Bundeswehr braucht für Nato-Verpflichtungen deutlich mehr Soldaten

Der Personalbedarf der Bundeswehr ist größer als bisher bekannt.

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Bundeswehr-Soldaten (Archiv)
Bundeswehr-Soldaten (Archiv) | Foto: via dts Nachrichtenagentur

Berlin. Der Personalbedarf der Bundeswehr ist größer als bisher bekannt. Laut der neuen Nato-Verteidigungspläne muss die Bundesregierung die Streitkräfte um Zehntausende Soldaten aufstocken. Vertraulichen Papieren des Verteidigungsministeriums zufolge, über die der "Spiegel" berichtet, ergibt sich aus den sogenannten "Minimum Capability Requirements 2024" der Nato ein Bedarf von "weiteren 75.000 Soldatinnen und Soldaten".


Die militärischen Fähigkeitszusagen an die Nato ergeben sich aus den überarbeiteten Verteidigungsplänen des Bündnisses, die im vergangenen Jahr beim Nato-Gipfel im litauischen Vilnius beschlossen wurden. Aus den politischen Plänen, die Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses zu stärken, haben die Militärs inzwischen konkrete Anforderungen an die Nato-Mitglieder errechnet.

Die Forderung des Bündnisses "nach zusätzlichen Korps- und Divisionstruppen sowie Brigaden samt Unterstützungskräften" bedeute für die Bundeswehr einen Bedarf von "weiteren 75.000 Soldatinnen und Soldaten", heißt es in dem vertraulichen Bericht der Abteilung "Einsatzbereitschaft und Unterstützung Streitkräfte". In einem weiteren internen Bericht aus dem Ministerium von Boris Pistorius (SPD) steht, dass die Nato-Planungen "absehbar" eine Erhöhung des deutschen Personalziels von bisher 203.000 auf "tendenziell deutlich über 272.000" Soldaten erfordern werden.

Pistorius will in der kommenden Woche seine Pläne für ein Wehrdienstmodell vorstellen, das der Bundeswehr mehr Rekruten zuführen soll. In den vergangenen Tagen sprach der Minister in vertraulichen Runden mit Bundestagsabgeordneten über seine Ideen. Wie Teilnehmer der Sitzungen dem "Spiegel" berichteten, sehen die Pläne vor, allen 18-Jährigen einen Fragebogen zu schicken. Sie sollen Auskunft über ihre Fitness und ihre Interessen geben und mitteilen, ob sie sich eine Zukunft bei der Bundeswehr vorstellen können. Frauen müssen nicht antworten, für Männer soll der Fragebogen verpflichtend sein; wer ihn nicht ausfüllt, dem könnte ein Bußgeld drohen.

Aus dem Pool derer, die Interesse an der Truppe bekunden, soll ein Teil per Anschreiben zur Musterung verpflichtet werden. So sollen pro Jahr bis zu 10.000 Rekruten eingestellt werden. Laut internen Papieren will die Bundeswehr mit dem Slogan "Bestes Jahr meines Lebens" um Wehrdienstleistende werben.


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