Einblick in die Stadtgeschichte: Als die Straßenbahn durch den Zimmerhof fuhr

Jürgen Hunger und die Aktionsgemeinschaft Innenstadt e.V. erzählen die Geschichte der Wolfenbütteler Straßenbahn. Das Heft ist allerdings nicht nur für Bahnenthusiasten interessant.

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Heftautor Jürgen Hunger und Vereinsvorsitzender Dieter Kertscher vor dem Schaufenster der Aktionsgemeinschaft Altstadt Wolfenbüttel im Kleinen Zimmerhof. Hier bekommen Interessierte Informationen zur ehemaligen Straßenbahn in Wolfenbüttel präsentiert.
Heftautor Jürgen Hunger und Vereinsvorsitzender Dieter Kertscher vor dem Schaufenster der Aktionsgemeinschaft Altstadt Wolfenbüttel im Kleinen Zimmerhof. Hier bekommen Interessierte Informationen zur ehemaligen Straßenbahn in Wolfenbüttel präsentiert. | Foto: Werner Heise

Wolfenbüttel. In seinem Heft "Straßenbahnen in Wolfenbüttel - Ein weiteres Kapitel Wolfenbütteler Schienenverkehrsgeschichte" begibt sich der Autor Jürgen Hunger für die Aktionsgemeinschaft Altstadt Wolfenbüttel auf die Suche nach einem in Wolfenbüttel fast vergessenen Verkehrsmittel: Der Straßenbahn. Bis 1954 fuhr "die Elektrische" zwischen Wolfenbüttel und Braunschweig, auch an Orten, an denen man sie heute nicht mehr erwarten würde. Noch heute prägt die Straßenbahnen an einigen Stellen das Stadtbild, auch wenn das vielen Menschen nicht bewusst sein dürfte.


Wer in Wolfenbüttel am Neuen Weg einkaufen geht, dem wird gegenüber des großen Supermarktes ein längliches Gebäude im Fachwerkstil aufgefallen sein, in dem heute ein Maschinenverleih und ein griechisches Restaurant zu Hause sind. Bis vor 66 Jahren hatte hier ein mittlerweile geschlossenes Kapitel des öffentlichen Nahverkehrs in Wolfenbüttel seinen Startpunkt: Die Straßenbahn. In dem länglichen Fachwerkgebäude, dass manche an eine Scheune erinnert, befand sich das Depot der elektrischen Wolfenbütteler Straßenbahn.

Jürgen Hunger hat auch ein Modell der Straßenbahn nachgebaut.
Jürgen Hunger hat auch ein Modell der Straßenbahn nachgebaut. Foto: Werner Heise


Jürgen Hunger hat sich zur Aufgabe gemacht die Wolfenbütteler Verkehrsgeschichte nachzuvollziehen. Sein Heft über die Straßenbahnen, das bei Bücher Behr für 15 Euro erhältlich ist, ist bereits der 16. Teil einer Reihe über Wolfenbüttel Stadtgeschichte und kommt in Zeiten von Verkehrswende und allgemeinen Bekenntnissen zum öffentlichen Nahverkehr zur rechten Zeit. Denn, so ist zu hören, ist das Werk bereits jetzt ein Verkaufsschlager. Ob das nun an der Nostalgie liegt, die dieses Heft wecken kann, oder an der Aktualität des Themas, das kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden.

Eine Reise in die Vergangenheit


Wer das Heft durchblättert, der wird jedoch eine nostalgische Reise ins "alte" Wolfenbüttel machen. Hunger erzählt die Geschichte der "City of Brunswick Tramway Company", die 1879 die erste Pferdebahn in Braunschweig in Betrieb nahmen, entlang des Kaiserreichs, der Weimarer Republik und der Weltkriege bis zur letzten Fahrt der Straßenbahn 1954. Das Heft beschreibt also nicht nur die Straßenbahn, sie beschreibt entlang des Themas auch die Stadtgeschichte.

Überhaupt zeigt Hungers Heft überraschendes auf: Wer würde heute denken, dass die Straßenbahn nicht nur durch Wolfenbüttel fuhr, sondern auch durch die heutige Fußgängerzone und sogar den engen Zimmerhof fuhr? Mit der Straßenbahn lassen sich auch einige Rätsel im Stadtbild
erklären: Ein scheinbar sinnfreier Sockel an der Oker in Richtung Bahnhof, Haken an Häusern in der Innenstadt oder eben das oben genannte Fachwerkhaus am Neuen Weg.

Das Heft ist ein interessantes Werk für jeden, der sich für die Wolfenbütteler Stadtgeschichte interessiert. Auch wenn das Thema Straßenbahn zunächst sehr speziell erscheint, gibt Jürgen Hungers Heft, das von der Aktionsgemeinschaft Wolfenbüttel e.V. herausgegeben wird, Einblicke in Stadtgeschichte. "Straßenbahnen in Wolfenbüttel - Ein weiteres Kapitel Wolfenbütteler Schienenverkehrsgeschichte" ist für 15 Euro in der Buchhandlung Behr am Kornmarkt erhältlich. Direkt am Busbahnhof.


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