Berlin. Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa hat sich "beunruhigt" über den Kurs der Unionsparteien in der Migrationspolitik geäußert. "Die Union scheint bemüht, in der Migrationspolitik eine konservativ wirkende Fahne hochzuhalten - ganz egal, was an Substanz dahintersteckt", sagte die Chefin des katholischen Wohlfahrtsverbandes den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagsausgaben).
Der CDU-Vorschlag zur Abschaffung des individuellen Asylrechts sei nach ihrer Einschätzung nicht gerichtsfest. "Das müssten auch die dafür Verantwortlichen wissen. Ich halte es für fahrlässig, mit unrealistischen Vorschlägen eine Migrationsdebatte anzuheizen, anstatt gemeinsam Lösungen zu suchen." Scharf kritisierte Welskop-Deffaa den CSU-Politiker Peter Ramsauer, der im Zusammenhang mit Geflüchteten von "Ungeziefer" gesprochen hatte. "Diese Wortwahl erinnert an eine Zeit, die 90 Jahre her ist", sagte die Caritas-Präsidentin. "Ich finde das unerträglich." Ramsauer hatte nach heftiger Kritik gesagt, die im Rahmen eines Interviews gefallene Aussage sei nicht zur Veröffentlichung gedacht gewesen. Deutschland sei darauf angewiesen, dass Menschen aus dem Ausland hierherkommen, sagte Welskop-Deffaa. "Geflüchtete sind nicht vom ersten Tag an als Arbeitskräfte einsetzbar, aber dank intensiver Bemühungen gelingt Integration immer wieder schnell." Die Caritas verdanke es auch dem Einsatz von Menschen, die als Geflüchtete gekommen seien, dass man die Angebote in der Pflege aufrechterhalten könne. Es sei aber ein Problem, dass manche Kommunen wieder Turnhallen zur Unterbringung Geflüchteter nutzen. "Es schwächt die Bereitschaft zur Aufnahme stark, wenn Schulklassen monatelang keinen Sportunterricht haben", sagte Welskop-Deffaa.
Die Caritas-Präsidentin beklagte zudem, dass die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge "dramatisch" gestiegen sei. "Die Jugendhilfe-Einrichtungen haben viel zu wenig Plätze", sagte sie. Eine gute Betreuung sei entscheidend für die Integration und auch für den Einstieg in den Arbeitsmarkt. "Deswegen sind wir besorgt, wenn eine Politik der Einsparungen dazu führt, dass es weniger Unterstützungsangebote gibt."
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