Cold Cases: Ermittlungsgruppe geht neuen Spuren nach

Über zwei ungeklärte Fälle sprechen wir mit Oberkommissar Holger Kunkel im Video-Interview.

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In der Polizeidirektion Braunschweig hat sich vor eineinhalb Jahren die Ermittlungsgruppe "Cold Cases" gegründet.
In der Polizeidirektion Braunschweig hat sich vor eineinhalb Jahren die Ermittlungsgruppe "Cold Cases" gegründet. | Foto: Anke Donner

Region. Vor knapp eineinhalb Jahren gründete sich in der Polizeidirektion Braunschweig die Ermittlungsgruppe "Cold Cases". Ein spezielles Ermittlerteam sollte sich dabei um die Fallakten kümmern, die seit vielen Jahren ungeklärt sind. regionalHeute.de hat bei der Polizei Braunschweig nachgefragt, ob die Ermittlungsgruppe bereits Erfolge verzeichnen konnte.


Nun, beinahe eineinhalb Jahre später, kann und darf man bei der Polizeidirektion nicht im Detail über Erfolg oder Misserfolg der sechsköpfigen Ermittlungsgruppe sprechen. "Natürlich gibt es neue Erkenntnisse. Aber noch nichts womit wir schon an die Öffentlichkeit gehen können. Es gibt in diversen Fällen Ansätze, denen nachgegangen wird, die aber auch erst ausgewertet werden müssen. Die Ermittlungen dauern da an und wenn wir etwas zu vermelden haben, dann werden wir an die Öffentlichkeit gehen. Man darf nicht vergessen, dass sich die Gruppe erstmal konsolidieren und die ganzen alten Akten sichten muss, um Zeugen aufzutun und zu befragen oder sogar mögliche, alte Spuren zu sichern. Das dauert alles seine Zeit", so Tim Holzhausen, Sprecher der Polizeidirektion Braunschweig und versichert, dass, wenn es Durchbrüche gibt, die Öffentlichkeit auf jeden Fall informiert wird.



Alle Fälle werden noch einmal gesichtet, kategorisiert und nach Erfolgsaussicht priorisiert. Dabei setzt die Gruppe vor allem auf die Frage der Verfügbarkeit neuer technischer Verfahren, wie etwa DNA-Auswertungen. Denn: alle Fälle seien zwar bereits "ausermittelt", aber eben unter dem Standard der damaligen Vorgehensweise und Möglichkeiten aufgenommen worden.

In der Region Braunschweig gibt es 42 Fälle, bei deren Tathergang oder Täter bis heute nicht ermittelt werden konnten - sogenannte Cold Cases, also kalte Fälle. Dabei handelt es sich um 36 Tötungsdelikte und sechs Vermisstenfälle. Der älteste Fall ist aus dem Jahr 1946, der jüngste aus 2016. Auch der Tod des damals 17-jährigen Tom-Finn Knorz ist per Definition ein Cold Case. regionalHeute.de hat über zwei Fälle mit dem Braunschweiger Oberkommissar Holger Kunkel bereits in der Vergangenheit gesprochen. Die Fälle Angelika Gaubatz und Tom-Finn Knorz.

Der Fall Angelika Gaubatz


Auch der bis heute ungeklärte Tod von Angelika Gaubatz aus dem Jahre 1972 wurde zu einem Cold Case erklärt. regionalHeute.de sprach mit Holger Kunkel, Oberkommissar bei der Polizei Braunschweig, über den Fall der damals 16-Jährigen, die am 12. Juni 1972 nicht mehr von ihrer Arbeitsstelle zurückkehrte. Ihre Leiche wurde später in einem Getreidefeld in der Nähe von Timmerlah gefunden. Vermessungstechniker hatten das Mädchen gefunden, weil sie einen starken Verwesungsgeruch wahrgenommen hatten. Das Opfer wurde gefesselt aufgefunden, als Fessselwerkzeug hatte der Täter ihre eigene Strumpfhose verwendet. Angelika Gaubatz, die eine Ausbildung beim Amtsgericht machte, war genau vier Wochen vor dem Auffinden ihrer sterblichen Überreste verschwunden. Sie kehrt am 12. Juni 1972 nicht mehr von ihrer Arbeitsstelle zurück. Damals und heute muss man davon ausgehen, dass das Mädchen sexuell missbraucht wurde. Zumindest deutete vieles daraufhin, erklärt Oberkommissar Holger Kunkel von der Polizei Braunschweig in einem früheren Interview mit unserer Zeitung. Bis heute fehlt von dem Täter jede Spur. Das Dramatische an diesem Fall ist, dass es damals DNA-Spuren gegeben haben muss. Doch die wurden 1972, zu einer Zeit, als an DNA-Analyse noch nicht zu denken war, einfach vernichtet. Unwiederbringlich – für alle Zeit.

Warum die Spuren verschwanden, erzählt Oberkommissar Holger Kunkel im Video-Interview:




Der Fall Tom-Finn Knorz


Der Tod des damals 17-Jährigen Tom-Finn Knorz sorgte bundesweit für Erschrecken und Aufsehen. In einer kalten Novembernacht 2014 wurde der Jugendliche leblos und halb entkleidet unter der sogenannten Graffitibrücke in der Braunschweiger Weststadt gefunden (regionalHeute.de berichtete). Der 17-jährige Tom-Finn Knorz stirbt kurz darauf im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen. Die tragischen Ereignisse der Winternacht liegen nun ziemlich genau sechs Jahre zurück. Am 4. November jährt sich der Todestag von Tom-Finn nach mehr als drei Jahren - doch bis heute bleiben die Todesumstände ungeklärt. Niemand weiß, was wirklich in dieser Nacht geschah, Zeugenaussagen verliefen im Sande. Alles was man weiß, ist, dass der Teenager von einem größeren Fahrzeug erfasst wurde. Doch warum ließ man Tom-Finn verletzt auf der Straße zurück? Was für ein Fahrzeug war es genau und warum wurde Tom-Finn das T-Shirt ausgezogen? Fragen, die wohl unbeantwortet bleiben werden.

Holger Kunkel sprach auch über den mysteriösen Tod des Teenagers und viele offenen Fragen



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