinnen, ist nicht nur eine Frage von Ruhm und Ehre. Es zeigt, dass sich unser Studierenden mit aktuellen Zeitgeistfragen auseinandersetzen und relevante Themen bearbeiten. Sie planen und bauen unsere Zukunft!“


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