DONNERstag: Amüsanter Wartezimmer-Smalltalk

Immer DONNERstags gibt es jetzt Geschichten unserer Redakteurin Anke Donner, wie sie nur das Leben schreiben kann. Situationen, wie sie einem im Alltag manchmal einfach vor die Füße fallen und die einen zum Lachen, Weinen und Staunen bringen, oder schier an den Rand des Wahnsinns treiben.

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Die Wartezeit beim Arzt kann auch amüsant sein.
Die Wartezeit beim Arzt kann auch amüsant sein. | Foto: Anke Donner

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser! Neulich musste ich mehrere Stunden im Wartezimmer eines Facharztes verbringen. Und was ich da so erlebte, hat mir die lange Wartezeit ein wenig versüßt und lässt mich heute noch schmunzeln.



Spontan einen Termin bei einem Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie zu bekommen, ist ja heutzutage wie ein Sechser mit Zusatzzahl. Und doch hatte es zu meiner größten Überraschung geklappt. Und so fand ich mich im Wartebereich zwischen Seniorinnen und Senioren wieder, für die der Arztbesuch scheinbar eine willkommene Abwechslung war und eine gut Gelegenheit bot, ein bisschen Wartezimmer-Smalltalk zu betreiben.

Amüsanter Wartezimmer-Smalltalk


In meiner ersten Wartezeitphase wurde ich zunächst von einer älteren Dame damit beauftragt, auf ihre Handtasche aufzupassen, weil sie "mal schnell wohin musste". "Ich werde sie mit meinem Leben verteidigen", versprach ich, was der Handtaschenbesitzerin ein vergnügtes Gurgeln entlockte. Nach gefühlten zehn Sekunden stand sie auch schon wieder auf der Matte, was in mir die Frage aufkommen ließ, wie sie das so schnell geschafft hatte... Nachdem wir noch ein bisschen über unsere Leiden geschwatzt hatten und darüber, welcher Arzt denn nun kompetenter ist und wie lange ich schon warte, wurde ich aufgerufen.

Während der zweiten Wartephase musste ich schnell feststellen, dass ein Arztbesuch bei manchen Menschen offenbar das Schamgefühl außer Kraft setzt. Denn, also ich so da saß und mir die Zeit mit dem Handy vertrieb, marschierte ein älterer Herr mit freiem Oberkörper und nur auf Socken mit seinem Rollator auf mich zu. Im Schlepptau eine ältere Dame, seine Frau, vermute ich.

Besagte eilte also hinter dem Mann her und wedelte mit Unterhemd und Pulli. Endlich bei ihrem Mann angelangt, sprudelte es auch schon aus ihr heraus: "Günther, nu zieh mal das Hemd über. Die junge Frau wird schon ganz rot". Nur widerstrebend ließ sich Günther das Unterhemd überstreifen. Den Pulli fand der dann aber doch völlig unnötig. "Aber guck doch mal, die Frau da hat schon ganz rote Backen", wagte die Gattin einen neuen Versuch und sah mich erwartungsvoll an. Doch was sollte ich sagen? Sollte ich jetzt zugeben, dass mich der Anblick einer unbekleideten Männerbrust aus der Fassung brachte? Und woher wusste sie, welche Farbe meine Backen haben? Stattdessen sagte ich: "Ach, da hab ich schon ganz andere Sachen gesehen." Günther quittierte meine Bemerkung mit einem Schnauben und die Gattin ließ sich resigniert auf den anderen Stuhl neben mir plumpsen.

Im Glauben, das Gespräch sei nun beendet, beschäftigte ich mich weiter mit dem Handy. Mit einem Blick auf meine Schuhe rief sie dann aber plötzlich: "Na, sie haben aber kleine Füße. 37?". "Nein, 37 1/2", klärte ich sie auf und versuchte, das Klingeln in meinem rechten Ohr unter Kontrolle zu bringen. "Die fallen dann aber klein aus", stellte sie nach einem erneuten Blick auf meine Schuhe fest. Eigentlich ist es sogar nur 37 1/3. Um sie aber nicht noch mehr zu verwirren, behielt ich das lieber für mich. Nachdem wir also unsere Schuhgrößen ausgetauscht hatten und die Dame noch erzählte, dass sie mit ihren Stiefeln - die sie immer gut pflegte und die auch sehr robust seien - schon etliche Schoduvel mitgelaufen sei, wurde ich auch schon wieder aufgerufen. Zum Abschied rief sie mir noch ein "alles Gute" hinterher und entschwand mit Günther ebenfalls in einer der Kabinen.

Nach knapp drei Stunden hatte ich es geschafft. Mein Magen hing mir inzwischen schon in der Kniekehle. Gut, dass unter dem Arzt direkt ein Bäcker ist. Am Tresen sprach mich dann die Handtaschenfrau aus dem Wartezimmer an. "Auch schon fertig?". Schon ist gut, dachte ich. Aber was sind schon drei Stunden Wartezeit, wenn man in so netter Gesellschaft ist...

Einen schönen DONNERstag, wünscht Ihnen

Ihre Anke Donner



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