Elternverband fordert: "Lasst die Schulen offen!"

An vielen Schulen in der Region herrscht Unsicherheit. Kann der Unterreicht weiter stattfinden? Soll ins Szenario B gewechselt werden? Oder wird die Schule gleich ganz geschlossen? Der Verband der Elternräte der Gymnasien Niedersachsens fordert nun deutlich: "Lasst die Schulen offen!"

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: pixabay

Region. Seit Wochen wird um die Beschulung in der "zweiten Welle" gestritten. Sollen die Schulen offen bleiben? Wenn ja, wie? Oder sollen sie gleich ganz geschlossen werden? Der Verband der Elternräte der Gymnasien Niedersachsens fordert nun in einem offenen Brief die Schulen nicht zu schließen. Wir veröffentlichen die Forderungen des Verbandes ungekürzt und unkommentiert.


In den letzten Tagen wurden in den Medien Forderungen von Berufsverbänden der Lehrerinnen und Lehrer, den Schulbetrieb kurzfristig in ein Wechselmodell aus Präsenz- und Distanzunterricht übergehen zu lassen, stark thematisiert. Aber auch einzelne Kreis- und Stadtelternräte und sogar der Landeselternrat Niedersachsen befürworten öffentlich oder in Offenen Briefen ein solches Vorgehen.

Im Verband der Elternräte der Gymnasien Niedersachsens e.V. entsteht der Eindruck, dass bei diesen Forderungen die Meinung einer breiten Masse der Eltern und Familien überhört wird.

Wechselmodelle mit großen Anteilen an Homeschooling erfordern elterliche Betreuung und Unterstützung. Es wird abermals übersehen, dass das nicht in allen Familien möglich ist und Arbeiten im Homeoffice nicht allen berufstätigen Eltern offensteht! Allein aus Betreuungsgründen wünschen sich sehr viele Eltern den Verbleib im eingeschränkten Regelbetrieb im Präsenzunterricht, solange die Infektionszahlen an den Schulen auf einem niedrigen Niveau bleiben - zumal sich die Schulen nicht als Infektions-Hotspots erwiesen haben und die Hygiene- und Abstandskonzepte an vielen Schulen grundsätzlich gut funktionieren.

Darüber hinaus verwundert sehr, dass Stimmen von Kinderschutz- und Sozialverbänden offensichtlich ignoriert werden. Im Zuge der Schulschließungen und Wechselbeschulungen vor den Sommerferien wurde immer wieder auf die Benachteiligung von Kindern aus sozial schwachen Familien hingewiesen. Die Gefahr, einen signifikanten Teil der Kinder und Jugendlichen gesellschaftlich abzuhängen, wurde sehr deutlich. Ebenso deutlich wurde, dass Lernfortschritte im Homeschooling insbesondere in den niedrigen Jahrgangsstufen wesentlich schlechter sind als im Regelbetrieb – nicht zuletzt, weil die technischen, konzeptionellen und personellen Voraussetzungen für digitales Lehren und Lernen aufgrund politischer Versäumnisse noch lange nicht flächendeckend gegeben sind.

Die pauschalen Forderungen nach einem sofortigen Wechsel ins Szenario B sind auf Basis der aktuellen Informationen nicht zielführend und führen in der aktuell ohnehin schwierigen Pandemiesituation nur zur weiteren unnötigen Unsicherheit bei allen Beteiligten. Der Verband der Elternräte der Gymnasien Niedersachsens e.V. begrüßt daher sehr, dass der Kultusminister den Präsenzunterricht im eingeschränkten Regelbetrieb weiterführen will, solange die Infektionszahlen an den Schulen es zulassen und unterstützt diesen Kurs ausdrücklich aus Elternsicht. Die „Hotspot-Strategie“ des Kultusministeriums ist dabei ein guter und sinnvoller Schritt für ein konkretes Vorgehen in den nächsten Wochen, die den Schulen einen greifbaren Handlungsrahmen und den Eltern eine gewisse Planungssicherheit gibt.


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