Berlin. Der britische Außenminister James Cleverly hat Deutschland gegen Kritik an seiner angeblich zu zögerlichen Ukrainepolitik verteidigt. "Als der Krieg Russlands gegen die Ukraine begann, haben deutsche Politiker entschlossen und mutig gehandelt", sagte Cleverly dem "Focus".
Sie hätten daran mitgewirkt, Russland aus dem internationalen Bankensystem zu verbannen, russische Energielieferungen gestoppt, höhere Verteidigungsausgaben angekündigt und militärische Ausrüstung gespendet. "Dies waren keine einfachen Entscheidungen. Man sollte sie eher begrüßen und dankbar dafür sein." Im Gegensatz zu der Deutschlands sei die britische Wirtschaft viel weniger mit der russischen integriert gewesen, der politische Spielraum sei daher größer gewesen.
Cleverly, der im vorigen Jahr sein Amt antrat, begleitet König Charles derzeit während seiner Deutschlandvisite. Der Brite warb für engere Beziehungen zu Deutschland. In vielen Fragen hätten Großbritannien und Deutschland ähnliche Philosophien, ähnliche Standpunkte, es sei einfach ein solides Fundament vorhanden. Und in den vergangenen zwölf Monaten seit der brutalen Invasion Russlands in der Ukraine hätten sich beide Länder regelmäßig und sehr eng abgestimmt.
"Wir sollten versuchen, das Beste aus diesen Beziehungen herauszuholen, sei es durch mehr Handel oder mehr Studentenaustausch. Wir sollten alle Möglichkeiten für den Ausbau unserer Beziehungen ausloten." Ein erfolgreiches Deutschland sei zudem eine gute Nachricht für Europa, eine gute Nachricht für Großbritannien. "Und ich möchte sicherstellen, dass wir weiterhin sehr eng zusammenarbeiten."
In diesem Rahmen sieht der Tory-Politiker auch den dreitägigen Besuch von King Charles und seiner Gemahlin Camilla, der nun noch vor der Krönung am 6. Mai stattfindet. "Es ist für mich ganz logisch und natürlich, dass er sehr früh mit einigen unserer geografisch und philosophisch engsten Partner, nämlich Frankreich und Deutschland, zusammenarbeiten möchte", sagte Cleverly. Die Frankreich-Visite musste das Königspaar allerdings wegen der Streiks verschieben. Eine der besten Botschafterinnen Großbritanniens sei die verstorbene Queen gewesen.
"Und ich freue mich sehr, dass King Charles auch sehr international ausgerichtet ist." Er engagiere sich leidenschaftlich für grüne Themen und den Schutz von Lebensräumen und ebenso für die Kooperation mit den britischen Freunden in der Welt, so Cleverly. "Eines der Privilegien meines Jobs ist, dass ich die Gelegenheit hatte, auch Seine Majestät schon mehrfach zu treffen." Er sei zuversichtlich, dass Charls ein "brillanter Monarch" werde.
Dieser habe viele Jahrzehnte lang von" einer der vielleicht erfolgreichsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts" gelernt. Kritik an Kosten und veralteten Regeln der Monarchie wies der konservative Politiker zurück. "Sie werden bei der Krönung Seiner Majestät sehen, dass die Leidenschaft für die Monarchie bei uns unvermindert ist. Die riesigen Menschenschlangen, die den Sarg Ihrer verstorbenen Majestät besuchten, spiegelten wider, dass in Großbritannien ein hohes Maß an Respekt und Bewunderung für die Monarchie herrscht."
Was die Briten an der Monarchie besonders schätzten, sei, dass ihr Staatsoberhaupt über der Parteipolitik stehe und Kontinuität verkörpere, so Cleverly.
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