Marienborn. In der Nacht vom 12. auf den 13. Februar wurde die historische Begrüßungsstele der DDR auf dem Mittelstreifen der A2 entfernt. Der Abbau erfolgte planmäßig. Die Stele soll nun denkmalgerecht eingelagert, befundet und umfangreich saniert werden. Das berichtet die Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt in einer Pressemitteilung.
Die Begrüßungsstele mit dem Staatswappen der DDR wurde 1977 projektiert und markierte am Grenzübergang Marienborn bis zur Wende das Hoheitsgebiet der DDR. Gegenüber westlichen Einreisenden betonte das Regime so seine staatliche Souveränität und seinen Machtanspruch an der Systemgrenze. Die auf Annäherung und Dialog setzende Ostpolitik Willy Brandts, die Aufnahme der DDR in die Vereinten Nationen und die Teilnahme an der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) in Helsinki verschafften der DDR-Staatsführung in den 1970er Jahren zunehmend internationales Renommee. Im Kontext dieser Entwicklungen wurden Begrüßungsstelen an vielen Grenzübergangsstellen platziert. Sie waren Ausdruck des neu gewonnenen Selbstbewusstseins der SED-Führung.
Von der SED-Führung unmittelbar beauftragt
Der Entwurf der Stelen stammt von Plastiker, Grafiker und Maler Lutz Brandt. Er war Meisterschüler des Kunstprofessors Walter Womacka, Rektor der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und von der SED-Führung unmittelbar mit der Vergabe der Projektierung betraut. Für die Durchführung des Auftrags wurde die parteieigene Werbeagentur DEWAG verpflichtet. Lutz Brandt siedelte 1984 in den Westen über.
Die Doppelstele wie auch das Staatswappen bestanden aus Duroplast, demselben Kunstharz-Material, aus dem die Karosserie des bekanntesten DDR-Fahrzeugs, dem Trabant, gefertigt wurde.
Baugleiche Stelen sind noch an weiteren ehemaligen Grenzübergängen erhalten, etwa Dreilinden oder Bergen (Dumme)/Salzwedel. Das originale Hoheitszeichen der nun demontierten Stele am ehemaligen Grenzübergang Marienborn ist seit 2020 Teil der Dauerausstellung der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn und kann dort besichtigt werden.
Rückbau durch die Autobahn GmbH
Der planmäßige Rückbau der Stele erfolgte durch die Autobahn GmbH. Die Gesellschaft hatte in Rücksprache mit dem Landesverwaltungsamt im Vorfeld das Büro „BAKU – Bauen mit Kunststoff“ mit der Erstellung eines Rückbau- und Restaurierungskonzeptes beauftragt. Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie erteilte die Genehmigung.
Am 12. Februar, 21 Uhr, wurde die Lastspur der A2 Richtung Hannover gesperrt. Mittels Kran und unter Einsatz eines speziellen Traggerüsts wurde die Stele gehoben, liegend abtransportiert und ist nun in einer Halle der Autobahnmeisterei Börde zwischengelagert. Sie soll zunächst restauratorisch befundet, anschließend umfangreich restauriert und schließlich wieder aufgestellt werden.