Wolfenbüttel / Braunschweig. Am gestrigen Donnerstag konnte eine Hausarztpraxis in Wolfenbüttel nach zwei Wochen Quarantäne wieder öffnen. Die Braunschweigerin, welche als erste in der Region an der durch das Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit COVID-19 erkrankt war, hatte sich wegen ihrer Symptome in diese Praxis begeben. Doch wieso dauert die Quarantäne genau 14 Tage und wie lange dauert eine Erkrankung?
Die Inkubationszeit beträgt laut Robert Koch-Institut (RKI) maximal 14 Tage. Dies beschreibt die Dauer einer (mutmaßlichen) Ansteckung bis zum Auftreten von Symptomen. Deshalb dauert die allgemeine Quarantänezeit bei diesen Fällen so lange. Diese zwei Wochen dauert auch die häusliche Isolation bei Corona-Verdachtsfällen an. Das Institut hat Kriterien dafür entwickelt, wann die Isolation wieder verlassen werden darf:
Corona-Patienten mit Symptomen
Die Entlassung aus dem Krankenhaus in die häusliche Isolierung (Nach einem schweren Krankheitsverlauf) sei demnach möglich, sobald eine klinische Besserung feststellbar ist. Nach der ärztlichen Einzelfallbeurteilung könne eine ambulante Weiterbetreuung erfolgen.
Die vollständige Entlassung ohne weitere Auflagen sei erst nach Symptomfreiheit seit mindestens 48 Stunden möglich. Außerdem müssen zwei separate Tests im Abstand von 24 Stunden negativ sein.
Die Entlassung aus der häuslichen Isolierung nach einem vorangegangenen Krankenhausaufenthalt wegen eines schweren Krankheitsverlafes ist erst weitere 14 Tage nach Verlassen des Krankenhauses möglich. Weiterhin muss der Patient ebenfalls seit mindestens 48 Stunden beschwerdefrei sein.
Corona-Patienten ohne Symptome
Das RKI kategorisiert diesen Fall als leichten Krankheitsverlauf. Sobald eine Quarantäne wegen eines Verdachtsfalles oder wegen des Kontaktes mit einer infizierten Person durch die zuständigen Gesundheitsämter angeordnet wurde, müssen mindestens 14 Tage verstreichen. Sind bis dahin keine Beschwerden aufgetreten, ist die Inkubationszeit vorüber. Nach ärztlicher Rücksprache kann dann eine Aufhebung der Quarantäne veranlasst werden - ob weitere Maßnahmen wie beispielsweise ein Corona-Test notwendig sind, muss dann der Arzt entscheiden.
Was bedeutet die häusliche Quarantäne?
Eine angeordnete häusliche Quarantäne bedeutet nach Maßgaben des Instituts ein striktes Verbot sämtlicher Kontakte zur Außenwelt. Betroffene dürfen ihre Wohnung nicht verlassen, auch nicht für Einkäufe oder andere Besorgungen. Besorgungen können beispielsweise durch Familienangehörige, Freunde und Nachbarn erledigt werden - diese müssen die Lebensmittel und Gegenstände dann jedoch vor der Tür abstellen. Sollten Betroffene hierfür niemanden finden, könne das zuständige Gesundheitsamt helfen. Die Nummer eines Ansprechpartners wird bei Anordnung der häuslichen Isolation mitgeteilt.
Überwacht wird das durch die zuständigen Gesundheitsämter. Diese können zur Durchsetzung der Quarantäne auch Amtshilfe bei der Polizei anfordern. Verstöße definiert das Infektionsschutzgesetz als Ordnungswidrigkeit. Es können Bußgelder verhängt und Strafverfahren eröffnet werden. Bei schwerwiegenden Verstößen droht jedoch eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.
Wer bezahlt Verdienstausfälle?
Bei einer angeordneten Quarantäne besteht in der Regel Anspruch auf eine finanzielle Entschädigung. Ansprechpartner hierfür sei die anordnende Behörde.
Wie lange dauert eine Infektion mit dem Coronavirus?
Die Krankheitsverläufe seien unspezifisch, vielfältig und variieren stark, von symptomlosen Verläufen bis zu schweren Lungenentzündungen mit Lungenversagen und Tod. Daher lassen sich keine allgemeingültigen Aussagen zum „typischen“ Krankheitsverlauf machen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO berichtet in ihrem Abschlussbericht zum Ausbruch des Coronavirus in China jedoch von einer Dauer zwischen zwei und sechs Wochen. Hierbei unterscheide man zwischen einem milden Verlauf mit einer Dauer von durchschnittlich zwei Wochen und einem schweren Verlauf, mit einer Dauer zwischen drei und sechs Wochen.
Ab wann bin ich ansteckend?
Hierzu liegen selbst dem Robert Koch Institut keine belastbaren Daten vor. Man gehe derzeit davon aus, dass man erst nach Ausbruch von Symptomen andere Personen anstecken kann. Da diese aber häufig sehr milde sind, können diese von den Betroffenen unterschätzt werden. Lediglich zwei Fallbeispiele liegen vor, in denen eine Person ohne jegliche Symptome Viren hätte übertragen können. Bei diesen gebe es jedoch zu viele Unklarheiten, um sie als Beleg heranzuziehen. Näheres zu den Symptomen erfahren Sie in unserem Übersichtsartikel.
Institut vermutet Dunkelziffer
"Natürlich ist es denkbar, dass es Erkrankungsfälle gibt, die als solche nicht bekannt sind, weil die Erkrankung für eine Erkältung gehalten wird. Wie groß diese Dunkelziffer ist, ist unbekannt", erklärt das Robert Koch-Institut auf Anfrage von regionalHeute.de. Umso wichtiger seien kontaktreduzierende Maßnahmen für jeden - Die Ansteckungsgefahr durch unerkannte Fälle kann so gering gehalten werden.
Kann man doppelt an COVID-19 erkranken?
Der Aufbau einer Immunität bei erkrankten spielt bei der Ausbreitung einer Pandemie eine wichtige Rolle. Die Forscher beschäftigt diese Frage seit geraumer Zeit. Laut einer neuen Studie der Chinese Academy of Medical Sciences besteht jedoch Hoffnung, dass Menschen nach einer Erkrankung immun sind und sich zumindest für die Dauer der Pandemie nicht neu infizieren können. Die Studie wurde bisher nur in einer Vorschau veröffentlicht und könne noch nicht als gültig angesehen werden. Der Chefvirologe der Charité in Berlin, Christian Drosten erklärte im Podcast mit dem NDR, dass für die Studie vier Menschenaffen mit dem Coronavirus infiziert wurden. Nach der Krankheitsphase seien sie dann mit einer überdurchschnittlich hohen Dosis erneut infiziert worden. "Diese hohe Virus-Dosis hat bei allen Tieren dennoch keine Infektion mehr hervorgerufen", so Drosten im Gespräch mit dem NDR.
Der Viruloge gibt jedoch zu bedenken, dass nur eine sehr kleine Anzahl von Affen untersucht worden sei. Für belastbare Belege seien klinische Beobachtungen mit Menschen notwendig, die nach einer Infektion mindestens drei Monate dauern sollten. Drosten hoffe aber darauf, dass dies in nächster Zeit kommen werde.
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