Region. Im Januar hatte Finanzminister Reinhold Hilbers in einem Zeitungsinterview kritische Töne in Bezug auf außerunterrichtliche Tätigkeiten von Lehrern angestimmt. So würden beispielsweise Lehrer an der Landesschulbehörde eingesetzt. Der Landtagsabgeordnete Björn Försterling, FDP, fragte daher bei der Landesregierung genauer nach.
In einer sogenannten "Kleinen Anfrage" wollten Försterling, Susanne Victoria Schütz und Sylvia Bruns (alle FDP) der Frage nachgehen, wie viele Lehrer derzeit nicht für den Unterricht an niedersächsischen Schulen eingesetzt werden. In einer ausführlichen Antwort bezog die Landesregierung Stellung und schlüsselte auf, unter welchen Umständen Lehrer außerhalb von Klassenzimmern eingesetzt werden.
Zu solchen Tätigkeiten gehören beispielsweise die "Wahrnehmung schulfachlicher Koordinierungstätigkeiten", "vertretungsweises Wahrnehmen der Funktion der Schulleitung", aber auch "Ausbildungs,- Fortbildungs- und Beratungsaufgaben", nicht abschließend definierte "Sonderaufgaben" und Tätigkeiten in der Schulpersonalvertretung, als Gleichstellungsbeauftragte oder als Vertrauensperson. Besonders war Hilbers im Interview mit der Braunschweiger Zeitung aufgestoßen, dass Lehrer auch an der Landesschulbehörde arbeiten, anstatt, wie ursprünglich zu erwarten, Paukern Stoffe auf dem Weg zum Abitur oder anderen Schulabschlüssen zu vermitteln. Er warf die Frage auf, ob dies unbedingt Pädagogen sein müssen.
700 Vollzeitlehrkräfte sind aktuell länger als sechs Monate krank
Die Landesregierung meint: Unbedingt. "Hierbei handelt es sich um eine Personalentwicklungsmaßnahme für Lehrkräfte von besonderer Bedeutung. Durch ihre vorübergehende Tätigkeit in der Schulverwaltung sowie zur Entscheidungsfähigkeit in komplexeren Sachverhalten werden auch Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit vertieft." Im Anschluss listet die Landesregierung Schwarz auf Weiß auf, welchen Umfang Anrechnungen, Freistellungen und Ermäßigungen an allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen im Schuljahr 2017/2018 einnahmen.
Auf Nachfrage von regionalHeute.de teilte Björn Försterling seine ganz eigenen Schlüsse mit: "Es lässt sich feststellen, dass Lehrkräfte mit Verwaltungsaufgaben betraut sind, die auch nicht lehrendes Personal übernehmen könnte. Hier hat die Landesregierung die Aufgabe, genauer hinzuschauen und diese Tätigkeiten durch andere Personen durchführen zu lassen, nicht nur um mehr Lehrkräfte für den Unterricht zu generieren, sondern insbesondere um Lehrkräfte zu entlasten.", so Försterling.
Vor allem die Entlastung müsste nach Ansicht des Landtagsabgeordneten im Vordergrund stehen, denn auch hier lügen die Zahlen nicht: "Denn die hohe Belastung führt zu einer zweiten Erkenntnis aus der Antwort. Über 700 Vollzeitlehrkräfte sind aktuell länger als sechs Monate krank geschrieben. Vor dem Hintergrund, dass neun von zehn Lehrkräften vorzeitig in den Ruhestand gehen, ist es also notwendig, das Thema Lehrergesundheit in den Mittelpunkt zu stellen. Wenn wir die Gesundheit der Lehrkräfte verbessern können, dann führt das zu mehr und besserem Unterricht."
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