DONNERstag: Du oder Sie?

Vielleicht bin ich ja altmodisch, aber ich finde, es gibt Bereiche und Situationen, in denen das "Sie" noch seinen Platz haben sollte und diese förmliche Anrede auch Distanz und Respekt ausdrückt.

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Ich bin kein Freund davon, wenn mich Leute, die ich nicht kenne, locker flockig duzen.
Ich bin kein Freund davon, wenn mich Leute, die ich nicht kenne, locker flockig duzen. | Foto: Anke Donner

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser! Wie geht es euch heute so? Hattet ihr bis jetzt eine angenehme Woche? An diesem DONNERstag möchte ich mich einem Thema widmen, dass euch sicher auch schon häufiger begegnet ist. Na, kommt ihr drauf?


Fanden Sie meine heutige Anrede etwas merkwürdig, oder haben sich sogar an dem vertrauten "Du" gestört? Ich jedenfalls störe mich daran, wenn mich plötzlich jemand mit "Du" anquatscht, obwohl ich meinen Gegenüber gar nicht, oder nur wenig kenne.

Du oder Sie?


Das "Du" wird inzwischen scheinbar überall und großzügig angewandt. Beim Einkaufen, im Büro oder im Restaurant - ganz so, als wären wir alle langjährige Kumpel und hätten schon oft gemeinsam an der Theke gestanden.

Vielleicht bin ich ja altmodisch, aber ich finde, es gibt Bereiche und Situationen, in denen das "Sie" noch seinen Platz haben sollte und diese förmliche Anrede auch sowas wie eine gewisse Distanz und Respekt ausdrückt.

Ich zumindest bin kein Freund davon, wenn mich Leute, die ich nicht kenne, locker flockig duzen. Erst am Wochenende ist mir das passiert, als wir mit Freunden in einem Restaurant saßen. Der Kellner, ein junger Typ, sprach uns während unseres gesamten Besuchs sehr vertraut mit "Wollt ihr was trinken?", "Wisst ihr schon, was ihr essen wollt?" oder "Habt ihr alles?", an. Wir fanden das sehr befremdlich. Nur, damit wir uns richtig verstehen: Es handelte sich hier nicht um unser Stammlokal im Ort, in das wir schon lange Zeit gehen.

Auch der Postbote, der ab und an neuerdings meine Post bringt, scheint diese Form der Anrede für angemessen zu halten. Bei unserem ersten Zusammentreffen duzte er mich sofort und sprach mich sogar mit meinem Vornamen an: "Bist Du die Anke?". Dazu rückte er mir mir ziemlich unangenehm auf die Pelle. Ähhh... 'tschuldigung, kennen wir uns? Sind wir beste Freunde und ich habe es vergessen? Oder was soll das vertraute Getue?

In Zeiten von Social Media und flüchtigen Begegnungen scheint das "Du" ja ebenfalls Gang und Gäbe zu sein. Manche Behaupten sogar, es sei ein ungeschriebenen Gesetz, dass man bei Facebook und Co. jeden gleich mit "Du" ansprechen kann. Doch nicht jeder fühlt sich automatisch wohl mit dieser vertrauten Anrede. Manchmal kann sie sogar als unhöflich oder respektlos empfunden werden.

Ich finde, wir sollten schon hier und da wieder ein wenig mehr Wert auf die Kunst des Sie-Sagens legen. Es verleiht einem Gespräch eine gewisse Höflichkeit und lässt Raum für Respekt, besonders wenn man die Person, die man anspricht, überhaupt nicht kennt.

Ein "Sie A...loch" kommt einem eben nicht so leicht über die Lippen, wie ein "Du A...Loch".

Einen schönen DONNERstag wünscht Ihnen

Ihre Anke Donner

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