Braunschweig. Am 17. Juni fand die Braunschweiger Kulturnacht mit zahlreichen Konzerten in diversen Gaststätten und Kneipen statt. Offenbar gab es bei einem dieser Konzerte Unstimmigkeiten zwischen dem auftretenden Künstler und dem ausrichtenden Gastgeber. Die Gruppe "Direkte Demokraten" im Rat der Stadt spricht von einem Eklat und brachte das Thema in einer Anfrage auf die Tagesordnung des Ausschusses für Kultur und Wissenschaft am gestrigen Donnerstag. Die Stadt Braunschweig widerspricht und klärt die Sache auf.
In einer Weinbar habe es einen Auftritt des bekannten Braunschweiger Musikers Boris Nowicki alias „Greydenz“ gegeben, der auch schon beim „Local Heroes“-Wettbewerb aufgetreten sei. Angekündigt wurde der Auftritt als „experimentelle Gitarrenkunstmusik“. Zu betreffenden Vorfällen zitiert die Gruppe einen Facebook-Post des Künstlers:
Das sagt der Künstler
„Am Samstag, den 17.06. bin ich Opfer von Zensur und meines Empfindens nach von Diskriminierung auf der Kulturnacht bei meinem Auftritt geworden. Als ich - wie angekündigt - vom Ambient Stil über Free Solo in den Noise gewechselt habe, wurde ich sofort von zwei Mitarbeiterinnen unangenehm aufgefordert, sofort 50 Prozent leiser zu machen und aufzuhören. Als wäre das noch nicht genug, springt einer der Kellner aus dem Club […] raus und greift mir mitten in meiner Performance in meine Gitarre und stoppt endgültig das Konzert. Bei einer Beschwerde beim Kulturinstitut Braunschweig wurde kein Einverständnis ihrerseits eingeräumt, noch nicht mal Verbesserungen für das nächste Mal und noch nicht mal eine winzig kleine Entschuldigung. […] Ich bin immer noch geschockt und habe in 30 Jahren sowas noch nie erlebt oder noch nicht mal von sowas gehört. Das war absolut grenzwertig.“
Im persönlichen Gespräch mit dem betreffenden Künstler habe sich herausgestellt, dass anscheinend ein Wechsel von einer „cleanen“ zu einer „verzerrten“ Gitarre von Mitarbeiterinnen der Kulturnacht fälschlicherweise als Erhöhung der Lautstärke interpretiert worden sei, so die Gruppe. Da aus Sicht der Gruppe "Direkte Demokraten" die Kulturnacht auch eine Möglichkeit bieten sollte, kulturelle Erfahrungen jenseits des Mainstreams zu sammeln, frage man die Verwaltung, wie sich der Eklat aus Sicht der Kulturverwaltung darstelle. Wie werde sichergestellt, dass bei der nächsten Kulturnacht auch experimentelle Künstler Gehör finden könnten.
Das sagt die Stadt
Die Stadt Braunschweig stellt nun in ihrer Antwort klar, dass man weder von einem Eklat sprechen könne, noch dass der Abbruch des Konzertes mit dem Stil der Musik zu tun gehabt habe.
Der Künstler Greydenz sei im Rahmen der Kulturnacht vor der Weinbar tomrobins mit „experimenteller Gitarrenmusik“ für einen Auftritt in der Zeit von 19 bis 19:45 Uhr eingeplant gewesen. Die geplante Zuteilung der Künstlerinnen und Künstler auf die jeweiligen Orte wurde den Künstlerinnen und Künstlern sowie den Betreiberinnen und Betreibern der Veranstaltungsorte bereits einige Wochen vorher mitgeteilt, wodurch auf entsprechende Änderungswünsche reagiert werden konnte. Hiervon sei im vorliegenden Fall kein Gebrauch gemacht worden.
Aus Sicht der Kulturverwaltung stellte sich die Situation wie folgt dar:
Kulturnacht-Mitarbeiterinnen versuchten im Laufe des Abends, so viele Veranstaltungsorte wie möglich aufzusuchen, um sich ein Bild vom Ablauf zu machen. Bei einem Kontrollgang gegen 19:40 Uhr im Außenbereich der Weinbar „tomrobins“ wiesen sowohl Gäste als auch die Inhaber die Kulturnacht-Mitarbeiterinnen auf die aus Sicht der dort Anwesenden übermäßig hohe Lautstärke der Musik hin, die als störend empfunden wurde. Der Inhaber teilte den Kulturnacht-Mitarbeiterinnen zudem mit, er habe den Künstler bereits um eine Reduzierung der Lautstärke gebeten; der Künstler habe sich jedoch geweigert, der Bitte nachzukommen.
Auf Bitten der Kulturnacht-Mitarbeiterinnen, die Lautstärke zu reduzieren, reagierte der Künstler ebenfalls nicht. So musste ihm bedauerlicherweise eine vorzeitige Beendigung des Auftrittes angekündigt werden, sollte er der Bitte um Anpassung der Lautstärke nicht nachkommen, zumal sich die Gäste weiterhin beschwerten. Um 19:48 Uhr, also erst unmittelbar nach dem regulären Ende der angesetzten Auftrittszeit, machte der Inhaber der Weinbar von seinem Hausrecht Gebrauch und schaltete den Verstärker aus.
"Musikstil nicht infrage gestellt"
Festzustellen sei, dass es keinen „Eklat“ im in der Anfrage dargestellten Sinne gab. Die Kulturnacht-Mitarbeiterinnen und der Wirt hätten versucht, die Situation ruhig und sachlich mit dem Künstler zu lösen, so die Verwaltung. Hervorzuheben sei zudem, dass zu keinem Zeitpunkt der Musikstil infrage gestellt worden sei, weder vom Inhaber noch vom Publikum oder den Kulturnacht-Mitarbeiterinnen. Auch die Kommunikation der Kulturnacht-Mitarbeiterinnen mit dem Künstler habe sich ausschließlich auf die Lautstärke beschränkt und sich nicht auf den Inhalt oder die Qualität des Auftrittes bezogen.
Im Nachgang der Kulturnacht habe die Kulturverwaltung Gespräche sowohl mit dem Künstler als auch mit den Gastronomen geführt. Zielsetzung des Gesprächs war es aus Sicht der Kulturverwaltung als Veranstalter der Kulturnacht, sowohl dem Wirt als auch dem Künstler die Möglichkeit für ein klärendes Feedbackgespräch zu geben.
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