Aachen. Wissenschaftler und Verbraucherschützer stellen die Aussagekraft aktueller Energieausweise infrage. Das berichtet der "Spiegel".
Die Ausweise ordnen den Zustand eines Gebäudes anhand des Energieverbrauchs dreier vergangener Jahre ein - mit teils irreführenden Resultaten: So haben die Menschen während der Pandemie 2020 und 2021 ungewöhnlich viel Energie verbraucht, nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine 2022 hingegen waren sie zum Sparen aufgerufen. Wenn nun Verbrauchsausweise auf Basis dieser Jahre ausgestellt würden, ließen sie "keinesfalls" Rückschlüsse auf die Zukunft zu, warnen die Aachener Energieökonomen Constanze Liepold und Paul Fabianek. Es sei davon auszugehen, dass ein Großteil der 2023 ausgestellten Energieausweise "praktisch unbrauchbar" sei. Verbraucherschützer teilen die Bedenken: "Die Schwächen von Verbrauchsausweisen werden aktuell besonders deutlich", sagte Christian Handwerk von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Die teurere Alternative zu Verbrauchsausweisen sind sogenannte Bedarfsausweise, die den Energiebedarf anhand baulicher Kriterien ermitteln. Sie sind allerdings nur für alte Häuser vorgeschrieben, welche die erste Wärmeschutzverordnung von 1977 nicht erfüllen, sowie für Neubauten und frisch gedämmte Gebäude. Künftig sollte es nur noch Bedarfsausweise geben, fordert Handwerk. Allerdings müsste der Bund dafür das Gebäudeenergiegesetz überarbeiten.
In der jüngsten umstrittenen Novelle habe sich die Ampelkoalition auf Heizungen beschränkt, moniert Handwerk. Die Vorschriften für Energieausweise sei sie "bislang leider nicht angegangen".
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