"Christoph 30": Kommt die Seilwinde für den Rettungshubschrauber?

Nach der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands sieht der niedersächsische Landtagsabgeordnete Frank Oesterhelweg (CDU) Handlungsbedarf.

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Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Rudolf Karliczek

Wolfenbüttel. Wenn es nach Frank Oesterhelweg (CDU) und dem Wahlprogramm der Kreistags-CDU in Wolfenbüttel geht, soll der seit 1985 in Wolfenbüttel aktive Rettungshubschrauber "Christoph 30" des ADAC eine Seilwinde erhalten, die es erlauben würde, auch in unzugänglichen Gebieten Menschen zu retten.


Bereits im Oktober 2015 gab es seitens Oesterhelwegs und seines Goslarer Parteikollegen Rudolf Götz im niedersächsischen Landtag eine kleine Anfrage zu dem Thema (regionalHeute.de berichtete). Die Landesregierung antwortete im November desselben Jahres und verwies darauf, dass sie im regelmäßigen Kontakt mit den Trägern, den Krankenkassen und Beauftragten der Luftrettung stünde. Eine Abstimmung mit den Beteiligten hielt die damalige Regierung für notwendig und sinnvoll. Ferner war sie der Auffassung, dass eine Luftrettung mit Winde nicht grundsätzlich schneller als eine ohne sei, aber dafür gefährlicher für die Akteure des Rettungseinsatzes (regionalHeute.de berichtete). Bei einem Besuch von regionalHeute.de im städtischen Krankenhaus Wolfenbüttels im August des Jahres 2016, sprach sich der Chefarzt der Anästhesie, Dr. Tobias Jüttner, für eine Winde aus: "Vom Standort aus wäre das möglich und aus unserer Sicht macht das für den Harz auch Sinn, dann könnte man gleich eine Bodenrettung einsetzen", betonte er damals (regionalHeute.de berichtete).

Danach verlief sich das Thema im Sande. Bis es im unsäglichen Katastrophensommer dieses Jahres in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz zu großen Überschwemmungen und damit zu vielen Schäden, Toten und Leid kam. Im Rahmen dieses Unglücks flog der ADAC 111 Windeneinsätze von insgesamt mehr als 200 Rettungseinsätzen. Dies sei bei Frank Oesterhelweg, auf Nachfrage von regionalHeute.de, der Auslöser für das erneute Aufgreifen des Themas gewesen. Wie auch damals Dr. Jüttner, findet Oesterhelweg, dass sich gerade der Harz für solche Einsätze anböte, da dort schwer zugängliche Gebiete existieren. Ferner möchte er Wolfenbüttel und die Region in einer ähnlichen Katastrophe nicht unvorbereitet sehen. Daher werde er sich in Zukunft dafür einsetzten, dass über das Thema diskutiert und Fragen geklärt werden, weswegen auch das Gespräch mit den Verantwortlichen im Wolfenbütteler Krankenhaus gesucht werde.

Alles eine Frage der Kosten



Gerade die Kosten seien nicht immer eindeutig pauschal zu benennen, wie die ADAC-Pressestelle auf Anfrage mitteilt. Hier fallen auch zusätzliche Ausbildungskosten runter, da ein Windeneinsatz ein Spezialeinsatz ist, für den eine Weiterbildung vonnöten sei. Bei solchen Einsätzen flöge auch ein weiterer Passagier mit: ein sogenannter Windenoperator. Auch das jeweilige Einsatzgebiet sei im Entscheidungsprozess mit einzuberechnen: Ein Einsatz auf offenem Meer sei anders als in den Bergen. In Niedersachsen sind zurzeit sechs Rettungshubschrauber im Einsatz und nur der in Sanderbusch, an der Nordsee stationierte verfügt über eine Seilwinde. Diese an einem Hubschrauber anzubringen sei aber technisch keine Schwierigkeit, teilt der ADAC auf Nachfrage von regionalHeute.de mit.

Ergänzend zu den bisherigen Kostenfaktoren verweist das Innenministerium zudem auf den höheren Zeitaufwand für die Wartung und Kontrolle der Winde sowie die letztliche Neuausschreibung der Station, da eine Rettungswinde zu den wesentlichen Bestandteilen des Vertrages gehöre. Auf Nachfrage von regionalHeute.de teilte das Innenministerium mit, dass die Landesregierung nach wie vor im regelmäßigen und intensiven Kontakt mit den Luftrettungsbetreibern, den Trägern des bodengebundenen Rettungsdienstes und den kommunalen Spitzenverbänden stehe. Dabei seien für die jeweilige Bedarfsplanung die Träger im eigenen Wirkungskreis zuständig. Seitens der Träger, die rettungsdienstlich den Harz versorgen, und des Luftrettungsbetreibers seien bisher keine Bedarfsanforderungen in Hinsicht einer Windenrettung durch den Christoph 30 formuliert oder bekannt gegeben worden. Grundsätzlich stehe die Landesregierung immer für Gesprächen offen.

Archivbild.
Archivbild. Foto: Sina Rühland



"Man wird für neue Ideen belächelt und am Ende wird sich beschwert", sagt Oesterhelweg. Bereits 2005 hatte Frank Oesterhelweg im Landtag eine kleine Anfrage bezüglich der Warnsirenen gestellt, welche für ihn unbefriedigend beantwortet wurde. Auch im Rahmen der Flutkatastrophe wurde das teilweise Fehlen von Warnsirenen kritisiert. Ob "Christoph 30", der mittlerweile über 45.000 Einsätze geflogen ist, eine Seilwinde erhält, entscheidet das Innenministerium nach einer Bedarfsklärung mit Krankenkassen und Trägern. Dabei wird das Budget für die Luftrettung anhand der Flugzeiten auf die Standorte beziehungsweise Betreiber aufgeteilt, wie aus der Antwort der Landesregierung aus dem Jahre 2015 hervorgeht.

Im Bereich der Polizei sollen die künftigen Hubschrauber mit einer Seilwinde ausgestattet sein, wie das Innenministerium auf Anfrage mitteilt. Die zeitnah beabsichtigte Ausschreibung von Hubschraubern der 4-Tonnen-Klasse werde diese Anforderung erfüllen können. Eine detaillierte Betrachtung werde im Rahmen der zu erstellenden Leistungsbeschreibung, auch im Hinblick auf die jüngsten Ereignisse im Rahmen der Flutkatastrophe im Ahrtal, erfolgen.


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