Fast jeder zweite in Arztpraxen Beschäftigte berichtet von Gewalt

In Arztpraxen werden Patienten immer öfter gewalttätig.

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Behandlungszimmer beim Arzt (Archiv)
Behandlungszimmer beim Arzt (Archiv) | Foto: via dts Nachrichtenagentur

Berlin. In Arztpraxen werden Patienten immer öfter gewalttätig. Das ist das Ergebnis einer Online-Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), über die der "Spiegel" berichtet


Darin wurden vor allem Ärzte sowie medizinische Fachangestellte zu Gewalterfahrungen befragt. 43 Prozent gaben an, während der Arbeit bereits "physisch angegriffen oder bedroht" worden zu sein. Die überwiegende Mehrheit erlebte Übergriffe "ein oder mehrmals" im vergangenen Jahr.

Ein Viertel derer ergriff weitere Schritte - sie riefen die Polizei, manche erstatteten Anzeige. 48 Prozent der Befragten vermerkten, dass die Fälle körperlicher Gewalt in den vergangenen fünf Jahren gestiegen seien.

Ein Problem sind auch die verbalen Attacken. 80 Prozent der Befragten berichteten von solchen Angriffen im vergangenen Jahr. Viele Ärzte haben schon Notfallknöpfe installiert, durch Umbauten Fluchtwege geschaffen oder halten Pfefferspray griffbereit. Ärztekammern bieten Deeskalationsseminare für Praxisteams an.

Die Umfrage zeige, dass "regelmäßig rote Linien" bei den niedergelassenen Praxen überschritten werden, sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen dem "Spiegel". Die Gründe dafür seien vielfältig, ein "gesamtgesellschaftlicher Werteverfall" treffe auf ein "überlastetes und kaputt gespartes Gesundheitssystem".

Einen besseren Schutz für Menschen, die dem Gemeinwohl dienen, hat Justizminister Marco Buschmann (FDP) angekündigt. Er plant eine Gesetzesänderung, den Entwurf hat das Kabinett Anfang September beschlossen. Schon bisher können Übergriffe auf bestimmte Personengruppen wie Polizeibeamte, Feuerwehrleute oder Ärzte in Notaufnahmen in Deutschland hart bestraft werden.

Auch Kommunalpolitiker würden von der Gesetzesnovellierung profitieren. "Immer öfter schlägt ihnen Hass und Hetze entgegen", heißt es aus dem Justizministerium. Deshalb müsse nachgebessert werden.

Für die Erhebung befragte die KBV rund 7.500 Menschen.


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