Region. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022, kam auch in Deutschland die Frage auf, wie die Bevölkerung eigentlich im Falle eines Angriffs geschützt sei. regionalHeute.de kam seinerzeit zu dem Fazit: "Öffentliche Schutzräume und Bunker gibt es in Deutschland nicht mehr". Bereits 2007 sei die funktionale Erhaltung der Anlagen eingestellt worden, da sie bei aktuellen Bedrohungslagen nutzlos seien. Offenbar sieht man das inzwischen anders. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) arbeitet derzeit an einem Bunker-Schutzplan für ganz Deutschland.
"Ausgehend von einem derzeitig zu erwartenden Schadenszenario ohne Vorwarnzeit könnten die vorhandenen Schutzräume, mit Ausnahme des Schutzes vor Trümmern, keine sofortige Zuflucht mehr bieten. Im Einvernehmen mit den Ländern seien die öffentlichen Schutzräume des Bundes daher seit 2007 sukzessive rückabgewickelt worden", hatte uns die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben im März 2022 mitgeteilt. Doch schon kurz danach wurde in Niedersachsen das Rückbaukonzept für öffentliche Schutzräume gestoppt und bundesweit eine Bestandsaufnahme durchgeführt. Mehr dazu lesen Sie hier.
480.000 Plätze in ganz Deutschland
Das im Juni 2023 präsentierte Ergebnis der Bestandsaufnahme lautete: "Auf mehr als 83 Millionen Einwohner in Deutschland kommen bundesweit insgesamt knapp 480.000 Plätze in rund 580 Bunkern und Schutzräumen." Wie das BBK auf Anfrage mitteilt wird nun an einem Konzept gearbeitet, um die Lage zu verbessern.
Bund und Länder hätten sich im Rahmen der Innenministerkonferenz im Juni dieses Jahres auf wesentliche Grundelemente eines nationalen Schutzraumkonzeptes verständigt. Die weitere Ausgestaltung eines nationalen Schutzraumkonzeptes finde aktuell unter Beteiligung der Länder in einer eigens eingerichteten Arbeitsgruppe gemeinsam statt, so das BBK. Grundlage sei das von der Bundesregierung 2023 entwickelte „Gesamtszenario zur Umsetzung der Konzeption Zivile Verteidigung".
Was ist geplant?
Gemeinsam mit den Ländern sei beabsichtigt, in den nächsten Schritten die Eckpunkte für die Entwicklung eines Schutzraumkonzeptes weiter auszuarbeiten, so das BBK. Dazu gehört eine möglichst systematische Erfassung von öffentlichen Gebäuden und privaten Immobilien, die als öffentliche Zufluchtsorte genutzt werden können. Es sollen aber auch die Möglichkeiten zur flächendeckenden Schaffung von Selbstschutzräumen und perspektivische Ergänzung mit dem Auf- und Ausbau mit Hausschutzräumen aufgezeigt werden. Dazu sollen Handlungsempfehlungen für die kurzfristige bauliche Ertüchtigung von Selbstschutzräumen, insbesondere in Kellern erstellt werden.
Zudem soll ein auf den oben genannten Daten aufbauendes IT-Verzeichnis geprüft werden, das es Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen würde, über Warn- und Kartendienste die für sie nächstgelegenen Schutzorte über das Handy zu ermitteln. Eine App wäre dazu nur eine von vielen Möglichkeiten. Begleitend sollen umfassende Informationskampagnen die Bürgerinnen und Bürger über die Bedeutung von Schutzräumen und die Möglichkeiten des Selbstschutzes informieren.
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