Der Traum vom Eigenheim bleibt für viele Menschen in Niedersachsen ein zentrales Lebensziel – ob in Form eines Eigenheims im Grünen oder einer Eigentumswohnung in der Stadt. Doch gerade angesichts schwankender Immobilienpreise, steigender Baukosten und komplexer Finanzierungsfragen ist die Entscheidung für einen Hauskauf anspruchsvoller denn je.
Wie Interessierte den Schritt dennoch gut vorbereitet angehen können, schildern der Braunschweiger Immobilienexperte Dirk Teckentrup sowie Tibor Herczeg, Geschäftsführer des Verbands Wohneigentum Niedersachsen, gegenüber regionalHeute.de.
Wünsche und Bedürfnisse definieren
Bevor die Suche konkret wird, sei es entscheidend, die eigenen Vorstellungen zu klären, betont Herczeg. Dazu gehöre die Frage, ob ein Neubau oder eine Bestandsimmobilie besser passe. Bei Neubauten könnten Risiken wie Kostensteigerungen oder Baumängel auftreten, während Bestandsobjekte nach sachverständiger Prüfung oft mehr Planungssicherheit böten.
Auch Lage, Größe und Ausstattung sollten von Anfang an bedacht werden: Nähe zu Arbeitsplätzen, Grundstücksgröße, Zahl der Zimmer oder die Energieeffizienz des Gebäudes seien maßgeblich für die langfristige Eignung. Herczeg verweist zudem darauf, dass Käufer bei Bestandsimmobilien gesetzliche Vorgaben berücksichtigen müssen – beispielsweise verpflichtende Modernisierungen innerhalb von zwei Jahren, etwa beim Austausch alter Heizungen.
Solide Finanzplanung ist unverzichtbar
Eine solide Finanzplanung ist entscheidend. Es wird daher empfohlen, mindestens 20 - 30 Prozent des Kaufpreises als Eigenkapital einzubringen. Ohne Eigenkapital wird der Zugang zu Immobilienfinanzierungen aktuell extrem schwierig. Wer gespartes Eigenkapital oder eine Unterstützung aus der Familie nachweisen kann, erhöht seine Chancen auf günstige Konditionen.
Neben dem Kaufpreis sollten Käufer die Kaufnebenkosten berücksichtigen:
Grunderwerbsteuer: In Niedersachsen aktuell 5 % des Kaufpreises
Notarkosten und Grundbucheintragung: etwa 2 %
Darüber hinaus lohnt sich eine realistische Budgetplanung: Welche monatlichen Raten lassen sich langfristig stemmen? Prüfen Sie Fördermöglichkeiten wie KfW-Kredite oder Landesförderungen individuell. Eine unabhängige Beratung kann helfen, langfristige Risiken zu vermeiden.
Immobilienpreise und Mietmarkt in Südostniedersachsen
Die Kaufpreise in der Region Braunschweig sind zuletzt leicht gesunken. Wie Teckentrup erklärt, fiel der Rückgang im Jahr 2023 noch deutlicher aus, während er sich 2024 bereits abgeschwächt habe. In den Großstädten Braunschweig und Wolfsburg seien die Werte stabiler geblieben, während kleinere Städte und ländliche Regionen stärkere Einbußen verzeichneten – abhängig vor allem von der vorhandenen Infrastruktur. Entscheidend bleibe daher die Lage.
Auch der Mietmarkt zeigt unterschiedliche Entwicklungen. Während Braunschweig und Wolfsburg durch ihre Mietspiegel relativ stabile Verhältnisse aufweisen, gebe es in anderen Regionen Unterschiede. So seien in Helmstedt, Salzgitter und im Harz zuletzt teils leicht sinkende Mieten beobachtet worden, während sich die Werte in weiteren Landkreisen seitwärts bewegten.
Häufige Fehler beim Hauskauf
Beim Kaufprozess eines Hauses können entscheidende Fehler auftreten, die zu einem Fehlkauf oder gar Kaufabbruch führen können. Laut Herczeg seien die folgenden die wichtigsten:
1. Emotionale Entscheidungen treffen:
Viele Käufer lassen sich von der ersten Begeisterung leiten und treffen überstürzte Entscheidungen, ohne das Objekt gründlich zu prüfen.
2. Finanzielle Möglichkeiten überschätzen:
Ein häufiger Fehler ist, die monatliche Belastung zu unterschätzen oder zu knapp zu kalkulieren. Unerwartete Kosten wie Reparaturen werden oft nicht eingeplant.
3. Fehlende Objektprüfung:
Wer auf eine fachkundige Begutachtung verzichtet, riskiert, dass Baumängel, Feuchtigkeit oder veraltete Technik unentdeckt bleiben – mit teuren Folgen.
4. Zu wenig Verhandlungsspielraum:
Wer zu früh signalisiert, dass er das Haus unbedingt will, schwächt seine Verhandlungsposition.
5. Unvollständige Unterlagen:
Wichtige Dokumente wie Energieausweis, Grundbuchauszug oder Protokolle der Eigentümerversammlungen werden oft nicht eingefordert und geprüft.
6. Kaufnebenkosten unterschätzen:
Kosten für Grunderwerbsteuer, Notar, Makler und Gutachter summieren sich schnell auf 10 bis 15 Prozent des Kaufpreises und werden häufig nicht von Anfang an in die Finanzierung eingeplant.
7. Keine langfristige Planung:
Ein Hauskauf ist eine Entscheidung für Jahrzehnte. Wer nur kurzfristig denkt (z.B. ohne Kinderplanung oder Arbeitsplatzsicherheit), kann später in Schwierigkeiten geraten.
Aktuelle Marktentwicklung in der Region
In den letzten zwei Jahren haben die Immobilienpreise in Südostniedersachsen nachgegeben, insbesondere 2023. 2024 zeigt sich die Abkühlung abgeschwächt. Größere Städte wie Braunschweig oder Wolfsburg sind prozentual weniger betroffen als kleinere Städte oder ländliche Regionen. Dabei spielt Teckentrup zufolge die lokale Infrastruktur eine große Rolle: Gut angebundene Standorte bleiben gefragt, weniger erschlossene Gebiete verlieren teilweise an Attraktivität.