Endlager: Ab 2030 soll der Atommüll in unsere Region kommen

Nach der Sicherheitsprüfung zieht die BGE ein positives Fazit. Der Bau des Endlagers stehe auf der Zielgeraden.

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Schacht Konrad soll zum Endlager werden. (Symbolbild)
Schacht Konrad soll zum Endlager werden. (Symbolbild) | Foto: Alexander Panknin

Braunschweig/Salzgitter. Die Diskussionen um das Endlager Konrad in Salzgitter nehmen Fahrt auf. Am 23. und 24. Oktober 2024 wurden in Braunschweig die Ergebnisse der zweiten Phase der sicherheitstechnischen Überprüfung (ÜsiKo) vorgestellt. Diese Evaluierung wird von der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Planungen für das Endlager den aktuellen wissenschaftlichen und technischen Standards entsprechen. Laut BGE steht der Bau des Endlagers auf der Zielgeraden – ab den 2030er Jahren soll schwach- und mittelradioaktiver Abfall hier eingelagert werden. Doch trotz der Fortschritte bleibt die Kritik aus der Region und von Umweltverbänden unverändert scharf.



Im Rahmen der Veranstaltung in Braunschweig betonte die Vorsitzende der BGE-Geschäftsführung, Iris Graffunder, dass es keine Anhaltspunkte dafür gebe, dass der Betrieb des Endlagers Konrad unsicher sei. "Wir haben detailliert untersuchen lassen, ob Fortschritte im Stand der Wissenschaft und Technik Auswirkungen auf die Sicherheit haben könnten. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass der Betrieb gefährdet wäre“, erklärte sie. Die Überprüfung umfasste 36 sicherheitsrelevante Punkte, darunter den Einsatz von Kollisionswarnsystemen für die Einlagerungsfahrzeuge und die mögliche Ausbreitung radioaktiver Gase im geologischen Untergrund.

Ein unabhängiges wissenschaftliches Team aus Experten der Universitäten Clausthal, Hannover und Jena sowie des Öko-Instituts e.V. begleitete den Prozess. Es kommt zu dem Schluss, dass alle sicherheitsrelevanten Fragen umfassend untersucht wurden und dass der sichere Betrieb des Endlagers grundsätzlich möglich sei.

Kritische Stimmen aus der Region


Trotz der beruhigenden Worte der BGE bleibt der Widerstand gegen das Projekt stark. Kritiker verweisen auf zahlreiche Unsicherheiten, die nach wie vor ungelöst seien. Petra Wassmann vom NABU kritisiert, dass das Projekt auf veralteten Annahmen beruhe. „Schacht Konrad ist ein Relikt der Atommüllpolitik des letzten Jahrhunderts“, erklärt sie. Die Langzeitsicherheit des Standorts sei nicht ausreichend geklärt, vor allem die geologischen Bedingungen seien ungenügend untersucht. „Es ist unverantwortlich, radioaktiven Müll in eine alte Eisenerzgrube zu bringen, ohne die Möglichkeit der Rückholung zu gewährleisten“, so Wassmann weiter.

Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bleibt skeptisch. Susanne Gerstner, Vorsitzende des BUND Niedersachsen, fordert eine Neubewertung des gesamten Projekts: „Es gibt neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die zeigen, dass die ursprünglichen Planungen nicht mehr zeitgemäß sind. Wir können nicht zulassen, dass zukünftige Generationen unter den Folgen einer falschen Entscheidung leiden müssen.“

Regionale Politik unterstützt den Widerstand


In der Region wächst der politische Druck gegen das Endlager. Frank Klingebiel, Oberbürgermeister von Salzgitter, zählt zu den prominentesten Kritikern. „Es ist ein Skandal, dass wir mit dem Atommüll belastet werden, während die Sicherheitsfragen nicht abschließend geklärt sind“, sagte er. Er fordert eine mutigere Haltung des Niedersächsischen Umweltministeriums und drängt auf eine transparente und kritische Neubewertung des Projekts.

Das Bündnis gegen Schacht Konrad, zu dem Klingebiel gehört, bemängelt insbesondere, dass trotz zahlreicher Einsprüche von Bürgern und Umweltorganisationen der Bau weiterhin vorangetrieben wird. "Es wird an einem alten, unsicheren Konzept festgehalten, nur um ein Endlager zu haben. Das kann nicht die Lösung sein", so die Kritik aus den Reihen des Bündnisses.



Blick in die Zukunft: Unsichere Aussichten


Obwohl die BGE weiterhin an ihrem Zeitplan festhält und optimistisch auf die Ergebnisse der Sicherheitsüberprüfung blickt, bleibt die Zukunft des Endlagers Konrad politisch und gesellschaftlich umstritten. Die finalen Berichte der ÜsiKo sollen 2025 veröffentlicht werden. Bis dahin wird die Debatte um die Sicherheit und die Akzeptanz des Endlagers weitergehen. Für viele in der Region bleibt die Frage bestehen: Wie sicher kann ein Endlager sein, das auf alten Planungen basiert, und welche Konsequenzen wird dies langfristig haben?


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