Berlin. Ärzte und Apotheker warnen vor weiteren Arznei-Engpässen. "Die Lieferengpässe bei Medikamenten nehmen zu. Von den 100 Millionen Rezepten, die jährlich in den Apotheken von Nordrhein-Westfalen eingereicht werden, ist mittlerweile fast jedes zweite von einem Engpass betroffen", sagte Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, der "Rheinischen Post" (Montagausgabe).
Mal gebe es das Medikament gar nicht, mal nicht in der verschriebenen Dosierung oder Darreichungsform. Eine Folge: "Der Hersteller eines Paracetamol-Safts für Kinder liefert nun Packungen nach Deutschland, die eigentlich für die Ukraine bestimmt sind, eine ukrainische Aufmachung und einen ukrainischen Beipackzettel haben", sagte Thomas Preis. Der Verband kritisiert Lauterbachs geplantes "Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetzes" (ALBVVG) als einen "Tropfen auf den heißen Stein", so Preis. "Es schafft keine Abhilfe, um den erdrückenden Auswirkungen der Lieferengpässe wirksam etwas entgegenzusetzen. Der Minister will lediglich drei Gruppen von Medikamenten fördern (Kinder- und Krebsmedikamente sowie Antibiotika), das grundlegende Problem löst er nicht." Auch Hausärzte sind alarmiert. "Die Engpässe betreffen verschiedene Blutdruckmedikamente, Schmerzmittel, Psychopharmaka und auch Antibiotika. Bestimmte Säfte sind nicht zu bekommen, das trifft besonders Kleinkinder, die keine Tabletten schlucken können", sagte Oliver Funken, Chef des Hausarztverbands Nordrhein, der Redaktion. "Wir fordern die Rückverlagerung der Medikamenten-Herstellung in den Schengenraum." Funken weiter: "Außerdem muss das Arzneimitteltherapiegesetz überarbeitet werden, damit die Weitergabe von nicht verbrauchten Medikamenten ermöglicht wird."
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