Digitalisierung, Förderung, Verkaufsevents: So soll der Einzelhandel gerettet werden

Die IHK Braunschweig hat ein Ideenpapier zur Stärkung des Handels in und nach der Corona-Krise erarbeitet.

Wie kann die Kauflaune der Konsumenten verbessert werden? Symbolbild.
Wie kann die Kauflaune der Konsumenten verbessert werden? Symbolbild. | Foto: Pixabay

Region. Die Corona-Krise hat den Handel im Wirtschaftsraum Braunschweig mit enormer Wucht getroffen. Je nach Sortiment gab es einerseits Umsatzzuwächse im zweistelligen Bereich, andererseits kam es über Nacht zu kompletten Umsatzausfällen. Die Zahl der Verlierer dürfte deutlich größer sein als die der Gewinner. Der Handelsausschuss der IHK Braunschweig hat sich intensiv mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Branche auseinandergesetzt, mögliche Lösungswege diskutiert und diese jetzt in einem Ideenpapier veröffentlicht. Das teilt die IHK in einer Pressemitteilung mit.


„Die Ausfälle führten bei zahlreichen Händlern zu Liquiditäts- und Ertragsproblemen, die sich nach wie vor in 
Nebeneffekten, wie vollen Lagern mit nicht abverkaufter Ware, widerspiegeln. Hinzu kommen auch erhebliche Veränderungen im Kauf- und Konsumentenverhalten – nicht zuletzt aufgrund der verpflichtenden Anordnung, einen Mund-Nasen-Schutz beim Einkaufen zu tragen“, sagt Joachim Wrensch, Vorsitzender des Handelsausschusses und Vizepräsident der IHK Braunschweig. Eine Abschaffung der Maskenpflicht fordert die IHK nicht. Allerdings heißt es seitens Joachim Wrensch: „Die aktuellen, niedrigen Infektionszahlen, auch im Wirtschaftsraum Braunschweig, 
zeigen, dass die restriktiven Maßnahmen des Landes durchaus richtig gewesen sind. Gleichzeitig sollte diese positive Entwicklung aber auch ein Signal sein, die Notwendigkeit gewisser Maßnahmen für Handel und Innenstädte neu zu bewerten.“

Jeder zehnte Einzelhändler von der Insolvenz bedroht


Allgemein beschleunige die Pandemie den Strukturwandel im Handel und verschärfe die Schere zwischen Betriebsformen und Sortimenten. Gewinner der Krise sind zum einen die Online-Händler und Plattform-Betreiber – aber auch die Geschäftszweige, die von dem Lockdown gar nicht oder nur wenig betroffen waren, wie Lebensmittelhändler, 
Drogerien und Apotheken. „Die schrittweisen Geschäftsöffnungen seit Ende April geben insbesondere dem inhabergeführten kleinflächigen Handel wieder etwas Luft zum Atmen – können allerdings die Verluste der letzten Wochen nicht ansatzweise und vor allem nicht so zügig, wie eigentlich nötig, kompensieren“, beschreibt Christian Scheffel, Handelsreferent bei der IHK Braunschweig. So sieht sich nach einer aktuellen IHK-Umfrage von Anfang Mai jeder zehnte Einzelhändler in Niedersachsen von der Insolvenz bedroht, knapp 80 Prozent rechnen mit einem pandemiebedingten Umsatzrückgang für das Jahr 2020.

In ihrem Ideenpapier haben die Fachexperten des IHK-Handelsausschusses nun Handlungsempfehlungen für Gewerbevereine und Händler erarbeitet sowie Forderungen an Politik, Verwaltungen, Wirtschaftsförderungen und kommunale Marketingvereine formuliert.„Unabhängig von den Vorgaben der Landesregierung ist jeder Händler und jeder Gewerbeverein gut beraten, in den nächsten Wochen Maßnahmen zu ergreifen, die schnell wirken und eine kurzfristige Ankurbelung des Umsatzes ermöglichen. Perspektivisch betrachtet sollten aber auch Strategien entwickelt werden, die langfristig und nachhaltig greifen“, fasst Scheffel zusammen.

Gezielte Digitalisierungsmaßnahmen


Damit dieser Spagat gelingt, solle der einzelne Händler schrittweise gezielte Digitalisierungsmaßnahmen in seinem Betrieb umsetzen. Politik und Verwaltung sollten die Unternehmen vor allem in Förder- und Finanzierungsfragen unterstützen sowie kreative Lösungen unbürokratisch ermöglichen. „Ziel aller sollte es sein, den regionalen Einzelhandel – online wie offline – mit vereinten Kräften während und vor allem nach Corona aufrechtzuerhalten“, erklärt der Ausschussvorsitzende Wrensch abschließend. Konkret gefordert werden unter anderem vier anlasslose Sonn- und Feiertagsöffnungen bis 31. Dezember 2020, kreative„Verkaufsevents“ (zum Beispiel, indem leerstehende Messe- oder sonstige größere kommunale Veranstaltungshallen dem Handel flexibel als „Pop up Verkaufsfläche“ zum Abverkauf ihrer Ware zur Verfügung gestellt werden) sowie ein ausreichendes und kostengünstiges Parkraumangebot in Zentrumsnähe.


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