Frankfurt/Main. Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöht ihren Leitzins wie erwartet um 0,5 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent. Der ebenfalls vielbeachtete Einlagezins liegt mit Wirkung zum 22. März ebenfalls 50 Basispunkte höher bei 3,0 Prozent, wie aus einer Mitteilung der Notenbank vom Donnerstag hervorgeht.
Eine entsprechende Erhöhung galt lange als ausgemacht, nach den jüngsten heftigen Finanzmarkt-Turbulenzen hatten aber einige Marktbeobachter über einen geringeren Zinsschritt spekuliert. "Der EZB-Rat ist bereit, alle seine Instrumente im Rahmen seines Mandats anzupassen, um sicherzustellen, dass die Inflation mittelfristig zu seinem Zielwert von 2 Prozent zurückkehrt, und um die reibungslose Funktionsfähigkeit der geldpolitischen Transmission aufrechtzuerhalten", hieß es in der EZB-Erklärung. Den Projektionen zufolge bleibe die Inflation "für eine zu lange Zeit zu hoch". Die erhöhte Unsicherheit verdeutliche einmal mehr, wie wichtig ein datengestützter Ansatz bei den Leitzinsbeschlüssen des EZB-Rats sei.
"Diese werden sich nach seiner Einschätzung der Inflationsaussichten vor dem Hintergrund der verfügbaren Wirtschafts- und Finanzdaten, der Entwicklung der zugrunde liegenden Inflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission richten", hieß es. Den Bankensektor des Euroraums bezeichnete die EZB als "widerstandsfähig". Kapital- und Liquiditätspositionen seien "solide". "In jedem Fall verfügt die EZB über alle geldpolitischen Instrumente, um das Finanzsystem des Euroraums erforderlichenfalls mit Liquiditätshilfen zu unterstützen und die reibungslose Transmission der Geldpolitik aufrechtzuerhalten", so die Zentralbank.
Einerseits will die EZB mit den Zinsschritten die Geldmenge verringern und die Inflation bekämpfen, andererseits drohen wegen hoher Kreditkosten Firmenpleiten oder Preiseinbrüche am Immobilienmarkt. Und zuletzt kam insbesondere in den USA, wo die Zinsen ebenfalls steigen, der Bankensektor ins Wanken. Als Zielmarke hat die EZB eine Inflation von knapp zwei Prozent ausgerufen, im Februar lag die Teuerung im Euroraum aber noch immer bei 8,5 Prozent, wenn auch minimal rückläufig. Die sogenannte "Kerninflation", ohne Energiepreise und Nahrungsmittel, lag mit 5,6 Prozent auf einem Allzeithoch.
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